Wenn die Liebe dich findet
also dem Diktat Ihres Vaters?«, vermutete Devin.
»Keine andere Wahl«, gab Robert mit einem Seufzer zu. »Der Alte hat mich nach Hause bestellt. Ich wusste nicht, dass er mich beobachten ließ, aber ich hätte es mir denken können. So wütend habe ich ihn noch nie gesehen. Er wird mich verstoßen, wenn ich das hier nicht zu Ende bringe.«
Wenn Amanda nicht involviert wäre, hätte Devin beinahe Mitleid mit dem jungen Lord gehabt. »Aber wenn sie einen anderen heiratet, sind Sie doch raus aus der Sache.«
»Richtig, aber wie groß ist die Chance? Ich muss jetzt um sie werben. Ich habe keine Wahl. Meine verdammte Erbschaft hängt davon ab.« Dann flüsterte Robert: »Ein Lakai meines Vaters wartet in der Kutsche. Er hat ebenfalls seine Anweisungen und soll dafür sorgen, dass ich in aller Form um das Mädchen werbe.«
»Hat man Sie denn ins Haus gelassen?«, erkundigte Devin sich neugierig und machte eine Kopfbewegung in Richtung Tür.
»Ach, Sie glauben, sie hätten die neuen Gerüchte nicht gehört, die mein Benehmen entschuldigen? Schon möglich. Aber Lady Amanda ist nicht hier. Der Butler sagt, sie sei gestern Nachmittag umgezogen.«
Sie hatte die Stadt verlassen. Devin spürte einen Stich der Enttäuschung. Es war bestimmt seine Schuld. Aber zumindest hatte er sie damit auch außerhalb von Roberts Reichweite gebracht. Nicht dass er ihn nicht mochte, aber die Gründe für sein Werben um Amanda gefielen ihm nicht. Sie hatte etwas Besseres verdient. Brigston konnte seinen schlechten Start vielleicht wiedergutmachen und die Erlaubnis bekommen, um Amanda zu werben. Leider glaubte Devin nicht, dass sie seine wahren Motive erkennen würde. Nein, womöglich glaubte sie sogar, dass Robert Brigston die bessere Alternative wäre als Reitstunden.
»Tun Sie sich selbst einen Gefallen«, schlug Devin lässig vor. »Wenn Sie das Gefühl haben, Sie müssten das zu Ende bringen, dann gehen Sie es am besten halbherzig an.«
»Sie meinen, ich soll nur nach außen hin so tun, als sei ich hinter Lady Amanda her, damit mein Vater glaubt, ich hätte mein Bestes gegeben?«
»Ganz genau.«
Robert überlegte einen Moment, dann runzelte er die Stirn. »Aber wie soll das funktionieren? Sie soll sich doch in mich verlieben!«
Devin unterdrückte ein Lachen. »Vielleicht indem Sie ihr gegenüber nicht sehr ernsthaft klingen? Oder indem Sie vorgeben, sich in ihrer Gesellschaft zu langweilen? Oder Sie sagen ihr ganz einfach, dass Sie den Auftrag haben, um sie zu werben.«
Robert blickte entsetzt drein. »Das kann ich nicht riskieren! Ich kann ihr nicht die Wahrheit sagen. Mein Vater könnte davon erfahren.«
»Dann wiederhole ich: Machen Sie es halbherzig! Das Mädchen ist nicht dumm. Wenn sie spürt, dass Sie nicht wirklich an ihr interessiert sind, wird sie Ihren Heiratsantrag nicht annehmen, denn Sie sind nicht die einzige gute Partie, die sie in dieser Saison kennengelernt hat. Solange sie sich mehr zu dem anderen hingezogen fühlt, sind Sie in Sicherheit.«
»Ich habe Konkurrenz?« Robert klang besorgt, aber dann bemerkte Devin einen Schimmer der Aufregung in seinen Augen.
Devin ärgerte sich. Was zur Hölle hatte er nur getan? Robert war jedoch schon davongeeilt, bevor Devin noch mehr sagen konnte. Er musste den Hut zurückbringen, also stopfte er ihn in seine Tasche zurück und beschloss, Amandas Tante einen Besuch abzustatten, um herauszufinden, wohin Amanda gegangen war.
Der Butler führte ihn direkt in den Salon.
Julie St. John blickte von ihrem Buch auf. Sie runzelte die Stirn, dann schoss sie los: »Muss ich meinen Butler feuern?! Ich hoffe, Sie wissen, dass Sie keinen Fuß in die Tür gebracht hätten, junger Mann, wenn Sie wegen Amanda gekommen wären!«
Devin zuckte zusammen. Amanda hatte offensichtlich aus dem Nähkästchen geplaudert. »Ja, ich weiß, sie ist umgezogen …«
»Das ist aber nicht der Grund, warum Sie abgewiesen worden wären. Sie erlaubt seit der letzten Saison keine Besuche von ihren Verehrern. Sie hätten also genauso gut warten können, bis Sie sie auf einer gesellschaftlichen Veranstaltung treffen. An der Tür ihres Bruders wird man Sie ebenfalls abweisen.«
Sie hatte die Stadt gar nicht verlassen? Und er wurde gar nicht wegen seines ungebührlichen Benehmens von ihrer Tante zusammengestaucht? Aber warum klang die Frau dann, als würde sie Feuer spucken?
Um vorsichtig das Terrain zu sondieren, fragte er mit einem Grinsen: »Ja, ist das so?«
Julie hob eine ihrer goldenen Augenbrauen.
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