Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause
nicht viel falsch machen. Wenn die Note, die der Lehrer einem geben wollte, dann besser war, hat man Glück, denn dann wirkt es so, als sei man gut erzogen und bescheiden.
Ist die Note des Lehrers schlechter, kann die Selbsteinschätzung auch nichts mehr daran ändern. In beiden Fällen vergewissert sich der Lehrer also nur, dass er ungefähr eine Richtung getroffen hat, mit der beide Seiten leben können. Gehen die Meinungen auseinander, ist Diplomatie gefragt. Dann streicht man hier ein Minus weg oder fügt da ein Plus hinzu, und alle sind glücklich.
Ich habe allerdings keinen Fall erlebt, in dem der Schüler sich selber beispielsweise eine 2 gegeben hätte, der Lehrer sich aber eine 4 notiert hatte und am Ende eine 3 herauskam. Meistens wurde es in so einem Fall noch nicht mal eine 4 +. Da hätte man besser schätzen müssen.
Schule ist eben immer auch ein bisschen Glücksspiel. Mit dem Unterschied, dass Glücksspiel süchtig machen kann.
Auslandsreise
Im Profil vieler Schulen wird der Austausch mit Schulen aus anderen Ländern und Kulturen als ein wichtiger Aspekt der schulischen Bildung angesehen, weswegen meist Schüleraustausche mit aller Herren Länder angeboten werden. Nach England, Frankreich, Italien, Polen, USA und viele mehr. Nur im Fach Latein macht man merkwürdigerweise keinen Austausch mit dem Vatikan. Schade.
Mindestens die Hälfte der von einer Schule beworbenen Austauschprogramme finden im späteren Schulverlauf allerdings gar nicht mehr statt, weil wieder irgendeine Schule abgesprungen ist oder aus den USA niemand nach Deutschland möchte. Viele Amis denken eben immer noch, dass wir in Deutschland in den vom Zweiten Weltkrieg übrig gebliebenen Ruinen wohnen und von dem Fraß leben, den die Amerikaner uns großzügigerweise geben, ohne wirklich zu wissen, was es ist. Was McDonald’s angeht, stimmt das ja auch.
Wenn man sein Kind also an einer Schule anmeldet, die einen Austausch mit entfernten Ländern anbietet, sollte man sich vorher überlegen, ob die Einwohner dieser Länder drei Jahre später, wenn der Austausch stattfindet, überhaupt noch zu uns kommen wollen. Bei Austauschprogrammen mit Ländern wie Nordkorea, Iran oder Afghanistan wäre ich generell vorsichtig.
Unser Englandaustausch sollte damals aber tatsächlich verwirklicht werden. Zwar konnten nur wenige Leute mitkommen, da zwei Partnerschulen doch wieder abgesprungen waren, aber eine dritte Schule in London ermöglichte uns die Fahrt über den Ärmelkanal.
Im Vorfeld hatte man uns eingebläut, dass wir uns gut zu benehmen hätten, weil wir nicht nur unsere Schule, sondern auch Deutschland repräsentieren würden. Diese Denkweise ist wohl der Grund, warum wir im Ausland lange Zeit als verkrampft und humorlos wahrgenommen wurden. Außerdem müsste man, wenn man Deutschland so repräsentieren wollte, wie die Engländer das erwarten, in Nazi-Uniform oder mit bayrischen Lederhosen und einer Maß Bier in der Hand herumlaufen. Die Nazi-Denke legt sich zwar langsam, aber der Glaube, wir Deutschen feierten 365 Tage im Jahr Oktoberfest, hält sich unerschütterlich.
Dessen ungeachtet war unseren Lehrern das gute Benehmen im Ausland sehr wichtig. Nicht auszudenken, was sonst passiert wäre! Die gesamte Bundesrepublik wäre in Verruf geraten. Man stelle sich vor, wir hätten vor der Tower Bridge gestanden und durch Unachtsamkeit einen englischen Passanten angerempelt. Da hätten die Engländer Deutschland doch sofort den Krieg erklärt.
Ganz am Rande sei erwähnt, dass die Engländer, als sie zum Rückbesuch bei uns in Deutschland waren, bei einem Ausflug nach Trier rohe Eier von der Porta Nigra warfen. Der englische Lehrer war der erste, der begeistert Fotos von der Sauerei machte. Warum ist auf diesen sauberkeitstechnischen Affront seitens der Engländer von Frau Merkel bis heute eigentlich keine Reaktion gefolgt? Man hätte ja wenigstens den Botschafter abziehen können oder so was. Die schöne Porta Nigra. (Okay, die Engländer haben danach alles wieder sauber gewischt, aber das hätten wir mal am Buckingham Palace machen sollen …)
Stattdessen standen wir brav vor ebendiesem Königspalast und fragten uns lediglich, ob man es bis zur Mauer des Gebäudes schaffen könnte, bevor einen die Wachen festnehmen. Das auszuprobieren hatten wir allerdings keine Zeit, wir waren schließlich nicht zum Vergnügen hier, sondern auf Bildungsreise. Diese begann in einem Reisebus in Belgien, da das belgische Busunternehmen günstiger war.
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