Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
Sie warne, dass Sie in Gefahr sind – dass Sie gejagt werden.“
„Es müssen diese Albträume sein“, grunzte er, sein wohlgeformtes, arrogantes Gesicht hatte einen so harten, widerspenstigen Ausdruck, dass sie vor Frustration fast geschrien hätte. „Sie haben irgendwas mit meinem Verstand gemacht.“
„Nein, das ist nicht wahr. Denken Sie doch mal nach, Ian. Diese Albträume haben Sie seit Wochen, und wir sind uns gerade erst begegnet. Ich schwöre, damit habe ich nichts zu tun. Das Dunkle … das hat alles mit dem zu tun, was in Ihnen verborgen ist. Das wissen Sie selber. Ich weiß, dass Sie es wissen. Elaina hat Ihnen Geschichten über den Merrick erzählt, seit Sie ein kleiner Junge waren.“
Er taumelte noch einen Schritt zurück und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Mit hinter dem Kopf verschränkten Fingern biss er die Zähne so fest zusammen, dass es schmerzvoll sein musste, und starrte hoch an die Decke. Molly glotzte auf die dunklen Haarbüschel unter seinen Armen, den hervortretenden Adamsapfel, und wünschte sich so sehr, die Hand auszustrecken und ihn anzufassen. Seine Brust zu berühren und sein Herz unter ihrer Handfläche schlagen zu hören, vital und stark und drängend.
„Ian, mir ist klar, Sie wollen mir immer noch nicht glauben, aber nachdem das mit dem Traum nun passiert ist, wie können Sie da noch annehmen, dass ich Sie irgendwie reinlegen will? Das war echt. Der Beweis sind diese Bissspuren an meinem Hals. Wir müssen einander helfen, um herauszufinden, was dahintersteckt, denn ich kann Ihnen versichern, es ist weit schlimmer als alles, wovon ich wusste, bevor ich mich auf diese Sache einließ. Elaina verriet mir, wie ich Sie finden kann. Sie wollte, dass ich mit Ihnen rede. Um Ihnen Dinge zu sagen, von denen Sie befürchtet, dass Ihnen sonst niemand davon erzählen wird. Aber sie hat absolut nichts gesagt von dem … von was immer es war, das heute Nacht geschehen ist. Sie sagte, diese Macht in Ihnen braucht Nahrung, aber sie hat nicht gesagt …“
Ihre Stimme verlor sich, und er senkte seinen Blick wieder auf sie herab. „Und diese Nahrung wären Sie? Die Macht in mir braucht Ihr Blut?“
„Ja.“ Sie schluckte nervös, faltete die Arme vor der Brust und widerstand dem Impuls, mit den Fingerspitzen die kribbelnde, warme Bisswunde an ihrem Hals zu berühren, wo immer noch ein Rest übrig gebliebener Lust pulsierte.
Er kniff die Augen zusammen, musterte sie mit wütender Eindringlichkeit und sagte rau: „Das gibt’s ja nicht. Sie fanden es auch noch toll, oder?“
„Was?“ Ihr fiel nichts ein, was sie darauf sagen könnte.
„Geben Sie’s zu, Molly. Jede andere Frau wäre längst schreiend davongerannt. In der Sekunde, in der sie feststellte, dass sie blutende Bisswunden am Hals hat, hätte sie Henning so schnell wie möglich den Rücken gekehrt. Aber Sie, Sie kommen auch noch hierher und wollen reden. Wollen mir helfen. Was stimmt nicht mit Ihnen?“ Er kam wieder auf sie zu und versperrte ihr jede Fluchtmöglichkeit mit seinem Körper. „Haben Sie einen Todeswunsch oder so was? Oder stehen Sie einfach nur auf solche harten Sachen?“
Sie bedrohlich überragend, griff er mit seiner schwieligen Hand wieder unter ihr Haar, seine rauen Fingerspitzen strichen über eine der beiden Einstichwunden, ein Wahnsinnsgefühl machte sich in ihr breit, besonders zwischen ihren Schenkeln, und sie musste nach Luft schnappen. Ihr Geschlecht wurde heiß … schwoll an, fühlte sich gleichzeitig schwer und leer an, und seine Nasenflügel bebten, diese dunklen Augen brannten sich in ihren verwirrten Blick. Sie wusste, er konnte riechen, was mit ihr passierte. Ein merkwürdiger Schmerz war tief in ihr, der sie etwas begehren ließ, das sie selbst überhaupt nicht verstand. Vor dem sie sich fürchtete.
„Was haben Sie dazu zu sagen, Molly?“
Zitternd sagte sie: „Seien sie meinetwegen geschmacklos, wenn es Ihnen hilft, damit umzugehen. Ich habe inzwischen ein dickes Fell und kann das aushalten. Es kotzt mich an, aber wegjagen werden Sie mich damit nicht. Ich haue nicht ab.“
„Aber antworten werden Sie mir auch nicht, oder?“
Sie schloss die Augen, weil ihr vor lauter widerstreitenden Gefühlen beinahe die Tränen kamen. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen erklären, wie das mit dem Traum passieren konnte, Ian. Aber ich kann es nicht.“
Er seufzte, und seine Körperwärme hüllte sie ein wie leuchtende Sonnenstrahlen. „Okay, Sie haben gewonnen“, leierte er mit tiefer
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