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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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sich nicht auf der Stelle ergeben, marschiert das
SEK noch weiter und die Jungs von der Bürgerwehr rücken zum Woeful Ridge vor,
bis alles komplett umzingelt ist. Geschossen wird erst auf mein Signal.«
    »Freut mich zu hören«, sagte Peter. »Eh
— wenn die Männer sich im Kreis aufstellen, würden sie dann nicht aufeinander
schießen, falls es zum Kampf käme?«
    »So ein Schwachsinn! Natürlich nicht!«
Das klang wieder ganz wie der alte Olson, der bei der geringsten Spur von
Kritik sofort auf die Barrikaden ging. »Für wen zum Teufel halten Sie uns
eigentlich? Für einen Haufen Idioten, oder was?«
    »Ganz im Gegenteil«, versicherte Peter
schnell. »Ich halte diesen Einsatz für eine hervorragend geplante Operation.
Ich kann nur bewundern, daß Sie es geschafft haben, in der kurzen Zeit so viele
Leute zusammenzutrommeln.«
    Olson schwoll an wie eine Kröte, die
sich mit Luft vollpumpt, ein Tier, dem er auch im Normalzustand recht ähnlich
sah. »Es war höllisch schwer, das können Sie mir glauben. Also, wenn die Kerle
in der Falle sitzen, schließen Sie, Swope und ich uns dem SEK an, und Sie
zeigen uns, wo das Knarrenlager ist. Keine Sorge, Professor, wir sorgen schon
dafür, daß Ihnen nichts passiert.«
    »Das beruhigt mich, Chief Olson. Ich
bin überzeugt, daß wir in Ihren kompetenten Händen — eh — vollkommen sicher
sind.«
    Natürlich hatte er maßlos übertrieben.
Peter war alles andere als überzeugt und wünschte sich von ganzem Herzen, er wäre
noch etwas länger in Maine geblieben statt Hals über Kopf zurückzufahren. Aber
jetzt war er dem Ende des Tunnels schon so nahe, daß es keinen Sinn mehr machte
umzukehren. Als sie sich dem Grat näherten, stellte er fest, daß er eine
ähnliche Euphorie verspürte wie kurz zuvor Cronkite Swope, auch wenn davon
mittlerweile nichts mehr zu merken war.
    »Eh — Swope, warum versuchen Sie nicht,
eine Nahaufnahme von Chief Olson hier im Wagen zu machen?« schlug er vor. »Was
halten Sie davon?«
    Cronkites Stimmung besserte sich ein
wenig. »Versuchen könnte ich es, obwohl es hier drin ein bißchen eng ist. Mit
Blitzlicht könnte es hinhauen.«
    »Kein Blitzlicht!« bellte Olson. »Wir
dürfen den Feind auf keinen Fall vorzeitig warnen!«
    ›Den Feind‹ — drunter tut er es nicht.
Wenn zwölf Laster voller Männer und ein verfluchter gepanzerter Wagen das
Trüppchen Ganoven nicht längst aufgeschreckt hatten, konnte Peter sich
schwerlich vorstellen, daß ausgerechnet Cronkites Blitz dies fertigbringen
würde. Er beschloß jedoch, den Mund zu halten. Olson hatte angefangen, sein
Kinn vorzustrecken wie der berühmte General Patton im Zweiten Weltkrieg. Der
Augenblick des Triumphes stand unmittelbar bevor, und er wollte Olson die
Stimmung nicht verderben.
    Ein Mann in olivfarbener Tarnkleidung
schlich sich nach bewährter Dschungelmanier an ihr Fahrzeug heran und klopfte
dreimal leise gegen das Panzerglas auf Olsons Seite. Der Fahrer, der bisher
kein einziges Wort von sich gegeben und Cronkite und Peter keines Blickes
gewürdigt hatte, berührte einen Knopf, der das Fenster einen Spalt breit
öffnete.
    »Alle Truppen sind in ihren
Angriffsstellungen, Chief Olson. Der Captain der Bürgerwehr sagt, wir sind
bereit, wenn Sie es sind.«
    »Gut. Wo ist der Leiter des SEK?«
    Wie auf Kommando trat ein anderer Mann
hinter einem Baum hervor. Peter nahm jedenfalls an, daß es sich bei dem Wesen
um einen Mann handelte. Kopf, Körper, Arme, Beine, Hände und Füße waren von
mehreren Schichten Schutzkleidung verhüllt. Peter sah, wie Cronkites Gesicht
sich aufhellte, und begann allmählich, sich ein wenig sicherer zu fühlen. Wenn
sich alle Männer so angezogen hatten, würde der Marsch auf das Waffenlager zwar
etwas mühsam vonstatten gehen, doch es war unwahrscheinlich, daß den Leuten
etwas zustoßen würde, es sei denn, sie traten zufällig auf eine Landmine. Peter
beobachtete mit wachsender Faszination, wie er, sie oder es meldete, das SEK
habe ebenfalls seine Position eingenommen und sei auf alles vorbereitet.
    »Dann wollen wir mal«, sagte Olson
grimmig. »Dreißig Sekunden, um in Deckung zu gehen, und dann heben wir das Nest
aus.«
    »Kann ich jetzt ein Foto machen?«
flüsterte Cronkite.
    »Nein!« bellte Polizeichef Olson. »Sie
bleiben genau da, wo Sie sind, und rühren keinen Finger.«
    Vermutlich wartete er darauf, Schüsse
zu hören, dachte Peter. Einige Eichelhäher veranstalteten einen Riesenkrach,
und Peter glaubte den Ruf eines

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