Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause
jede andere Gruppe von Menschen waren auch unsere Lehrer sehr unterschiedlich, aber sie teilten eine große Gemeinsamkeit: Sie hatten alle irgendeine Macke. Das scheint eine Grundvoraussetzung zu sein, um als Lehrer zugelassen zu werden.
Am Anfang ihrer Karriere kommen viele Lehrer noch unbedarft und hochmotiviert, mit individuellen Charakterzügen in den Unterricht. Doch früher oder später kann man jeden von ihnen einer der folgenden Kategorien zuordnen:
Der Schwache
Der Schwache legt seine Unsicherheit nie ab und hat sein ganzes Leben lang mit den Schülern zu kämpfen. In einer Dokumentation über Zebraherden in der afrikanischen Savanne würde ein Kommentator mit ruhiger und ernster Stimme sagen: «Dieses Tier ist schwach. Es sondert sich von der Herde ab und wird so leichte Beute für Raubtiere. Es wird den nächsten Winter nicht überleben.»
Zwar überleben auch die schwachen Lehrer, aber sie haben es nicht einfach. Der schwache Lehrer schafft es meist noch nicht einmal für Ruhe zu sorgen, wenn er die Klasse betritt. Er wird einfach nicht ernst genommen. Gelingt es dem Schwachen nicht, die Kontrolle an sich zu reißen, so droht er mit drakonischen Strafen. Zusätzliche Hausaufgaben, Einträge ins Klassenbuch oder Beschwerden beim Klassenlehrer. Allerdings wissen die Schüler, dass der Schwache seine Androhungen selten in die Tat umsetzt. Beschwert er sich tatsächlich mal, so wird er vom Klassenlehrer auch nicht richtig ernst genommen, weil er als zu empfindlich abgestempelt wird. Das sagt der Klassenlehrer zwar nicht offen, aber da Konsequenzen meist ausbleiben, kann man davon ausgehen, dass der Schwache auch im Kollegium kein Gehör findet. Man könnte sagen, es ist dumm, Lehrer zu werden, wenn man so unfähig ist, seinen Willen durchzusetzen, und man Kommunikation so sehr hasst. Dem Schwachen ist dies aber nicht bewusst. Er fühlt sich im Recht und verbucht kleinere Fortschritte als große Erfolge. So glaubt er tatsächlich, er hätte es einem Schüler ordentlich gezeigt, wenn er diesen ins Klassenbuch einträgt.
Der Schwache fällt außerdem dadurch auf, dass er möglichst nicht auffallen will. Als Konsequenz kleidet er sich vorzugsweise in Grau oder Schwarz.
Mir persönlich taten Lehrer dieses Typs immer leid. Aber sie machen auch wirklich alles falsch, was man falsch machen kann. Da helfen auch keine Tipps unter Kollegen oder gelegentliche Präsentationsseminare. Ein klassischer Fall von: Beruf verfehlt.
Im Gegensatz dazu steht der strenge Lehrer.
Der Strenge
Er verschafft sich Autorität durch seine bloße Anwesenheit, weiß, wie er Schüler zum Arbeiten bringen kann und lässt keinen Widerspruch zu. Läuft etwas nicht nach seinem Plan, regnet es Strafarbeiten und Sonderaufgaben. Er spielt seine Macht, die er über die Notengebung besitzt, hemmungslos aus. Manche Exemplare dieser Gattung gehen so weit, dass sie die Klasse zu Beginn des Schuljahres zunächst erst mal die Hausordnung abschreiben lassen. Schüler sollten sich bei Kontakt mit einem strengen Lehrer möglichst still verhalten. Von Sonderwünschen, Rückfragen oder Alleingängen wird abgeraten. Der Strenge zeichnet sich dadurch aus, dass er stets ein kleines Büchlein mit sich führt, in dem er Verfehlungen der Schüler akribisch notieren kann. Eng verwandt mit dem Strengen ist der Tyrann.
Der Tyrann
Er hat die Fähigkeit, mit seinem Schlüsselbund schwätzende Schüler noch in der letzten Reihe durch einen gezielten Wurf zu treffen, bis zur Perfektion verfeinert. Man vermutet, dass der Tyrann häufig seine Bundeswehrgrundausbildung mit dem Referendariat verwechselt und deswegen im Unterricht untergebensten Gehorsam erwartet.
Der Tyrann hätte beim Militär vermutlich eine große Karriere machen können, ist aber aufgrund irgendeines körperlichen Mangels nach dem Wehrdienst ausgemustert worden. Dies ärgert ihn so sehr, dass er, wenn er schon nicht die Weltherrschaft anstreben kann, wenigstens im Klassenzimmer das Sagen haben will. Bei ihm bekommt die Prüfungsform des Diktats eine ganz neue Bedeutung. Eine nicht gemachte Hausaufgabe oder Fehler in einer Klausur werden mit Liegestützen und Kniebeugen bestraft.
Sein Motto lautet: Wenn ein Schüler nicht weint, hat er nichts gelernt.
Meiner Ansicht nach verhelfen überzogene Strenge und militärische Erziehungsmethoden nicht zu einer positiven Autorität, sondern erzeugen eher Angst. Und unter Angst zu lernen, kann nicht wirklich gelingen.
Besser macht das der clevere
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