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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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langsam die Stufen hinauf zu dem Vorsprung, auf dem Jake stand. Jake war unsicher, ob er Carrera deswegen vorwarnen oder zulassen sollte, dass Hectors Mann den Arzt erschoss – wobei er selbst allerdings in die Schusslinie geraten würde. »Ich bin Jake Carver vom FBI . Ich bin hier, um zu helfen.«
    »Wir brauchen Ihre Hilfe nicht!«, brüllte Carrera. »Legen Sie die Waffe nieder.«
    Hectors Mann war jetzt fast oben angekommen. Jake ging in die Knie, um das Gewehr abzulegen. Als er sich bückte, erkannte Carrera den Soldaten, stürzte zu ihm, und ein weiterer Schuss hallte durch die Höhle. Hectors zweiter Mann purzelte die Stufen hinunter, immer weiter, immer tiefer, bis er ganz unten im seichten Wasser aufkam. Jake spähte über den Felsrand. Der Mann war tot, lag reglos und mit dem Gesicht nach unten zwischen im Wasser treibenden Skelettüberresten; sein Blut färbte das jadegrüne Wasser rot.
    Jake richtete sich langsam auf. Carrera gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, er solle von der Kalaschnikow wegtreten. Eine Sekunde lang dachte Jake, Carrera würde ihn auch erschießen. Er traf den Blick des Arztes, versuchte den Mann einzuschätzen, der für den Tod von hunderten, ja aberhunderten Menschen verantwortlich war. Was spielte einer mehr da schon für eine Rolle? Jake fragte sich, ob er es drauf ankommen lassen und einfach über den Rand springen
sollte.
    Michael bewahrte ihn vor dieser Entscheidung. Der Junge stellte sich Carrera in den Weg und sah ihm fest in die Augen. »Ich habe dich nie um Hilfe gebeten. Und ich will sie auch nicht. Der Preis ist zu hoch.«
    Sehr zu Jakes Überraschung ließ Carrera die Pistole daraufhin sinken, der Alte schien den Tränen nahe. »Michael. Mein Sohn. Eine Bitte ist nicht notwendig. Kein Preis ist zu hoch, um meinen Sohn zu retten. Kannst du das nicht verstehen?«
    Michael schüttelte den Kopf. Er trat mit ausgestreckten Händen nach hinten, die Handflächen nach oben gerichtet, als wäge er die Worte seines Vaters ab. »Nein, Vater. Ich werde das nicht zulassen.«
    »Michael, halt!«, schrie Carrera, als Michael sich dem Abgrund näherte.
    »Nur, wenn du versprichst, dich zu stellen. Dir helfen zu lassen. Vater, du bist krank. Furchtbar krank.« Michael wurde inzwischen fast schon von den Schatten der hinter ihm gähnenden Leere verschluckt, unter seinen Fersen lösten sich kleinere Felsbrocken, die in die Tiefe stürzten.
    »Michael, komm wieder her. Geh von dem Abgrund weg. Wir können das alles besprechen.«
    »Nein. Erst, wenn du mir versprichst …« Michaels Gesicht war schmerzverzerrt. Er rang nach Atem.
    Entsetzt sah Jake, wie Michael das Gleichgewicht verlor. Er war näher bei ihm als Carrera, also stürzte er nach vorne und schnappte sich den Jungen gerade noch rechtzeitig.
    Michael war blass, die Lippen blutleer, sein Atem ging nur noch stoßweise.
    Carrera kam zu ihnen gerannt. »Michael!«

39
    Maria starrte auf die Tempelpforte. Blau schimmernde Schmetterlinge schwebten in einer Wolke über dem Eingang, ein Anblick wie in einem Märchen. Verwunschen, unwirklich.
    Aber das hier war real. Ihr Tempel existierte tatsächlich.
    Das Sonnenlicht fing sich in etwas Glänzendem zu ihren Füßen. Sie bückte sich. Ein Jadestein, etwa so groß wie ihr Daumen, mit eingearbeitetem Blattgold. Tausende Jahre hatte er hier gelegen. Und auf sie gewartet.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals, am liebsten wäre sie sofort ins Innere gerannt, doch ihr Vater packte sie am Arm. »Bleib im Wagen, Maria.«
    »Nein. Ich muss doch sehen …«
    Ein Donnerschlag zerriss die Luft. Aber er zog sich zu lange hin. Das war gar kein Donnerhall, wurde Maria klar, als sich der blaue Himmel schwarz färbte, weil unzählige Flügelpaare über sie hinwegflogen. Riesige Schwaden von Fledermäusen strömten aus den Luftlöchern in den Seitenwänden des Tempels; dann rauschte eine weitere dunkle Flut aus dem Eingang direkt vor ihnen. Ihr Flügelschlagen verursachte einen ohrenbetäubenden Lärm, während sie kreischend in alle Richtungen stoben.
    Die Männer zückten ihre Waffen, erkannten jedoch rasch, was für ein sinnloses Unterfangen es wäre, auf die kleinen Körper zu zielen, also bedeckten sie stattdessen ihre Köpfe mit den Händen. Maria rannte geduckt los und hob ebenfalls schützend die Arme – sonst hätte sich wohl noch eine Fledermaus in ihren Haaren verfangen. Der Himmel verdunkelte sich, bis sie nichts mehr erkennen konnte.
    Caitlyn, die FB I-Agentin, holte sie ein. »Alles in

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