Wenn die Liebe dich findet
in den Sinn, dass sie auf weitere Reitstunden verzichten und sich stattdessen ganz auf Robert konzentrieren könnte, aber sie schob den Gedanken sogleich beiseite. Jetzt, wo sie merkte, dass das Reiten etwas war, das sie doch lernen konnte, wollte sie es für sich schaffen, nicht mehr nur für Kendall – auch wenn das bedeutete, dass sie weiter mit Devin zu tun hatte.
Als sie etwas später an diesem Morgen auf dem Gestüt eintraf, stand sie einen Moment lang in der offenen Tür von Devins kleinem Büro, bevor dieser ihre Ankunft bemerkte. Er saß am Schreibtisch und schlug mit der Faust leicht auf etwas Flaches, Kreisförmiges. Sie hatte keine Ahnung, was es war, aber anscheinend versuchte er, es flach zu klopfen. Nein, eigentlich schien er gar nicht darauf zu achten, er wirkte vielmehr nachdenklich, sogar grüblerisch. Sah so sein typisches Verhalten aus, wenn er allein war? Amanda hatte jedenfalls nicht vor, sich von ihm die Laune verderben zu lassen.
»Hallo!«, rief sie fröhlich.
Er blickte auf. »Ich habe gestern auf Sie gewartet«, sagte er vorwurfsvoll. »Da Sie nicht gekommen sind, bin ich davon ausgegangen, Sie hätten dieses Projekt wieder aufgegeben.«
»Nicht im Geringsten! Es hat nur etwas gedauert, bis dieser Rock fertig war.«
Sie spreizte ihre Beine nicht, wie sie es vor ihrer Familie gemacht hatte, aber sie zog den braunen Samt zur Seite, damit Devin sehen konnte, dass sie keinen Rock, sondern eine Hose trug, in der Hoffnung, sie könnte ihm ein Lächeln entlocken. Es war schließlich seine Idee gewesen.
Aber er nickte nur und murmelte »Perfekt«, während er aufstand.
»Und übrigens«, fuhr sie fort und gab sich große Mühe, ihren fröhlichen Ton aufrechtzuerhalten, »Pheli hat mich gestern verpflichtet, ihr bei den Vorbereitungen für die große Party zu helfen, die in ein paar Wochen in Norford Hall stattfindet.«
»Ich habe eine Einladung bekommen. Es klingt nicht so, als sei es nur eine Geburtstagsfeier für Ihren Bruder.«
»Nein, es wird eine typische Country-Party mit allen möglichen wunderbaren Attraktionen. Und dann gibt es einen großen Ball zum Abschluss. Glauben Sie, wir könnten es bis zur Party schaffen?«
»Können Pferde fliegen?«
Sie lachte und erwiderte in scherzhaft vorwurfsvollem Ton: »Ach, kommen Sie, so weit ist das auch nicht hergeholt! Ich traue mir schon viel mehr zu, dank Ihnen und dank dieser neumodischen Reitkleidung.«
»Freut mich zu hören.« Er hob eine Augenbraue. »Bietet diese Veranstaltung in Norford auch eine Gelegenheit, Ihnen die bestmögliche Auswahl an Heiratskandidaten zu präsentieren?«
»Natürlich! Glauben Sie, Lord Kendall wird dann schon aus Frankreich zurückgekehrt sein? Pheli hat seine Adresse ausfindig gemacht und ihm eine Einladung geschickt.«
»Er steht also immer noch ganz oben auf Ihrer Liste? Keine neuen Anwärter?«
Devin klang etwas zu neugierig, als wartete er mit angehaltenem Atem auf ihre Antwort. Wollte er ihr etwa immer noch mit seiner guten Tat helfen? Sich in ihre Angelegenheiten einmischen? Obwohl sie ihm klargemacht hatte, dass sie seine Hilfe nicht wollte? Zumindest nicht in dieser Hinsicht. Sie brauchte seine Hilfe bei den Reitstunden und vielleicht auch ein paar Ratschläge bezüglich Männern, wenn sie sich denn traute, ihn zu fragen.
Amanda sagte einfach die Wahrheit: »Ich empfange keinen Männerbesuch, abgesehen von meinen Freunden, schon seit meiner ersten Saison. Und bevor Sie jetzt wieder spöttische Bemerkungen darüber machen, dass dies der Grund sein könnte, warum ich noch immer nicht verheiratet bin, muss ich Sie erinnern, dass ich Ihnen ganz sicher schon erzählt habe, dass ich Männer, die mich nicht interessieren, nicht ermutige. Kendall hingegen werde ich erlauben, mich zu besuchen, wenn er wieder da ist. Und …« Sie schloss den Mund wieder und entschied, Lord Robert nicht zu erwähnen, da sie seine Meinung über ihn kannte.
Aber Devin ließ nicht locker. »Und?«
Sie schnalzte mit der Zunge. »Ich bin sicher, Sie haben die Wahrheit über Robert Brigston gehört. Er hatte auf dem Ball einfach nur zu viel getrunken, weil er so nervös war. Deshalb war er so überschwänglich den Mädchen gegenüber und hat Dinge gesagt, an die er sich nicht einmal mehr erinnert.«
»Ihr Bruder hat diesen Unsinn geglaubt, nehme ich an?«, fragte Devin brüsk.
»Warum sollte Rafe denn kein Verständnis dafür haben? Er stellte selbst ziemlich verrückte Sachen an, wenn er betrunken war.«
»Das liegt
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