Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt
zu ausgeklügelt – außerdem war kein Geld geflossen. Zwar gab es einfachere Wege, eine Studentin zu entführen. Und eine Lösegeldforderung war auch noch nicht gestellt worden … zumindest noch nicht. Dennoch sagte Caitlyns Bauchgefühl ihr, dass da etwas nicht stimmte. »Maria ist noch im Grundstudium. Inwiefern ist sie diesem berühmten Professor überhaupt eine Hilfe?«
»Sie ist sehr begabt«, verteidigte Linda ihre Freundin. »Besonders wenn es darum geht, Karten und Satellitenbilder und all diesen Kram auszuwerten.«
»Prescott hat ihr das gesamte Material des Professors zur Verfügung gestellt«, erklärte Vicky. »Jede Menge geologische Gutachten, thermische Scans, Infrarot- und Satellitenaufnahmen aus den letzten zwanzig Jahren; sogar alte Luftbilder, die sie in irgendeinem Archiv ausgegraben hatten. Das Problem war allerdings die Fülle des Materials. Und dass sie keine geeignete Methode für die Auswertung hatten.«
»Bis Maria kam«, sagte Caitlyn. Ihr Unbehagen wuchs. Alles war haargenau auf die junge Studentin zugeschnitten. Aber wieso? Mit welcher Absicht?
»Genau«, sagte Tracey voller Stolz. »Sie hat wochenlang in ihrer Freizeit über den Bildern gebrütet. Alle möglichen hoch spezialisierten Computerprogramme eingesetzt, um die Daten zu analysieren. Eines hat sie sogar von der NASA bekommen. Schließlich ist es ihr gelungen, die verschiedenen Puzzleteile zusammenzusetzen, und sie fand heraus, wo sich der Tempel mit dem Schatz befindet. Also hat der Professor sie selbstverständlich eingeladen, sich seinem Team anzuschließen. Sie musste jede Menge Bedingungen erfüllen, Formulare und Erklärungen einreichen, außerdem wird ihr das nicht fürs Studium angerechnet werden, aber sie hofft, dass der Professor sie dann im nächsten Jahr als Praktikantin nimmt.«
Linda nickte. »Ihre Eltern würden das jedoch niemals erlauben. Deswegen hat sie beschlossen, ihnen zu beweisen, dass sie gut auf sich alleine aufpassen kann, und wir haben gemeinsam einen Plan geschmiedet.«
»Verstehe.« Caitlyn musste sich zurückhalten, um nicht die Augen zu verdrehen. »Der Plan. Wie habt ihr das eingefädelt?«
»Wir sind alle zusammen in Santo Tomás von Bord gegangen. Prescott hat Maria abgeholt, und wir haben uns mit diesem coolen Reiseführer, Jorge, die Sehenswürdigkeiten angesehen.«
Bei der Erinnerung an Jorge lächelten alle Mädchen gleichzeitig.
»Aber laut Schiffsdaten ist Maria auch wieder an Bord gekommen.«
»Ehe sie wegfuhr, hat sie uns ihren Pass und den Bordausweis gegeben. Als wir wieder aufs Schiff kamen, hat Linda ihre Taschen fallen lassen, um den Sicherheitsmann abzulenken, damit ich unbemerkt Marias Pass scannen konnte.«
»Von da an haben wir einfach immer ihren Ausweis mitgenommen und abwechselnd etwas damit gekauft, damit es so aussieht, als sei sie immer noch hier.«
»Und das ist alles«, beendete Linda mit spitzbübischem Lächeln die Geschichte. Sie lehnten sich allesamt mit verschränkten Armen zurück, überzeugt, dass auch Caitlyn nichts an ihrem Plan zu beanstanden haben würde.
Am liebsten hätte sie jedes der Mädchen einzeln geohrfeigt. War sie in dem Alter auch derartig naiv und dämlich gewesen? Sie atmete einmal tief durch und beruhigte sich wieder. Ja. Das war sie gewesen. Und auch all ihre Freundinnen. Da fragte man sich doch, ob Darwin mit seiner Evolutionstheorie tatsächlich richtiggelegen hatte.
Caitlyn sparte sich jede Belehrung. Das würde ihr auch nicht dabei helfen, Maria zu finden. »Und wie sollte Maria ohne Pass wieder zurück nach Amerika kommen?«
»Sie ist in Guatemala geboren. Ihre Eltern sind nach Florida gezogen, als sie ein paar Monate alt war. Deswegen besitzt sie beide Pässe. Sie wollte den anderen nehmen.«
»Und wenn das nicht geklappt hätte oder sie sonst irgendwie in Schwierigkeiten geraten wäre, wollte sie sich an die amerikanische Botschaft in Guatemala-Stadt wenden.«
»Die Telefonnummer hat sie in ihr Handy eingespeichert.«
»Im schlimmsten Fall würde sie ihre Eltern anrufen. Die könnten ihr aus der Patsche helfen – anschließend müsste sie allerdings wahrscheinlich die Uni verlassen und ins Kloster eintreten oder so.«
»Die sind echt streng.«
»Und alt. Sie können einfach nicht nachvollziehen, was es bedeutet, einen Traum zu haben.«
»Die haben echt keine Ahnung. Aber nur weil sie so ein langweiliges Leben führen, heißt das doch noch nicht, dass wir das auch müssen.«
»Habt ihr Professor Ziglers
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