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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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nicht selbst schreiben. Sie sollte nicht wissen, wie mühelos er lesen und schreiben konnte. Er wollte ihr keinen Vorwand dafür geben, die Arbeit als seine Sekretärin zu verweigern. Je eher sie anfing, die Aufgaben einer Ehefrau zu übernehmen, desto eher würde sie ihn akzeptieren.
    Thorpe betrat das Zelt, und Rolfe fragte: »Ist alles erledigt?«
    Thorpe nickte. »Wirst du den Soldaten hier anbieten, was du den anderen angeboten hast?«
    »Sind es vorwiegend Leibeigene, die man zu den Kämpfen herangezogen hat, oder Männer, die von außerhalb angeheuert wurden?«
    »Ich vermute, Leibeigene, denn die meisten sprechen nur Englisch«, antwortete Thorpe.
    »Dann werde ich ihnen anbieten, was wir den Soldaten von Axeford und Harwick angeboten haben. Sie können bleiben und für mich kämpfen oder fortgehen. Die angeworbenen Soldaten werden vor dieselbe Wahl gestellt, denn je weniger unserer eigenen Leute wir hier lassen müssen, desto besser. Wen schlägst du als Verwalter vor?«
    »Walter Wyclif. Er hat um Wroth gebeten, und da Richard, Piers und Reinald bei den Truppen bleiben wollen …«
    »Aber ich hätte Sir Walter eine größere Burg gegeben, eine von denen, die wir noch einnehmen werden.«
    »Er will sich aber hier niederlassen. Er hat es satt, zwischen Axeford, wo er seine Frau gelassen hat, und den anderen Burgen hin und her zu reiten. Er will Lady Bertha bei sich haben, weil er sagt, sie richtet zuviel Unfug an, wenn er sie allein läßt.«
    Rolfe kicherte in sich hinein, aber Thorpe runzelte die Stirn. »Ich würde nicht darüber lachen, mein Freund. Du hast selbst eine Frau, die dazu geschaffen ist, Unheil zu stiften.«
    »Seit sie mich geheiratet hat, hat sie mir keine Schwierigkeiten mehr gemacht«, sagte Thorpe zu ihrer Verteidigung.
    »Noch nicht«, murrte sein Freund.
    Rolfe wollte weitersprechen, als sie Pferde hörten, die in das Lager galoppierten. Als sie vor das Zelt traten, stieg ein Reiter ab, der seine Neuigkeiten gar nicht schnell genug loswerden konnte.
    »Mylord, die Burg Nant hat sich ergeben!«
    »Unter welchen Bedingungen?« fragte Rolfe.
    »Bedingungslos. Die Lebensmittelvorräte sind ihnen ausgegangen, und es scheint, als hätten sie sie schon so lange rationiert, daß sie zu schwach sind, um zu kämpfen. Der Vasall fleht nur noch um Gnade.«
    »Ich glaube, mein Glück hat sich gewendet, Thorpe«, sagte Rolfe strahlend.
    Doch in dem Moment, in dem er die Worte aussprach, hielt ein anderer Reiter vor ihm an und schrie: »Mylord, eure Mühle in Crewel ist in Brand gesetzt worden!«
    Rolfe sah Thorpe finster an. »Sieh zu, daß fünf Männer sich augenblicklich auf den Weg machen, aber du bleibst hier, um das Heer zur Burg Warling zu führen.«
    »Sir Piers kann das Heer anführen …«
    »Ich brauche kein Kindermädchen! Ich werde mich selbst um das Feuer kümmern. Tu, was ich sage, Thorpe.«
    Weniger als zehn Minuten später ritt Rolfe auf Crewel zu, und fünf Krieger folgten ihm. Die beiden Burgen lagen fünfzehn Meilen voneinander entfernt, und sie ritten in schnellem Trab auf der alten Straße voran, die durch Wälder und offenes Feld führte.
    Rolfes mächtiges Streitroß war nicht auf Schnelligkeit gezüchtet, und doch erreichte er die Mühle von Crewel weit eher als seine Männer. Rolfe hielt an dem Bach an, der nördlich der Ortschaft durch den Wald floß, und sah Dutzende von Dorfbewohnern sowie etliche seiner Soldaten. Sie bewegten sich langsam, und daher vermutete er, daß das Feuer gelöscht war.
    Er trieb sein Pferd zur Eile an, aber es bestand keine Notwendigkeit mehr, schnell zu sein. Er war gerade in Rufweite gekommen, als der Pfeil ihn traf. Er bohrte sich durch die Glieder seines Kettenhemds und blieb dann in seiner Hüfte stecken. Rolfe konnte einen flüchtigen Blick auf ein paar Gestalten werfen, die in der Dunkelheit des Waldes verschwanden, ehe eine Woge des Schmerzes über ihn hinwegspülte.

24. KAPITEL

    Leonie war den Anblick von Blut gewohnt, sogar dann, wenn es so reichlich floß wie jetzt. Sie hatte viele Wunden behandelt, aber sie wurde fast hysterisch bei der Vorstellung, Rolfe versorgen zu sollen.
    Ihre Blicke trafen einander, als er in die Halle getragen wurde. Er war jetzt wieder bei Bewußtsein. Dieser Blick ließ sie erstarren. In seinen Augen stand Wut, eine zornige Anklage. Warum bloß?
    »Mylady?«
    Wilda und Mildred sahen sie besorgt an.
    »Ja?«
    Wilda sagte: »Sir Thorpe will meinen Herrn in sein – in Ihr Zimmer bringen lassen. Werden Sie

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