Wenn die Liebe dich findet
Pferd besaß, das Amanda wollte. Vielleicht war das ein guter Zeitpunkt, um Williams Geldverleiher aufzusuchen und sich um die verkorksten Angelegenheiten seines Freundes zu kümmern.
Er wollte Will sowieso einen Besuch abstatten, um zu sehen, ob er sich inzwischen erholt hatte, und um das Geld abzuholen, mit dem er dessen Kredit ablösen wollte. Falls Blythe immer noch eine Mitgift brauchen würde, könnte Devin das Stadthaus verkaufen, für das er ohnehin keine Verwendung hatte, allerdings ohne es Will gegenüber zu erwähnen. Aber er glaubte nicht, dass es dazu kommen würde, nicht wenn Lord Oliver seine Augen weit genug öffnete, um zu sehen, was für ein Goldstück Blythe war. Devin hatte die beiden auf gesellschaftlichen Anlässen jetzt schon zweimal zusammen gesehen, wie sie lachten und sich angeregt unterhielten. Er hatte das Gefühl, dass die Sache bereits im Gange war.
Devin machte sich auf den Weg in ein schlechtes Viertel der Stadt. Er kannte den Namen des Kredithais, Nathaniel Gator, und seine Adresse. Es dauerte dennoch einen Moment, um das Haus zu finden, da er noch nie in diesem Teil von London gewesen war und sich nicht auskannte.
Ihm war nicht klar, dass er eine Privatwohnung betrat, als er einfach die Tür öffnete und hineinging. Ein Klopfen wäre vielleicht höflicher gewesen, aber er war nicht hier, um höflich zu sein. Er platzte in die Unterhaltung zweier Männer, die im Wohnzimmer saßen.
»Noch so ein verdammter Nabob?«, fragte der größere der beiden mit abschätzigem Blick. »Was macht ihr Leute bloß? Reicht ihr den Namen von meinem Boss auf euren schicken Partys herum?«
Der andere – groß, schlank und fein gekleidet – drehte sich um und wirkte erschrocken, als er Devins Blick bemerkte. Er machte ihn zweifellos verlegen, von jemandem, den er kannte, an einem so schäbigen Ort gesehen zu werden.
Devin hatte nicht vor, so zu tun, als würde er ihn nicht kennen. Er nickte dem jungen Mann zu. »Lord Trask.«
»Auch Schulden, alter Junge?«, fragte John Trask hoffnungsvoll.
Devin dachte, es wäre seinem Bekannten wohl weniger peinlich, wenn beide in denselben Schwierigkeiten steckten. Er hatte gehört, dass Trask Spielschulden hatte – anscheinend nicht zu wenig, wenn er auf einen Geldverleiher wie diesen zurückgreifen musste, um sie zu bezahlen. Devin sollte ihn wohl besser vor dessen Geschäftsmethoden warnen, und das hatte er auch vor – sobald er mit seiner Angelegenheit fertig war.
»Nein, ich möchte etwas anderes zurückzahlen«, antwortete er, während er sich den beiden Männern näherte. Den Schlägertypen fragte er: »Du bist Gators Mann fürs Grobe?«
»Und wenn’s so wäre?«
»Dein Boss hat sich für eine seiner Lektionen den Falschen ausgesucht, nämlich einen meiner Freunde«, erklärte Devin. »Ich bin gekommen, um dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder passiert.«
Er schlug dem riesigen Kerl mit der Faust ins Gesicht, aber dieser ließ sich kaum beeindrucken. Devin grinste und dachte, gutes Training wäre wirklich alles. In der Schule hatten Boxkämpfe zu den Wahlfächern gehört, und im Gegensatz zu seinen Leistungen im Etikette-Unterricht hatte er sich im Ring hervorragend geschlagen. Er kämpfte nicht mit roher Kraft, sondern mit Geschick. Selbst so ein harter Brocken wie Gators Schläger würde zu Boden gehen – schließlich und endlich. Es dauerte allerdings zehn Minuten.
Trask blieb nicht, um zuzusehen. Devin bemerkte nicht einmal, dass der Lord sich davonmachte, während er selbst sich ein paar Rippen brechen ließ.
Als der Schläger halb ohnmächtig am Boden lag, beugte Devin sich über ihn und tätschelte ihm die Wange. »Wo ist dein Boss?«
Der Mann zeigte in Richtung Flur. Devin ging den Flur entlang und öffnete ein paar Türen, bevor er Gator fand. Schlafend in einem Stuhl hinter einem Schreibtisch. Devin konnte es kaum fassen.
»Ist das wahr?! Sie stellen sich schlafend, bei diesem Lärm?«
Der Mann bewegte sich nicht. Er war mittleren Alters, glatzköpfig und korpulent. Ein ziemlich großes Tablett mit leeren Tellern stand auf dem Tisch. Devin nahm an, der Mann wäre nach einem schweren Mahl eingeschlafen. Nicht dass es eine Rolle spielte. Er schob den Schreibtisch zurück und rammte ihn in Gators Brust. Damit erzielte er eine Reaktion.
»Was gibt’s?«, fragte Nathaniel Gator mürrisch. Als er jedoch Devin erblickte, richtete er sich in seinem Stuhl auf, plötzlich hellwach. »Wer zum Teufel sind Sie, und wie
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