Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause
Lehrer.
Der Clevere
Eine Mischung aus Sympathie und Autorität zu schaffen, ist das Spezialgebiet des Cleveren. Er wird nicht gefürchtet, sondern respektiert. Der Clevere lässt eine Klasse eher an der langen Leine, weiß aber immer, wie er jederzeit Ruhe und Aufmerksamkeit herstellen kann. Zum Beispiel durch das Anwenden einfacher Tricks. Steigt der Lautstärkepegel in einer Klasse an, erhebt ein normaler Lehrer meistens ebenfalls die Stimme. Der Clevere macht es andersherum. Wird die Klasse zu laut, spricht er betont leise weiter, wobei er in dem Moment, wo ihn dann ja keiner hören kann, nur unwichtiges Zeug daherredet. Es ist erstaunlich zu beobachten, wie schnell es dann leiser wird, weil die Neugier der Schüler, zu erfahren, was der Lehrer denn da so leise sagt, größer ist als der Drang zum Quatschen. Wichtig ist dabei nur, die Schüler nicht merken zu lassen, dass man, wenn man leise spricht, nur Unbedeutendes vor sich hin redet. Kommen die Schüler nämlich dahinter, ist die Neugier zerstört.
Jetzt klingt es fast so, als wäre der Clevere der perfekte Lehrer. Das stimmt leider nicht. Denn eine clevere Veranlagung reicht nicht aus, wenn der Lehrer trotzdem keine Ahnung davon hat, wie man Schülern etwas vermitteln kann. Der cleverste Lehrer kann gleichzeitig auch der größte Langweiler sein. Und wenn der Moment, in dem der Lehrer (erfolgreich) für Ruhe sorgt, schon der Moment im Unterricht ist, wo die Neugier der Schüler am meisten geweckt wird, dann kann irgendetwas im restlichen Unterricht nicht ganz richtig laufen.
Der Kumpel
Meistens recht jung. Will nicht wirklich akzeptieren, dass er nicht mehr zur Schülerschar gehört, sondern mindestens zehn Jahre älter ist. Sein Jugendwahn beginnt schon beim Outfit: Der Kumpel kleidet sich modern und nach den neuesten Trends. Er versucht, sowohl bei der Körperhaltung als auch in der Wortwahl, den Kontakt zur Schülergeneration zu halten, und macht sich dadurch zwar einerseits sympathisch, andererseits beraubt er sich damit jeglicher Autorität. Es besteht für ihn immer die Gefahr, sich bewusst oder unbewusst lächerlich zu machen. Oft merkt der Kumpellehrer dies erst, wenn er von anderen Lehrern für einen Schüler gehalten wird. Etwa, wenn er mit einer Klasse durch das Schulgebäude geht und ein anderer Lehrer die Gruppe anspricht und fragt, wo denn der zugehörige Lehrer sei. Oder, schlimmer noch, wenn dieser andere Lehrer einen erwachsen aussehenden Schüler für den Lehrer hält.
Das Kumpelhafte an einem Lehrer wächst sich allerdings mit der Zeit heraus und kehrt erst im höheren Alter wieder. Lehrer, die in jungen Jahren kumpelhaft waren, bekommen als ältere Lehrer, die kurz vor der Pension stehen, oft großväterliche Züge. Diese sind aber auch bei ehemals strengen Lehrern zu beobachten und stellen wohl eine Form der Altersmilde dar. Diese erkennt man, weil der Lehrer einen plötzlich für seinen leiblichen Nachkommen hält und auch so mit einem redet.
Generell sollte man misstrauisch werden, wenn einen eigentlich fremde Menschen – und da zähle ich auch Lehrer hinzu – mit «mein lieber Enkel» anreden. Meine Eltern haben mir beigebracht, wegzulaufen, falls mich jemand derart vertraulich auf der Straße ansprechen sollte. Im Klassenzimmer war das natürlich nicht möglich. Also habe ich, wie die anderen Schüler auch, milde gelächelt. Keiner von uns hat jemals versucht, dem «Opa» mit einem Gentest zu beweisen, dass dieses vermeintliche Verwandtschaftsverhältnis ein Irrtum war. Es ist aber auch sehr schwer, an vernünftige Gentests heranzukommen.
Ein weiterer Lehrertypus ist der, der die Schüler verachtet. Diese Lehrer halten sich selbst für Götter und äußern dies auch. Erschreckt sich ein Schüler aus irgendeinem Grund im Unterricht und ruft aus: «Oh, mein Gott!», so reagiert der Gottlehrer mit einem kurzen: «Ja, bitte. Was gibt es?» Was man als kleinen Scherz auffassen könnte, meint der Gottlehrer bitterernst. Er verkleidet seine Selbstverherrlichung nur in diesem Witz.
Der Gottlehrer
Dieser Lehrertypus fühlt sich stets zu Höherem berufen und hasst die Schüler, weil sie ihn auf seinem Weg an die Spitze der Gesellschaft aufhalten. Der Gottlehrer wollte eigentlich nie Lehrer werden, sondern hält sich für einen genialen, verkannten Künstler, ein hochbegabtes Genie oder einfach generell für den Retter der Menschheit. Er ist nur irgendwann einmal dummerweise mit seinem Fahrrad falsch links abgebogen, in den
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