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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Um die Zeit haben sich viele Menschen in
Maine niedergelassen. Das Haus ist modernisiert worden, sonst hätte ich mich
bestimmt nie hier eingenistet, das könnt ihr mir glauben. Geradeaus durch die
Küche, Iduna, die Tür da hinten. Oben ist übrigens auch noch eine Toilette,
falls es sehr dringend ist, Helen. Ich setze schnell das Teewasser auf, dann
zeige ich euch das Haus.«
    Einige Minuten später gesellten sich
die beiden Frauen wieder zu ihr, bereit für den großen Rundgang. Das Haus war
zwar nicht klein, besaß jedoch nur wenige Zimmer.
    »Die sogenannte Reductio ad absurdum des klassischen Föderalistischen Stils«, erklärte Catriona. »Die Küche ist so
groß, daß sie die Hälfte des Erdgeschosses einnimmt, und vorn ist nur noch Platz
für zwei kleine Zimmer mit dem Treppenhaus dazwischen. Oben ist es genauso,
bloß daß die Zimmer wegen des Treppenabsatzes noch schmaler sind. Und ich habe
den Speicher ausbauen lassen, weil es die einzige Möglichkeit war, das Dach zu
isolieren, ohne Unmengen von Geld für extra zugeschnittene Dämmplatten ausgeben
zu müssen. Außerdem konnte ich der Versuchung einfach nicht widerstehen. Kommt
mit und schaut es euch an.«
    »Ich bin immer noch völlig geplättet
von deiner phantastischen Küche«, sagte Helen. »Ich vermute, der alte Herd
steht an der Stelle, wo früher der offene Kamin war. Stellt euch bloß mal vor,
wie es hier vor zweihundert Jahren ausgesehen haben muß, als noch schwere
schwarze Eisentöpfe an Winden über dem Feuer hingen und Bärenkeulen am Spieß
geröstet wurden.«
    »Und überall Ruß, Asche und Funken
herumflogen, und die Menschen glühend heiße Gesichter hatten, während ihnen
gleichzeitig fast der Hintern abgefroren ist. Und dauernd Material zum Anzünden
organisiert werden mußte, überall Feuerholz gestapelt war, einem der Rauch in
den Augen brannte und das ganze Essen nach geräuchertem Schellfisch schmeckte«,
ergänzte Catriona.
    »Brauchst du den alten Herd zum
Heizen?« erkundigte sich Iduna.
    »Nur wenn der Strom ausfällt oder
Andrew in Holzhackerlaune ist. Beachtet bitte auch meinen pittoresken
frühamerikanischen Thermostat und die hübsche altmodische Dampfheizung an den
Fußleisten. Außerdem solltet ihr euch unbedingt ansehen, was sich hinter diesem
Raumteiler verbirgt: Elektroherd, Kühlschrank, Geschirrspüler. Des weiteren
besitze ich eine vollautomatische Abfallpresse, die mir eine Heidenangst
einjagt, und eine Vorrichtung, die organischen Abfall zerhackt und in die
Sickergrube spült, was ich persönlich nicht nur sehr unpraktisch, sondern auch
ungemein dekadent finde.«
    »Wozu hast du das ganze Zeug dann?«
    »Das kann ich euch sagen: Weil die
Leute, die mir das Haus verkauft haben, einen Onkel hatten, der Haushaltsgeräte
verkaufte, und sie den ganzen Klimbim zum Einkaufspreis bekommen haben, genau
deshalb. Normalerweise schmeiße ich meinen Abfall draußen auf den Komposthaufen
und hoffe, daß Andrew damit das macht, was man normalerweise mit Abfall macht,
damit daraus schöner Humus entsteht, den man anschließend über die Blumenbeete
verteilen kann. Was er allerdings nie tut«, fügte Catriona verdrießlich hinzu.
»Meistens fressen die Stinktiere das Zeug. Der Garten sieht zwar nicht allzu
toll aus, aber die Stinktiere sind wahre Prachtexemplare. Manchmal sehe ich sie
nachts im Garten herumstrolchen. Sie haben wunderhübsche kleine Füße, genau wie
Helen.«
    »Stören sie denn die Katzen nicht?«
Iduna hatte zwar noch keine Katzen gesehen, konnte sich jedoch nicht
vorstellen, daß Catriona McBogle nicht mindestens ein halbes Dutzend davon
besaß.
    »Keineswegs. Stinktiere und Katzen
leben friedlich nebeneinander. Nur mit Hunden gibt es Probleme. Aber Katzen
sind schließlich viel intelligenter als Hunde. Hast du jetzt lange genug mit
dem Brennholzkorb kommuniziert, Helen? Dann möchte ich euch jetzt bitten, mir
in den Salon zu folgen, gemeinhin auch als Wohnzimmer bekannt.«
    »Was für ein wunderschönes Zimmer!«
rief Helen.
    Sie hatte vollkommen recht. Catriona
McBogle hatte den Raum entweder aus ästhetischen oder aus finanziellen Gründen
nur ganz schlicht möbliert. Es gab Tische aus Kirschbaumholz, einen
Schaukelstuhl aus Walnußholz, ein gemütliches Sofa mit vielen Kissen und einen
dazu passenden Sessel mit verblichenen blauen Schonbezügen, die offenbar von
diversen Katzenkrallen malträtiert worden waren. Ein kleiner Orientteppich, geblümte
Chintzvorhänge und eine Bordüre auf blaßblauen Wänden

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