Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
ihrem ganzen Leben – aber er war ganz sicher das Letzte auf der Welt, was sie brauchen konnte. Ein harter und misstrauischer Kerl. Voller Hohn und Spott, und wenn es ihm in den Kram passte, konnte er sie schon allein mit seiner brutalen Ausdrucksweise verletzen. Molly war sicher, wenn sie nicht aufpasste, würde er sie einfach mit seinem Absatz in den Staub treten, sobald er genug von ihr hatte.
Sie schmiss sein zerfetztes Hemd in den Mülleimer, lauschte dem Rauschen der Dusche und versuchte, sich zu sammeln. Sie war immer noch ganz durcheinander, nicht nur wegen diesem überwältigenden, wunderschönen Tattoo und den Träumen, sondern auch wegen dem stürmischen Kuss, mit dem er sie überfiel, kaum hatte sie die Tür geöffnet.
Dieser Kuss verlangte einfach nach mehr, die Lust war in ihr aufgeflammt wie eine Explosion, während seine Zunge mit rauer Intimität ihren Mund erforschte. Dieser Kuss war so erotisch wie Sex, und genau so hatte es sich angefühlt.
Natürlich war sie vorher schon geküsst worden. Ihre Jungfräulichkeit hatte sie schon vor Jahren verloren, lange bevor sie beschloss, den Wunsch nach einer normalen, glücklichen und gesunden Beziehung mit einem Mann aufzugeben. Wer würde sie schon so akzeptieren wie sie war, mit den verrückten Stimmen und allem? Aber was Ian mit ihrem Mund angestellt hatte, das war intimer als alles, was irgendein anderer Mann jemals mit ihrem Körper gemacht hatte. Er hatte es einfach getan und er hatte sie besessen, als er sie mit seinen rauen Händen am Kinn packte und dann ihren Körper berührte, genauso köstlich wie in ihren Träumen, heiß und unfassbar männlich.
Unglaublich, nach der schockierenden Intimität, die sie in ihren Träumen geteilt hatten, war dieser Kuss ihre erste wirkliche Berührung gewesen.
Die Dusche hörte auf zu rauschen, und kurz danach trat Ian mit einem Schwall Dampf aus dem Bad, ein weißes Tuch um seine schmalen Hüften geschlungen, die mächtigen Arme über der breiten, muskulösen Brust verschränkt. Sein Gesicht wirkte noch zerfurchter als sonst, was die maskuline Perfektion nur betonte, die sturmblauen Augen wirkten dunkler unter den dichten schwarzen Wimpern. Für einen Augenblick war Molly sprachlos, die Zunge klebte ihr am Gaumen. In den beiden Träumen hatte sie ihn schon ohne Kleider gesehen. Hatte gespürt, wie sein Körper mit ihrem verschmolz, er immer und immer wieder in sie drang. Trotzdem war sie auf die unglaubliche Schönheit seiner dunklen, kräftigen Gestalt nicht vorbereitet.
Ihr Herzschlag flatterte wie ein aufsteigender Vogelschwarm, endlos starrten sie einander von einem Ende dieses schäbigen Motelzimmers zum anderen an. Draußen tobte der Sturm, wild und laut, und dann sagte er endlich: „So unmöglich dies alles erscheinen mag, ich habe eigentlich keine andere Wahl mehr. Ich wünschte wirklich, du hättest mit alldem nichts zu tun, aber ich schätze, ich muss dir jetzt glauben.“
8. KAPITEL
„Du glaubst mir das mit Elaina?“, flüsterte Molly und glotzte ihn an, als hätte sie nie zuvor einen Mann zu Gesicht bekommen, der nichts als ein weißes Badetuch trug. „Mit deiner Mutter? Was sie mir alles erzählt hat?“
Ian blickte herab auf die frischen Kratzwunden an seiner Brust und schnaubte. „Ja, ich glaube dir. Weißt du, als meine Mutter anfing, davon zu reden, der Merrick wäre immer noch am Leben, sagte sie immer, ich hätte ihn direkt vor der Nase. Und wenn das Dunkle ruft, dann würde ich ihn finden. Vermutlich hätte ich auf sie hören sollen.“
„Na ja, wirklich wichtig ist, dass du jetzt zuhören willst“, seufzte sie mit unendlicher Erleichterung. „Wir können reden, während ich deine Wunde reinige. Du willst doch keine Entzündung riskieren.“
„Willst du gar nicht wissen, wieso ich hierherkam? Warum ich zu dir kam?“, wollte er jetzt wissen.
Sie gingen zu der Kochnische, wo der Erste-Hilfe-Kasten stand, aber sie sah ihn bewusst nicht an, sondern konzentrierte sich ganz auf die Gegenstände, die sie auf den kleinen Tisch stellte. „Ich habe im Traum gehört, was er über Kendra gesagt hat. Und dass er drohte, sich mich als Nächstes vorzunehmen. Ich denke mal, du wolltest nachsehen, ob bei mir alles in Ordnung ist.“ Sie deutete auf einen der klapprigen Stühle. „Du kannst mir erzählen, was passiert ist, während ich dich verarzte.“
Ian setzte sich, klemmte das Badetuch zwischen die Beine und lehnte sich zurück. Er fühlte sich bemerkenswert gut, angesichts all
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