Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt
Mann mit OP -Besteckschale kam herein. »In Kürze ist es soweit, Doktor. Ich hoffe, Sie sind bereit.«
»Wo ist Maria?«, schrie Cho dem Mann entgegen. »Was haben Sie mit ihr angestellt?«
Caitlyn nutzte die zeitlich gut gewählte Ablenkung des jungen Arztes, schloss die Tür hinter dem Mann mit dem Tablett und zielte auf ihn. Zwar hätte sie lieber etwas mehr Spielraum gehabt, aber überall stand chirurgisches Gerät im Weg.
»Keine Bewegung«, befahl sie.
Der Mann hielt inne, die Schale in der Hand. Er blickte über die Schulter zu ihr. Sie bemerkte eine Narbe auf seiner Wange und eine tödliche Wut in seinen Augen.
»Das ist er«, sagte Cho und rappelte sich wieder hoch. »Er hat Maria weggebracht. Wo steckt sie?«
Ehe Caitlyn ihn warnen konnte, sich nicht vom Fleck zu rühren, bis sie den Angreifer unter Kontrolle hatte, war Cho bereits auf den Mann mit der Narbe zugegangen. Der wiederum erkannte seine Chance in genau derselben Sekunde wie Caitlyn, schleuderte Cho die Besteckschale ins Gesicht, schnappte sich den Arzt, hielt ihn als Schutzschild vor sich, und klemmte ihm mit dem Arm die Luft ab, bis er nicht mehr atmen konnte.
»Lassen Sie die Waffe fallen«, sagte er zu Caitlyn. »Oder er stirbt.« Er war größer als Cho und stark genug, um den Arzt von den Füßen zu heben, ohne auch nur ansatzweise auf Chos Befreiungsversuche zu achten.
Caitlyn hätte den Kerl auf der Stelle erschießen können, befürchtete aber, dass der Knall im gesamten Gebäude zu hören wäre, außerdem würde sie dann nichts mehr von ihm erfahren. Und die Glock war auch nicht ihre einzige Waffe.
Sie legte die Pistole auf dem Boden ab und schob sie außer Reichweite. »Okay, einverstanden. Jetzt lassen Sie ihn los.«
»Weg von der Tür!« Der Mann riss Cho herum, der Arme und Beine wie eine gekappte Marionette hängen ließ. Sein Gesicht hatte bereits eine besorgniserregend dunkle Farbe angenommen.
Caitlyn trat vorsichtig zur Seite, um den Weg zur Tür frei zu machen. Da der Mann Cho gefesselt wähnte, wollte er wahrscheinlich nicht fliehen, sondern Hilfe holen. Das würde alles ruinieren.
Statt jedoch die Tür zu öffnen, schleuderte er ihr Cho entgegen, sobald sie auf einer Höhe waren, und stürzte sich dann ebenfalls auf sie, womit sie überhaupt nicht gerechnet hatte.
Cho stolperte und riss Caitlyn um. Instinktiv griff sie nach dem Arzt, und so hatte das Narbengesicht genügend Zeit, sie zu packen. Er stieß sie mit einer Hand gegen den OP -Tisch, ballte die andere zur Faust und holte zum Schlag aus.
Dazu ließ sie es jedoch nicht kommen. Er hatte nämlich einen großen Fehler begangen, indem er ihr nicht gleich die Hände gefesselt hatte. Sie zückte die Ersatzpistole und stieß sie dem Mann in den Hals, drehte ihn mit dem Lauf so weit um, bis er derjenige war, der gegen den Tisch gedrängt dastand. »Antworten Sie dem Doktor. Wo ist Maria?«
Cho kämpfte sich hoch und nahm dem Mann einen Schlüsselbund ab, der an seinem Gürtel hing. Der Fremde blickte sie wutentbrannt an, sagte aber keinen Ton.
»Flach hinlegen«, befahl Caitlyn. Wenig später hatten sie und Cho ihn geknebelt und mit Hilfe dicker Lederriemen auf dem OP -Tisch festgeschnallt. Sie holte sich ihre Glock zurück, nahm dem Mann seinen Revolver und ein Messer ab, dann ließen sie ihn hinter geschlossener Tür zurück. Allerdings gefiel es ihr gar nicht, ihn nicht ausgeschaltet zu wissen. »Warten Sie kurz.«
»Wie bitte? Wir müssen Maria finden.« Obwohl der Arzt kaum mehr als ein heiseres Krächzen hervorbrachte, galt seine einzige Sorge Maria. Ein Punkt für ihn.
Die Tür hatte kein Schloss. Aber was hatte Carver da neulich erzählt? Sie fischte das Kleingeld aus der Tasche, das sie gestern in dem Café in Santo Tomás eingesteckt hatte. Die Münzen waren schmal und klein genug, um sie in die Lücke zwischen Türrahmen und Tür zu stecken. Sie lächelte – das würde Carver gefallen –, drückte sich leicht gegen die Tür, um den Spalt ein wenig zu vergrößern und rammte die Münzen hinein.
Jetzt war die Tür derartig verkeilt, dass sie nicht mehr aufzubekommen war, es sei denn, jemand machte sich die Mühe, jede Münze einzeln herauszupulen. Was nicht ganz einfach war, da sie unter dem Türrahmen steckten.
»Also gut«, sagte sie zu Cho. »Lassen Sie uns Maria finden und machen, dass wir hier rauskommen.«
Cho lehnte die Pistole ab, nahm aber das Messer, das sie dem Narbengesichtigen abgenommen hatte. »Sie halten sie oben gefangen. In
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