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Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ausstreckt, können wir uns an den Händen fassen.«
    »Penny wird allmählich ziemlich schwer.«
    »So schwer auch wieder nicht. Wir schaffen es schon.«
    »Aber...«
    »Rebecca, diese Wesen sind hier im Gebäude, direkt unter unseren Füßen, und sie suchen genau in diesem Augenblick nach uns.«
    Sie nickte. »Wer springt zuerst?«
    »Du.«
    »Oh, vielen Dank.«
    Der Wind pfiff wie ein Güterzug über das Dach.

5
    Der obere Rand der Brüstung war zehn Zoll breit. Rebecca erschien er nicht breiter als ein Seil.
    Wenigstens war er nicht vereist. Der Wind scheuerte den Schnee von der schmalen Hache und hielt sie sauber und trocken.
    Mit Jacks Hilfe balancierte Rebecca halb geduckt auf der Mauer. Der Wind zerrte an ihr, und sie war überzeugt, daß er sie umgerissen hätte, wenn Jack nicht dagewesen wäre.
    Sie versuchte, nicht auf den Wind und den stechenden Schnee zu achten, der auf ihr ungeschütztes Gesicht einprasselte, ignorierte den Abgrund vor sich und richtete ihre Augen und ihre Gedanken auf das Dach des nächsten Gebäudes. Sie mußte so weit springen, daß sie dort über die Brüstung kam und auf dem Dach landete; wenn sie ein wenig zu früh aufkam, oben auf dieser taillenhohen Mauer, auf dem schmalen Steinstreifen, würde sie einen Augenblick lang aus dem Gleichgewicht geraten, selbst wenn sie auf beide Füße fiel. In diesem Augenblic k höchster Unsicherheit würde der Wind sie erfassen, und sie konnte entweder nach vorne auf das Dach stürzen oder nach hinten ins Leere zwischen den Gebäuden. Sie gestattete sich nicht, an diese Möglichkeit zu denken, und sie schaute nicht in den Abgrund.
    Sie spannte die Muskeln an, legte die Arme seitlich an den Körper und sagte: »Jetzt«, und Jack ließ sie los, sie sprang in die Nacht, in den Wind und in das Schneetreiben hinein.
    Sobald sie in der Luft war, wußte sie plötzlich, daß sie nicht kräftig genug abgesprungen war, wußte, daß sie das andere Dach nicht erreichen, daß sie in die Brüstung krachen, nach hinten stürzen, sterben würde.
    Aber was sie wußte, trat nicht ein. Sie übersprang die Brüstung und landete auf dem Dach, die Füße rutschten ihr weg und sie fiel auf ihr Hinterteil, so fest, daß es weh tat, aber nicht fest genug, um sich etwas zu brechen.
    Als sie auf die Beine kam, sah sie den verfallenen Taubenschlag. Taubenhaltung war in dieser Stadt weder ein gewöhnliches noch ein ungewöhnlic hes Hobby; ja, dieser Schlag war kleiner als so manche andere, nur sechs Fuß lang. Mit einem Blick stellte sie fest, daß er seit Jahren nicht mehr benützt wurde. Er war so verwittert und verwahrlost, daß er bald kein Taubenschlag mehr, sondern nur noch ein Schrotthaufen sein würde.
    Sie schrie Jack, der vom anderen Gebäude herüberschaute, zu: »Ich glaube, ich habe unsere Brücke gefunden!«
    Sie war sich bewußt, wie schnell die Zeit ablief, wischte ein wenig Schnee vom Dach des Taubenschlags und sah, daß es offenbar aus einer einzigen, sechs Fuß langen Platte aus zolldickem Sperrholz bestand. Das war noch besser, als sie gehofft hatte; jetzt brauchten sie sich nicht mit zwei oder drei einzelnen Planken abzuplagen. Das Sperrholz schien stabil genug, um die Kinder und sogar Jack auszuhalten. Es war an einer Seite locker, und das machte es ihr sehr viel leichter. Sobald sie den restlichen Schnee vom Dach gewischt hatte, packte sie es am losen Ende, hob es an und zog es nach hinten. Ein paar Nägel sprangen heraus, und einige brachen ab, weil sie völlig durchgerostet waren. Innerhalb von Sekunden hatte sie die Platte losgerissen.
    Sie schleppte sie zur Brüstung. Sie mußte auf einen windstillen Augenblick warten. Der kam ziemlich bald, und sie hievte das Brett schnell hoch, balancierte es auf der Brüstung und schob es hinaus, auf Jacks ausgestreckte Hände. Einen Augenblick später, als der Wind wieder lospeitschte, hatten sie die Brücke an Ort und Stelle. Nun konnten sie das Brett, wenn sie es beide festhielten, nach unten drücken, selbst wenn ein starker Windstoß darunterfuhr.
    Penny legte die kurze Strecke als erste zurück, um Davey zu zeigen, wie einfach es war. Sie legte sich bäuchlings hinauf, packte die Ränder des Bretts mit den Händenund zog sich vorwärts. Überzeugt, daß es zu schaffen war, folgte ihr Davey ohne jede Unsicherheit.
    Jack kam als letzter. Danach half er Rebecca, die Sperrholzplatte auf das Dach zurückzuziehen.
    »Was jetzt?« fragte sie.
    »Ein Gebäude ist nicht genug«, sagte er. »Wir müssen den

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