Wenn die Liebe dich findet
Handschuhe anzuziehen. Raphaels Gesicht war rot vor Zorn, er musste Alice nur einen Blick zuwerfen, und schon eilte die Zofe aus dem Raum.
»Ich habe nichts gemacht, nur ein Mal mit dem Mann getanzt!«, schrie Amanda zurück.
»Dann weißt du also genau, warum ich hier bin? Natürlich, umso besser, das spart uns Zeit. Du wirst nie wieder mit Brigston reden, hörst du?«
»Wir könnten vernünftig darüber reden, wenn du aufhören würdest zu schreien. Ich dachte, wenigstens du wärst etwas offener, vor allem, weil noch gar nicht bewiesen ist, dass die Gerüchte der Wahrheit entsprechen.«
»Dieser Idiot hat gestern Abend drei jungen Frauen einen Heiratsantrag gemacht, um sie zu verführen. Wenn so etwas die Runde macht, dann nie ohne Grund.« Raphael hielt inne, als er sah, wie Amanda die Röte in die Wangen stieg. »Oh Gott, dir auch? Ich glaube, ich muss ihn umbringen!«
»Unsinn! Man erzählt sich doch auch, dass er gar nicht heiraten will.«
Aber Raphael wütete weiter, als hätte er sie nicht gehört. »Warst du die Dritte? Verdammt noch mal, ich wette, du warst die Vierte, nur dass es noch niemand weiß, oder? Gib es zu!«
Amanda fing an zu lachen. »Hörst du dir vielleicht mal selbst zu? Was davon stimmt nun: dass er nicht heiraten will oder dass er jede heiraten will, die in seine Nähe kommt? Diese Gerüchte sind widersprüchlich, Rafe, was nur beweist, dass sie keinerlei Substanz haben. Du solltest besser als alle anderen wissen, dass Gerüchte sich verselbstständigen können.«
»Was ich weiß, ist, dass dieser Skandal auch alle Beteiligten mitreißt, ob die Gerüchte nun wahr sind oder nicht.«
Diese Bemerkung ärgerte sie nur noch mehr. »Herrgott, bin ich hier die Einzige, die gemerkt hat, dass Brigston nur Spaß gemacht hat? Meine Güte, wie können diese dummen Dinger nur denken, dass er es ernst meint? Wie kannst du nur denken, dass es mehr war als ein harmloser Flirt? Hast du noch nie bei einer Frau – vor Ophelia natürlich – eine etwas seltsame Bemerkung gemacht, eine Übertreibung, die einfach nur lustig gemeint war? Ich jedenfalls habe darüber gelacht.«
»Darum geht es doch gar nicht.«
»Es gibt noch keinen Skandal, Rafe, aber was sehr wohl skandalös ist, ist die Art, wie er schlechtgemacht wird, nur weil er eine hervorragende Partie ist und alle anderen jungen Lords grün vor Neid sind. Es gab keine ernst zu nehmende Konkurrenz, bevor Brigston aufgetaucht ist. Und sie wollen, dass das auch so bleibt, indem sie seinen Namen beflecken, noch bevor er einen Fuß in der Tür hat. Bis er gestern Abend kam, waren die Gerüchte über ihn kein bisschen bösartig, ganz im Gegenteil. Das spricht dafür, dass Neid und Eifersucht dahinterstecken.«
»Warum verteidigst du ihn? Ich schwöre, Mandy, falls du glaubst, er sei der Mann, auf den du drei Saisons lang gewartet hast, wirst du das sofort vergessen!«
Es war nicht mit Raphael zu reden, wenn er diese brüderliche Beschützerhaltung einnahm, deshalb versuchte Amanda es anders. »Nein, das glaube ich nicht. Larissa und ich haben herausgefunden, was mein Problem war.«
»Los, raus damit!«
»Liebe auf den ersten Blick. Lach jetzt nicht – das war es, worauf ich gewartet habe. Und da es bei keinem der jungen Männer passiert ist, die ich bisher getroffen habe, dachte ich, dass keiner von ihnen der Richtige sei.«
»Das ist ein Witz, oder?«
»Nein, ich wünschte, es wäre so. Sieh nur, wie viel Zeit ich verloren habe, nur weil ich diese falschen Vorstellungen hatte! Lord Peter zum Beispiel, von letztem Jahr, er war ganz hinreißend, aber …«
»Mandy, ein guter Rat von mir: Sag einem Mann niemals , dass er hinreißend ist!«
Sie verdrehte die Augen. »Hab ich nicht. Würde ich auch nicht tun. Es geht darum, dass er sehr nett anzusehen war, und trotzdem habe ich ihn ignoriert, weil ich nicht sofort bis über beide Ohren in ihn verliebt war. Aber wenn ich nur ein bisschen länger Interesse geheuchelt hätte, um ihn besser kennenzulernen, hätte ich ihn vielleicht doch nicht so langweilig gefunden und mich langsam in ihn verlieben können, so wie es sein sollte. Jetzt ist es natürlich zu spät, denn er hat noch in derselben Saison geheiratet.«
Jetzt verdrehte Raphael die Augen. »Jetzt fall nicht gleich ins andere Extrem! Tu nicht so, als wäre etwas da, wo wirklich nichts ist.«
»Wonach soll ich denn dann suchen?« Als er auf den Boden starrte und recht verlegen wirkte, fügte Amanda hinzu: »Das war eine ernst gemeinte
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