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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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über Guthrie. Elisa Alicia hat
einen Geliebten.«
    »Sagt sie, wer der Kerl ist?«
    »Bis jetzt habe ich außer ›me amoor‹
noch nichts gefunden. Ich glaube, sie meint ›mi amor‹ oder vielleicht ›mon
amour‹. Warum machst du uns nicht eine Tasse Kaffee? Und bist du so lieb und
gibst mir den Block und den Stift neben dem Telefon?«
    »Verflixt und zugenäht, Helen«, entfuhr
es Peter. »Ich wollte weiß Gott nicht, daß du das Zeug auf der Stelle übersetzt
und dir die Nacht um die Ohren schlägst. Eh — wäre es nicht einfacher zu
entziffern, wenn du den Text vor einen Spiegel halten würdest?«
    »Da könntest du sehr wohl recht haben.«
    Doch sie machte keine Anstalten, seinen
Rat zu befolgen. Peter seufzte und füllte Wasser in den Kessel. Catriona hatte
ein Glas mit coffeinfreiem Pulverkaffee auf die Arbeitsplatte neben dem
Elektroherd gestellt. Das war jetzt genau das richtige. Einerseits quälten ihn
Gewissensbisse, weil er Helen das Buch gezeigt hatte, andererseits brannte er
darauf zu erfahren, was sie herausfinden würde. Er wünschte sich nur, daß er
sich für eines der beiden Gefühle entscheiden könnte. Er löffelte Kaffee in
zwei große Becher, goß heißes Wasser darüber und trug sie hinüber zum Tisch.
Dann setzte er sich hin und versuchte, sich ruhig zu verhalten, während Helen
den Text durchging und in ihrer kleinen, präzisen Bibliothekarinnenschrift
Notizen auf Catrionas Telefonblock schrieb.
    Anscheinend hatte er sich nicht ruhig
genug verhalten, denn Helen blickte auf und schenkte ihm einen Blick, der ein
klein wenig ungeduldig wirkte. »Liebling, warum gehst du nicht ins Bett und
ruhst dich ein wenig aus? Du wirst morgen den größten Teil der Strecke fahren
müssen, nehme ich an, und das Entziffern kann eine Weile dauern.«
    »Du kannst doch heute nacht nicht das
ganze verdammte Buch übersetzen!«
    »Selbstverständlich kann ich das. Du
glaubst doch nicht im Ernst, daß ich jetzt aufhöre, oder? Außerdem sollte
Guthrie das Tagebuch morgen früh schnellstens zurücklegen, für den Fall, daß
sie nach Hause zurückgehüpft kommt und ein neues Kapitel verfassen möchte. Nach
allem, was ich bis jetzt gelesen habe, ist ihr alles zuzutrauen. Gib mir einen
Kuß und leg dich aufs Ohr. Ich erzähle dir alles, wenn ich nachkomme.«
    Wann genau Helen ins Bett kletterte,
fand Peter nie heraus. Er wachte auf, als helles Tageslicht ins Zimmer strömte.
Helen lag friedlich schlummernd an seiner Seite und eine riesige rote Katze mit
üppiger Halskrause schnurrend auf seinem Brustkorb. Die Katze schien wenig Lust
zu verspüren, sich zu bewegen, und Peter konnte keine Geräusche im Haus hören
und nichts riechen, das auf ein fertiges Frühstück schließen ließ, daher schloß
er die Augen wieder.
    Als er zum zweiten Mal wach wurde, war
die Katze fort, und auch Helen war nirgends mehr zu sehen. Er sprang aus dem
Bett und war schon im Begriff, nach unten zu eilen, als ihm einfiel, daß er in
seiner Unterwäsche geschlafen hatte, weil er vergessen hatte, einen Schlafanzug
einzupacken, ganz zu schweigen von einem Morgenmantel. Er rannte zurück in das
Gästezimmer, das er mit seiner Frau geteilt hatte, schlüpfte wieder in seine
zerknitterte Hose und die grüne Bluse von Miss Binks’ Tante, die er allmählich
mehr als leid war, und begab sich nach unten.
    »Aha, da ist ja auch unser
Dornröschen!«
    Catriona, die ein türkisblaues
Frotteegewand trug, das anscheinend der roten Maine Coon-Katze und möglichen
anderen Fehden als Kratzbaum diente, erhob sich vom Küchentisch und goß ihm
eine Tasse Kaffee ein. Helen und Iduna saßen ebenfalls am Tisch, erstere in einem
hübschen rosa Morgenrock aus feinem Krepp, und Iduna in einer beeindruckenden
Kreation aus Spitze und babyblauen Rüschen, die aus einem viktorianischen
Modeheft hätte stammen können und bei jeder anderen Frau lächerlich gewirkt
hätte. Peter war nicht sonderlich überrascht, auch Guthrie Fingal am
Frühstückstisch vorzufinden.
    »Verflixt noch mal, Guthrie, wenn ich
gewußt hätte, daß du auch kommst, hätte ich dich gebeten, mir ein Hemd von dir
mitzubringen. Ich war gestern so in Eile, daß ich vergessen habe, mir was zum
Anziehen mitzunehmen.«
    »Du trägst doch ein wunderschönes Hemd,
mein Guter. Sieht irgendwie irisch aus. Stammt wohl noch vom St. Patrick’s Day,
was?«
    »Eigentlich ist es eine Bluse und
gehörte der Tante einer Dame, die ich in Helens Abwesenheit kennengelernt habe.
Die Tante verstarb, bevor sie die

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