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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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Zucken dort. Sie bekam Koordinationsprobleme, fiel ständig hin. Zunächst vermuteten die Ärzte ein Nervenleiden oder einen Gehirnschaden, noch vom Unfall. Aber nach den Kernspinuntersuchungen fanden sie heraus …«
    Sie presste die Lippen aufeinander, schloss kurz die Augen, doch dann war es um ihre Beherrschung geschehen.
    »Ihr Gehirn war durchlöchert«, sprang Shapiro für sie ein. »Spongiforme Enzephalopathie, haben es die Ärzte genannt.«
    »Und das hatte nichts mit dem Unfall zu tun?«, fragte Jake.
    »Nein. Es ist eine Variante von Creutzfeldt-Jakob. Zu hundert Prozent tödlich. Normalerweise innerhalb weniger Monate, wenn sich die ersten Symptome gezeigt haben.«
    »Wie hat sie das bekommen?«
    Valerie stand auf, presste eine Hand vor den Mund und verließ den Raum, ohne ihn oder Shapiro anzusehen. Jake blickte ihr nach und überlegte, was er tun könnte – wohl nichts, außer zuhören und herausfinden, ob etwas an Shapiros Verdacht dran war, dass BioRegen die Schuld an der Krankheit ihrer Tochter trug.
    Es war frustrierend. Jake hatte keinerlei Erfahrung im Umgang mit Opfern von Verbrechen – wenn es sich denn tatsächlich um ein Verbrechen handelte. In seiner Aufgabe als Ermittler sammelte und sichtete er Daten, bis sich die Beweise zu einem hieb- und stichfesten Fall verdichteten. Und auch sein verdeckter Einsatz hatte ihn nicht auf diese Situation vorbereitet. Wenn er sich Shapiro so ansah, fragte er sich unwillkürlich, ob der Steuerfahnder überhaupt den richtigen Beruf gewählt hatte.
    »Es ist eine Prionenkrankheit, bei der sich fehlerhafte Proteine in den Nervenzellen ansammeln, die dadurch absterben«, erklärte Shapiro, und wieder wurde Jake bewusst, wie akribisch er für diesen Fall recherchiert hatte. »Üblicherweise wird es durch direkten Kontakt mit infizierter Gehirnmasse übertragen, manchmal auch über Blutspenden oder Hornhauttransplantationen.«
    »Und bei Julia?«
    Shapiro zuckte mit den Achseln. »Sie hat sehr viele Transfusionen erhalten, aber deren Herkunft hat man kontrolliert. Hornhaut wurde keine am Auge verpflanzt, allerdings haben die Chirurgen jede Menge anderes Gewebematerial verwendet. Nachdem ich mir die medizinischen Berichte durchgelesen habe, würde ich auf das Transplantat tippen, das der Neurochirurg verwendet hat, als er eine Gehirnblutung stoppen wollte. Aber keine dieser Gewebeproben lässt sich zurückverfolgen.«
    »Auch nicht zu BioRegen?«
    »Die Krankenhausakten und Rechnungen belegen, dass BioRegen die Einrichtung mit derartigen Proben beliefert hat. Wie auch zwei weitere Firmen. Allerdings versorgte BioRegen das Krankenhaus mit der dreifachen Warenmenge wie die anderen beiden Händler zusammen.«
    »Das wird nicht ausreichen, um sie vor Gericht zu bringen.«
    »Daraus lässt sich nicht einmal ein offizieller Fall stricken«, gab Shapiro zu. »Mein Vorgesetzter hat die Information nicht einmal nach oben weitergegeben.«
    Dennoch hatte der Steuerfahnder sich die Zeit genommen, sich einiges über die Krankheit anzulesen. Der Mann hatte eindeutig eine Mission.
    »Wieso ist die Arzneimittelzulassungsbehörde nicht an der Sache dran?«, wollte Jake wissen. »Oder der Verbraucherschutz? Deren Aufgabe wäre es doch, die Konsumenten vor so etwas zu bewahren.«
    »Überlastet, zu wenig finanzielle Mittel … jeder Lösungsansatz würde Millionen verschlingen – stellen Sie sich das bloß mal vor, jeder Chirurg, jede Klinik, jedes Krankenhaus und jeder ambulant operierende Arzt sollte hunderte, ja tausende Gewebeproben inventarisieren und zurückverfolgen? Hinzu kämen die Kosten für den Aufbau eines Kontrollgremiums, der Durchsetzung von noch auszuarbeitenden Richtlinien, der Lizenzvergabe und so weiter und so fort.«
    Jake riss den Kopf hoch. »Wollen Sie damit sagen, BioRegen und die anderen Firmen arbeiten ohne Lizenz?«
    »Es gibt gar keine Lizenz. Niemand überwacht diesen Geschäftszweig. Zum Teufel, die Regierung könnte sich nicht mal einigen, wer zuständig ist, wenn sie überhaupt Geld dafür hätten.«
    Jake dachte an die Plastikröhren, die an Victors Fuß festgeschraubt gewesen waren, an die lebenden Opfer, Mütter wie Valerie, die ihren Kindern beim Sterben zusehen mussten. Die ganze Sache schrie zum Himmel – und die Regierung sah einfach tatenlos zu? Er sah sich den Vater auf dem Familienporträt an. Der Kerl sah stinknormal aus, hatte beschützend eine Hand um seine Frau und die andere um sein Kind gelegt.
    Und jetzt konnte er rein gar nichts

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