Wenn der Wetterhahn kräht
ich sogar ganz sicher. Sein
Name ist Roland Childe, und er stammt aus Clavaton. Huntleys Beschreibung paßt
hervorragend auf ihn, und er hat genau das getan, was Ihr Bruder beschrieben
hat. Vermutlich wird sich herausstellen, daß einer der anderen vier Männer als
Arbeiter in die Fabrik geschleust wurde. Dieser Mann, dessen Deckname
wahrscheinlich Argentinien, Kolumbien oder Venezuela lautet, könnte heimlich im
Schutz der Dunkelheit aufs Dach geklettert sein, die Wetterfahne losgeschraubt
haben und auf der anderen Seite der Fabrik einem Komplizen, der unten wartete
und bei dem es sich höchstwahrscheinlich um Childe oder einen der anderen drei
Männer handelte, heruntergelassen haben. Die vier Ganoven waren gerade dabei zu
singen, als ich sie zuletzt gesehen habe, daher wird die ganze Geschichte
sicher schon bald geklärt sein.«
»Waren Sie bei der Festnahme dabei?«
»Allerdings. Meine Frau ebenfalls,
außerdem noch Iduna Stott, die sie ja kennen, eine alte Freundin der beiden
namens Catriona McBogle, und mein Zimmerkamerad aus College-Zeiten Guthrie
Fingal, dessen Wetterfahne ebenfalls gestohlen wurde. Ich werde Ihnen einen
ausführlichen Augenzeugenbericht geben, sobald Sie Zeit haben, alles
aufzuschreiben. Wenn ich mich nicht sehr täusche, werden Sie das letzte Kapitel
bis dahin ganz allein schreiben können.«
Kapitel 20
A ls Peter und Cronkite den Highway
verließen, sahen sie als erstes ein halbes Dutzend LKWs der Bürgerwehr, die so
weit wie überhaupt möglich von der Staubstraße entfernt parkten, die zum Woeful
Ridge führte, was leider immer noch nicht weit genug war, denn Peter konnte
sich nur mit knapper Not durchkämpfen.
»Was meinen Sie, Swope, wie weit wir
dabei sein sollen? Ich habe keine große Lust, mir bei dem Tumult meinen Wagen
zu ruinieren.«
»Kann ich gut verstehen, Professor, ich
brauche nur daran zu denken, was mit meinem passiert ist. Sehen Sie mal, da vom
sind noch mehr LKWs. Die haben anscheinend ein ganzes Bataillon angekarrt.
Warum parken Sie nicht direkt dahinter? Das restliche Stück können wir zu Fuß
gehen. Von hier ist es weniger als eine halbe Meile.«
»Ich hätte eigentlich erwartet, daß man
uns einen gepanzerten Wagen schicken würde«, scherzte Peter.
Wie sich herausstellte, hatte man dies
tatsächlich. Peter und Cronkite waren erst einige hundert Meter gegangen, als
Polizeichef Olson in einem imposanten Gefährt, das er sich wahrscheinlich
irgendwo ausgeliehen hatte, neben ihnen hielt. Olson trug seine Polizeiuniform,
sein Fahrer ebenfalls.
»Nach Ihnen habe ich schon gesucht!«
rief ihnen der Polizeichef zu. »Springen Sie schnell auf den Rücksitz. Freut
mich, daß Sie kommen konnten, Professor. Ich habe meine Leute mehrmals bei
Ihnen anrufen lassen, aber es schien niemand da zu sein.«
»Ich mußte unerwartet verreisen«,
erklärte Peter. »Ich konnte natürlich nicht ahnen, was sich hier abspielte. Ich
bin erst vor etwa einer Stunde zurückgekommen.«
»Na ja, besser spät als gar nicht.«
Chief Olson schien erstaunlich gut
aufgelegt zu sein. Peter konnte sich nicht erinnern, den Mann je lächeln sehen
zu haben, allerdings sah er ihn auch nicht sonderlich häufig. Er fragte sich,
ob Olsons Uniform immer so tadellos gebügelt war und die Messingknöpfe immer so
glänzten wie Nuggets in einer Goldmine.
Allerdings fragte er sich, warum die
Knöpfe wohl aus Messing waren. Er hatte immer angenommen, daß Uniformknöpfe
schon seit langem aus Chrom hergestellt wurden, was ja auch viel praktischer
war. Fred Ottermole, der Polizeichef von Balaclava Junction, hatte silberne
Knöpfe an seiner Uniformjacke, die er jedoch nicht allzu oft trug. An einem
warmen Tag wie diesem wäre er sicher in seinem blauen Hemd erschienen — wie
immer frisch gebügelt und makellos sauber, da Freds Gattin Edna Mae im Gegensatz
zu Fred größten Wert darauf legte, daß ihr Gatte auch äußerlich einem würdigen
Gesetzeshüter entsprach. Jammerschade, daß er heute nicht dabei war, dachte
Peter. Ottermole genoß eine ordentliche Schlägerei fast genauso sehr wie
Thorkjeld Svenson.
Aber auch Olson entpuppte sich als
echte Kämpfernatur, dabei hatte Peter ihn bisher immer nur für streitsüchtig
gehalten. »Wir müssen hinter dem Grat warten, bis das SEK hochmarschiert«,
erklärte er gerade. »Und dann komme ich. Ich brülle in dieses Mikro hier, und
aus dem Megaphon oben auf dem Dach ist meine Stimme dann überall laut und
deutlich zu hören. Wenn die
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