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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ansetzen. »Das ist eine
verdammt unglaubwürdige Geschichte, Shandy. Ich glaube Ihnen kein Wort.«
    »Sie können sich gern bei Leutnant
Blaise und den Männern von der Küstenwache erkundigen, die uns freundlicherweise
an Bord genommen haben. Ich habe die Nummer des Bootes irgendwo aufgeschrieben.
Ich gebe sie Ihnen, wenn wir wieder in Balaclava Junction sind. Außerdem können
Sie sich auch gern mit Eustace Tilkey aus Hocasquam in Maine unterhalten,
dessen Boot gekapert und völlig ruiniert wurde. Oder mit den Bandenmitgliedern,
die sich bereit erklärt haben auszusagen. Vielleicht sollte ich erklärend
hinzufügen, daß sie ihre Zyanidkapseln wieder ausgespuckt haben und dabei
ziemlich erleichtert wirkten. Peru und Argentinien konnten gar nicht genug
reden, als ich sie das letzte Mal gesehen habe.«
    »Peru und Argentinien? Das soll doch
wohl ein Witz sein, oder?« Polizeichef Olson war augenscheinlich alles andere
als belustigt.
    »Das sind nur Decknamen«, erklärte
Peter. »Ich finde sie genauso absurd wie Sie. Childe nennt sich Brasilien, und
der Kopf der Gruppe ist uns bisher nur unter dem Namen Paraguay bekannt. Er
gehörte nicht zu den Männern, die in Maine aufgegriffen wurden, aber es wird
sicher nicht schwer sein, auch ihn hinter Schloß und Riegel zu bringen.«
    »Ach ja? Sie sind offenbar mächtig von
sich selbst überzeugt, was, Shandy?«
    »Dazu habe ich auch allen Grund, Chief
Olson. Wir haben nämlich erstens eine hervorragende Beschreibung von ihm, die
uns eine — eh — zuverlässige Quelle zugespielt hat. Er soll angeblich klein,
dick und o-beinig sein und unter anderem eine ausgesprochene Schwäche für
ausgefallene Uniformen haben.«
    »Was heißt hier unter anderem?«
    »Dazu kann ich mich momentan noch nicht
äußern, doch es gibt umfassende Eintragungen dazu in dem Tagebuch.«
    »Wessen Tagebuch?« Olson saß wie auf
heißen Kohlen.
    »Das Tagebuch einer Frau, die sich
Elisa Alicia Quatrefages nennt. Sie ist Paraguays — eh — Herzensschatz.«
    Jetzt verlor Olson völlig die Fassung.
»Wo ist dieses Tagebuch jetzt?«
    »Momentan befindet es sich bei mir zu
Hause in Balaclava Junction. Meine Frau ist gerade dabei, eine vollständige
schriftliche Übersetzung davon anzufertigen.«
    »Dazu hat sie kein Recht! Sie muß mir
das Tagebuch sofort geben!«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, daß Sie
es nicht haben können«, widersprach Peter. »Ich bin mir zwar über das genaue
Protokoll nicht im klaren, aber ich gehe davon aus, daß wir es zuerst dem
Sheriff von Hocasquam zurückschicken müssen, bevor es den — eh — zuständigen offiziellen
Stellen vorgelegt wird. Meine Frau wird Staatsanwältin Wetzel eine Kopie
aushändigen. Vielleicht könnte sie Ihnen auch eine zukommen lassen, ich denke
mal, daß sie dabei nicht gegen allzu viele Gesetze verstößt.«
    »Shandy, ich habe große Lust, Sie für
Ihr eigenständiges Handeln einzulochen. Wer außer Ihrer Frau hat das Tagebuch
sonst noch gesehen?«
    »Mehrere Personen haben es gesehen,
unter anderem ich selbst. Bis jetzt ist meine Gattin allerdings die einzige,
die es lesen kann. Ms. Quatrefages hat rückwärts geschrieben, und zwar
vorwiegend in einer Mischung aus Französisch und Spanisch. Die Tatsache, daß
sie wenig sprachbegabt ist und die einfachsten Regeln der Orthographie nicht
beherrscht, vereinfacht die Sache nicht gerade.«
    Aus Olsons Kehle drang ein drohendes
Knurren. »Weiß Swope davon?«
    »Natürlich. Meine Frau hat es ihm
gesagt, als er zu uns kam, um mich über Ihre militärische Operation zu
informieren. Während der Fahrt nach Woeful Ridge haben wir uns dann genauer
darüber unterhalten.«
    Olson dachte kurze Zeit darüber nach.
»Ha! Vermute, Swope hat es wohl für besser gehalten, sich irgendeinen armen
Trottel als Beschützer mitzunehmen, wenn die Kacke erst mal am Dampfen ist.
Gott, wie ich diesen kleinen Scheißer hasse! Er wird jemand brauchen, der
verdammt .viel größer ist als Sie, wenn der Staatsanwalt erfährt, was er sich
da eingebrockt hat. Haben Sie überhaupt eine Ahnung, was es kostet, die
Bürgerwehr aufmarschieren zu lassen? Sein verfluchtes Schmierblatt wird für
jeden Cent zur Kasse gebeten, darauf können Sie Ihre Stiefel verwetten.«
    Olson redete während der ganzen Fahrt
nach Balaclava Junction mehr oder weniger in diesem Ton weiter. Peter versuchte
erst gar nicht, ihm zu widersprechen. Der Mann stand buchstäblich kurz vor
einem Schlaganfall. Soweit Peter die Lage beurteilen konnte, hatte Olson

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