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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Haken war, daß sie nicht auf Englisch
geschrieben hatte.
    »Ich verstehe kein Wort von dem Zeug«,
ärgerte sich Guthrie. »Ist das etwa Latein oder so?«
    »Ich würde eher sagen, Französisch oder
Spanisch. Vielleicht auch eine Art Dialekt. Ich bin nicht sonderlich gut in
Sprachen, aber meine Frau kennt sich aus. Würde es dir etwas ausmachen, wenn
ich sie herbitte, damit sie ihr Glück versuchen kann?«
    »Mir macht es nichts aus, aber
vielleicht Helen. Weißt du überhaupt, wie spät es ist, Pete? Wahrscheinlich
sind drüben alle längst im Bett.«
    »Verflixt! Daran hatte ich gar nicht
gedacht. Außerdem haben die Frauen vorige Nacht auf dem verdammten Felsen kaum
geschlafen. Ich vermute, aus humanitären Gründen sollten wir damit lieber bis
morgen früh warten. Aber vielleicht sind sie ja auch immer noch auf und
sprechen über ihr Abenteuer. Was hältst du davon, Guthrie, wenn wir das
Tagebuch zu Catriona mitnehmen und sehen, was passiert. Meinst du, das geht?«
    »Warum nicht?« Aber Guthrie klang nicht
sonderlich überzeugt. »Falls Helen dieses Kauderwelsch wirklich entziffern
kann, wäre es mir ehrlich gesagt lieber, wenn sie es nicht vor den anderen
vorlesen würde. Der Himmel weiß, was Elisa sich da wieder zusammengeschrieben
hat. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich es selbst hören will.«
    »Ich verstehe genau, wie dir zumute
ist, Guthrie. Was hältst du davon, wenn ich allein hingehe und es einfach
mitnehme? Falls Helen schon schläft, warte ich bis morgen früh und zeige es
ihr, sobald sie wach ist. Deine Frau kommt doch hoffentlich nicht in der
Zwischenzeit zurück und sucht nach dem Ding, oder?«
    »Das kann ich dir beim besten Willen
nicht sagen. Ach was, nimm das verfluchte Ding einfach mit. Wenn Elisa
aufkreuzt, werde ich sie schon irgendwie ablenken. Soll ich dich bis zum Haus
begleiten?«
    »Gern, wenn es dir nicht zuviel ist.«
    Auf dem Weg zu Catrionas Haus sprachen
die beiden Männer kaum. Peter wurde allmählich bewußt, wie unendlich müde er
war. Was Guthrie Fingal gerade durch den Kopf ging, wollte er lieber gar nicht
erst wissen. Vielleicht würde das Tagebuch ja Licht auf die Beziehung zwischen
ihm und seiner Gattin werfen, falls sie überhaupt seine rechtmäßige Gattin war.
Was Peter verständlicherweise bezweifelte.
    Catriona hatte das Licht über dem
Nebeneingang und in der Küche brennen lassen, doch es war unübersehbar, daß sie
und ihre Freundinnen sich bereits zurückgezogen hatten und höchstwahrscheinlich
längst schliefen. Guthrie ging zurück in Richtung Schule, und Peter betrat so
leise wie möglich das Haus, was bei den knarrenden alten Dielen nicht gerade
leicht war.
    Die Hausherrin hatte fürsorglich die
Whiskeyflasche, ein sauberes Glas und einen Teller mit Crackern für ihn auf den
Küchentisch gestellt. In Anbetracht des erschöpfenden Abends, den er inmitten
von Elisas Kunsthandwerk zugebracht hatte, entschied Peter, daß er sich einen
kleinen Nachttrunk redlich verdient hatte. Er saß noch vor seinem unberührten
Drink am Küchentisch, knabberte an einem Cracker und brütete über dem Tagebuch,
in der Hoffnung, vielleicht doch ein paar Worte entziffern zu können, die ihm
bekannt vorkamen, als Helen leise zu ihm ins Zimmer trat und die Tür nach oben
hinter sich zuzog.
    »Peter, was machst du denn um diese
Zeit mutterseelenallein hier unten? Du bist doch bestimmt todmüde. Warum kommst
du nicht mit nach oben ins Bett?«
    »Dein Wunsch ist mir Befehl, geliebte
Gattin. Aber würdest du vorher noch schnell einen Blick in dieses Buch hier
werfen?«
    »Lila Satin? Du liebes Lottchen, was
ist das denn? Etwa ein Tagebuch?«
    »Ich glaube schon, aber ich kann das
verteufelte Ding nicht entziffern. So weit ich sehen kann, ist es rückwärts auf
Paraguayanisch geschrieben.«
    »Und zwar von Elisa Alicia Quatrefages,
nehme ich an. Das würde gut zu ihr passen.«
    Helen nahm das kleine gebundene Buch in
die Hand und hielt es näher ans Licht. »Schnörkelschrift und kleine
geschlossene Buchstaben. Ich wußte, daß sie etwas zu verbergen hat. Scheint mir
eine Mischung aus schlechtem Spanisch und noch schlechterem Französisch zu
sein, jedes dritte Wort ist falsch geschrieben. Da sieh mal einer an! ln
einigen Gebieten kennt sie sich anscheinend hervorragend aus. Hoffentlich
versteht Guthrie kein Spanisch.«
    »Nicht ein Wort. Er dachte, es sei
Latein. Warum? Was hat sie denn geschrieben?«
    »Ich würde erröten, wenn ich es dir
vorlesen müßte. Und sie schreibt nicht etwa

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