Wenn die Liebe dich findet
spätherbstliche Kälte auf ihren Wangen und den unbehandschuhten Händen. Bald würde sie anfangen zu zittern, und das tat womöglich weh!
»Na gut, warten wir ein paar Minuten, aber wir sollten wenigstens Ihren Kopf hochlegen, so haben Sie ja den ganzen Dreck im Gesicht.«
Devin legte sich neben sie auf den Boden und schob vorsichtig seinen Arm unter ihren Kopf, ohne dabei ihren Körper zu bewegen, sodass ihre Wange auf seinem Unterarm lag. Das war ziemlich galant von ihm. Es hatte auch nicht wehgetan, den Hals zu bewegen. Hatte sie vielleicht doch überreagiert?
Amanda erkannte nun die Sorge in seinem Gesichtsausdruck. Er hatte nicht so geklungen, aber sie sah es ihm an, und das schürte ihre Angst.
Indessen beharrte er: »Wir müssen herausfinden, wo der Bruch ist, falls etwas gebrochen ist. Wenn Sie mir zeigen, wo es wehtut …«
»Nein. Ich will es gar nicht wissen – ich habe Angst. Das verstehen Sie nicht. Es ist alles genauso wie bei meinem ersten Reitunfall.«
»Sind Sie sicher? Sie haben gesagt, Sie wären damals in Ohnmacht gefallen. Bis jetzt sind Sie das noch nicht.«
Das stimmte. Der Schmerz war auch nicht ganz so schlimm, und solange Amanda das linke Bein nicht bewegte, tat es auch nicht weh. Wenn sie sich das Bein gebrochen hätte, was sie befürchtete, konnte es dann taub sein?
»Ich erkläre Ihnen jetzt, was wir tun«, fuhr er in beruhigendem Tonfall fort. »Ich hebe Sie hoch und trage Sie in den Stall zurück. Ich bin ganz vorsichtig, und Sie beißen die Zähne zusammen und schreien mir nicht ins Ohr. Wir wissen beide, wie tapfer Sie sind, Mandy. Sie schaffen das! Sind Sie bereit?«
»Nein«, wimmerte sie.
Devin wartete ein paar Minuten, dann fragte er wieder: »Sind Sie jetzt bereit?«
Sie begann zu frieren, also nickte sie, kniff die Augen zu, biss die Zähne zusammen und wartete auf den schrecklichen Schmerz, bei dem sie gleich ohnmächtig werden würde. Er wartete nicht länger, sondern hob sie rasch vom Boden auf. Ein stechender Schmerz schoss ihr Bein hinauf und schien sich direkt in ihren Kopf zu bohren, aber das konnte auch daran liegen, dass sie ihre Position verändert hatte. Sie fiel nicht in Ohnmacht, aber der Schmerz war für einen Moment lang unerträglich. Sie musste sich überwinden, um nicht zu schreien. Devin lief so schnell, dass sie kaum spürte, wie er sich bewegte, und wieder ließ der Schmerz etwas nach. Oder war sie nur viel zu sehr von seinen starken Armen, die sie umfingen, abgelenkt, um etwas anderes zu spüren als ihn?
Amanda fühlte, wie seine Wärme sie umgab. Er hatte sogar sein Kinn auf ihren Kopf gestützt, um sie ruhig zu halten, womöglich drückte er ihren kleinen Hut ein. Aber die Kälte wich! Dann wurde sie von der Wärme des Stalls überwältigt. Sie hörte, wie er einen Stallburschen schickte, um nach den Pferden zu sehen, dann ging er in ein kleines Büro im hinteren Teil des Stalls und ließ die Stalltür offen. Sie sah einen alten Tisch, ein paar Holzstühle und ein schmales Feldbett, auf das er sie vorsichtig legte. Sie stöhnte auf, als ihr Bein das Bett berührte. Er streckte sich und blickte sie an, lächelte leicht und fuhr mit einem Finger über ihre Wange. Dann zeigte er ihr den Finger. »Schmutz und Tränen, nicht die beste Mischung. Ich gehe Wasser holen. Und Sie bleiben schön hier!«
Sollte das ein Witz sein? Wohin sollte sie schon gehen, mit einem gebrochenen Bein? Aber in dem Moment, als er den Raum verließ, stützte sie sich auf einen Ellbogen und betrachtete ihre Beine, die von ihrem Reitrock und ihren Stiefeln bedeckt waren. Sie war schon dabei, sich den Reitrock hochziehen, um den Schaden zu begutachten, als Devin plötzlich mit einem Eimer Wasser hereinkam. Eine Sekunde später, und sie wäre errötet.
Er stellte den Eimer neben dem Feldbett ab. »Ich brauchte eigentlich einen Schrank für all die Sachen, aber hier ist kein Platz für weitere Möbel.«
Auf einmal lehnte er sich über Amanda und langte nach dem Regal hinter dem Feldbett. Sie riss die Augen auf, als er sich so mit seiner gesamten Körperlänge über ihr streckte, aber er holte nur ein kleines Handtuch vom Regal. Dann setzte er sich neben sie. Er hatte kaum Platz, aber sie war immer noch viel zu ängstlich, um irgendeinen Teil ihres Unterkörpers zu bewegen.
Zuerst öffnete er das Band ihres Hutes und legte den Hut auf seinen Schreibtisch. Dann tränkte er einen Handtuchzipfel mit Wasser und tupfte ihr die Wangen ab. Behandelte er sie schon wieder wie ein
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