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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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er sich auf, wirkte aber immer noch
ziemlich verdrossen.
    »Hab’ schon gedacht, ihr laßt mich
hängen.«
    »Eustace, ich hatte doch ausdrücklich
Punkt acht Uhr gesagt«, protestierte Catriona. »Und auf meiner Uhr ist es erst
sechs vor.«
    »Schon gut. Hab’ keine Lust, mich mit ‘ner
rothaarigen Frau zu streiten. Ihr könnt an Bord kommen, wenn ihr wollt. Moment,
ich nehm’ euch den Korb ab. Is’ das alles, was ihr an Ballast dabei habt?«
    »Was hast du denn erwartet? Wir haben
schließlich nicht vor, die Nacht auf deinem Kutter zu verbringen.«
    »Teufel auch, so hab’ ich das doch gar
nich’ gemeint. Die Leute haben meistens Filmkameras un’ Teleskopee un’
Riesentaschen mit Klappstühlen dabei, genug Ausrüstung, daß t es bis zum
Jüngsten Tag reichen würde. Na ja, ihr könnt euch schon mal breitmachen un’ die
Füße baumeln lassen. Sieht ganz so aus, als wärt ihr die einzigen heut’
morgen.«
    Was den drei Frauen nur recht gewesen wäre,
doch ihr Glück war leider nicht von Dauer. Eustace hatte gerade den Motor
angeworfen und auf Leerlauf gestellt und war im Begriff, die Vertäuungen zu
lösen, als ein großer grüner Lieferwagen an der Landungsbrücke hielt. Fünf junge
Männer sprangen heraus, riefen laut durcheinander und wedelten mit
Zwanzigdollarscheinen. Sie rannten zur Anlegestelle und kletterten an Bord der ›Ethelbert.
Nevin‹, reichlich behindert durch eine Unmenge von Gepäck.
    Zwei der Männer trugen Ferngläser und
Hiesige Koffer, einer hatte eine Videokamera und eine gigantische Zubehörtasche
dabei. Der vierte trug aus unerfindlichen Gründen eine kleine Angelrute zum
Fliegenfischen und einen Weidenkorb, der mit Leichtigkeit einen Wal hätte
fassen können. Der letzte hatte zwar einen Gerätekoffer, aber keine Angelrute.
Als sie alles an Bord verstaut hatten, war das Cockpit so voll, das man sich
kaum drehen konnte, obwohl Eustace die Koffer schon auf das Vorderdeck verbannt
hatte. Helen und ihre Freundinnen fragten einander bereits mit hochgezogenen
Augenbrauen, ob dieser Ausflug wirklich so eine gute Idee gewesen war, als zwei
der Männer sich daran machten, die Bug- und Heckvertäuungen zu lösen, woraufhin
Eustace seinen Motor auf Touren brachte und das Boot hinaus aufs Meer lenkte.
    »Damit erübrigt sich die Frage, ob wir
mitfahren oder nicht«, kicherte Iduna. »Am besten, wir machen es uns so bequem
wie möglich.«
    Der unerwartete Zustrom an Passagieren
hatte die drei Frauen auf die Backbordseite des Bootes gedrängt, was im Grunde
genauso gut oder schlecht war wie jede andere Stelle. Sie verstauten ihren
Picknickkorb so gut es ging unter der Bank,, die das Cockpit an drei Seiten
umgab, und setzten sich, Iduna direkt an der Kajütenwand, damit sie sich
anlehnen konnte, Catriona daneben, und Helen dem Heck am nächsten.
    Zwei der Neuankömmlinge nahmen auf der
Heckbank Platz, die anderen drei den Frauen gegenüber auf der Steuerbordseite.
Obwohl vier von ihnen mehr oder weniger identisch aussahen, brauchten Helen und
Iduna nicht lange, um die Neuankömmlinge als die Männer zu identifizieren, die
am Rastplatz neben ihnen geparkt hatten. Die Herren hatten sie ebenfalls
erkannt. Es war der Glattrasierte mit dem kurzgeschorenen Haar und dem
jungenhaften Grinsen, der als erster sprach.
    »Na, wenn das kein Zufall ist, Ladys.
So trifft man sich wieder. Wie gefällt es Ihnen denn in Maine?«
    Helen hatte recht gehabt, er war
tatsächlich der Älteste. Es waren die Bärte, die seine Kumpane älter machten,
und das Grinsen und die jungenhafte Lässigkeit, die ihren Anführer
fälschlicherweise jünger erscheinen ließen. Sie schätzte ihn auf etwa vierzig,
doch das war ohnehin unwichtig. Wenn sie schon den ganzen Tag wie Sardinen in
der Dose nebeneinander hocken mußten, sah Helen keinen Grund, weiterhin die
Unnahbare zu spielen. Sie lächelte zurück.
    »Bisher finden wir es hier wunderschön.
Und Sie?«
    »Wir haben eine Menge Spaß. Ist das
heute Ihre erste Walbeobachtung?«
    Helen sagte, ja, ganz richtig, und er
sagte, es sei auch ihre erste. Sie wechselten noch ein paar Belanglosigkeiten,
doch es war anstrengend, die ganze Zeit zu schreien, da ihre Stimmen das
Motorengeräusch und das Klatschen des Wassers gegen den Bootsrumpf übertönen mußten.
Schon nach kurzer Zeit gaben sie beide auf.
    Helen war darüber alles andere als
betrübt. Männer, die sich für unwiderstehlich hielten und einen unablässig
anstarrten, um sicherzugehen, daß man ihr geistloses Geschwätz

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