Wenn die Liebe erblueht - Im Rosengarten der Liebe
eigenen Schwangerschaftstest hatte bestätigen lassen, war sie umfassend und unvoreingenommen beraten worden ⦠auch über die Möglichkeit eines Abbruchs. Und obwohl sie in dem Moment rein gefühlsmäÃig und ohne zu überlegen reagiert hatte, wusste sie, dass ihr Entschluss unverrückbar feststand. Auch wenn sie bislang nicht im Entferntesten daran gedacht hatte, ein Kind zu bekommen und schon gar nicht ein Kind, für das sie ganz allein die Verantwortung tragen würde, war es jetzt, da sie schwanger war, ihr vorrangiger Wunsch, dieses beginnende Leben zu schützen. Das hatte nichts mehr mit dem Tod ihrer Tante zu tun und auch nicht mit der Tatsache, dass es Mitchs Kind war, nein, sie folgte einfach dem Gefühl, dass dieses Kind um seinetwillen ein Recht auf Schutz und Liebe hatte.
Da die Schwangerschaft nun feststand und Geraldine ihre Entscheidung getroffenund sich gefühlsmäÃig darauf eingestellt hatte, fand sie gegen Abend die Ruhe, auch über die praktischen Aspekte nachzudenken. Natürlich konnte ihr Zustand auf Dauer kein Geheimnis bleiben, und das wollte sie auch gar nicht. Nur eines würde sie um jeden Preis verschweigen: dass Mitch der Vater ihres Kindes war. Sie hatte das Recht, sich dieses Kind zu wünschen, es zur Welt zu bringen und es zu lieben, aber sie hatte nicht das Recht, dieses Kind seinem Vater aufzudrängen, der es nicht gewollt hatte. Natürlich musste sie mit der Neugier der Leute rechnen ⦠Vor allem Louise würde sie sicher danach fragen.
Geraldine hoffte fürs Erste, dass ihre Freundin so taktvoll sein würde, einfach zu akzeptieren, dass sie über den Vater des Kindes nicht sprechen wollte.
Während sie in der gemütlichen Wohnküche im Cottage saà und an dem Kräutertee nippte, den sie sich an Stelle des sonst üblichen Kaffees gemacht hatte, ertappte sie sich plötzlich bei dem Wunsch, dass Tante May noch am Leben wäre, um diesen Moment mit ihr zu teilen. Ihre Tante, da war sie sich sicher, hätte sie nicht verurteilt oder verdammt, sondern das Baby genauso geliebt wie sie.
In dieser Nacht träumte Geraldine wieder von Mitch. Sie träumte, er habe von dem Baby erfahren und sie deswegen zornig zur Rede gestellt. Es sei allein ihre Schuld, sie habe kein Recht gehabt, gegen seinen Willen dieses Baby zu empfangen, und er hätte nie darin eingewilligt.
Als sie erwachte, war ihr Gesicht tränenverschmiert, und ihr Herz pochte in wilder Panik. Nein, Mitch darf auf keinen Fall von dem Baby erfahren, sagte sie sich und legte unwillkürlich in einer schützenden Geste die Hände auf ihren Bauch. Es war gut, dass er nach London zurückgekehrt war, und sie hoffte inständig, dass er dort bleiben würde. Um ihres Kindes willen wünschte sie sich, ihn niemals wiederzusehen. Es war besser, wenn er das Kind nie zu Gesicht bekommen würde, sonst â¦
Sie lächelte verbittert. Wenn Mitch wider Erwarten zurückkehrte, wenn er sich entschloss, den Hauptsitz seines Unternehmens doch nach Cheshire zu verlegen ⦠Sollten sie sich wirklich noch einmal begegnen, und sollte er ihre Schwangerschaft bemerken und sie nach dem Vater des Kindes fragen, dann würde sie ihn eben in dem Glauben lassen, dass der Vater des Babys jener nicht vorhandene verheiratete Liebhaber sei, mit dem sie nach Mitchs Ãberzeugung ein Verhältnis hatte.
DrauÃen hatte es zu regnen begonnen, aber das Prasseln der Regentropfen an der Fensterscheibe war für Geraldine ein tröstliches Geräusch. Es erinnerte sie daran, wie sehr der Garten nach der ungewöhnlich langen Trockenheit Regen brauchte; der Garten, den sie von nun an in Gedanken an Tante May genauso hegen und pflegen würde, wie ihre Tante es getan hätte. Sie hatte sogar schon die Rosen für die Pergola bestellt, wie Tante May es sich noch kurz vor ihrem Tod gewünscht hatte.
Eines schönen Tages, wenn ihr Kind alt genug war, würde Geraldine ihm von den Rosen und von Tante May erzählen. Würde sie ihm auch von Mitch erzählen? Sie war nicht bereit, sich jetzt schon den Kopf darüber zu zerbrechen. Stattdessen kuschelte sie sich wieder in ihre Bettdecke und schlief noch einmal ein.
So sorglos Geraldine lange Zeit mit ihrer Gesundheit umgegangen war, ohne auf ausreichenden Schlaf und vernünftiges Essen zu achten, jetzt zwang sie sich trotz ihrer morgendlichen Ãbelkeit, wenigstens ein leichtes Frühstück zu sich
Weitere Kostenlose Bücher