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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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sich um ihn kümmern?«
    »Hat er nach mir gefragt?«
    Wilda konnte ihr nicht in die Augen sehen. »Er hat nach dem Arzt geschickt.«
    Das war schmerzhafter als sein anklagender Blick. »Dann ist der Fall wohl geregelt.«
    »Aber, Mylady«, flüsterte Mildred, »Odo ist doch nur Barbier! Ich weiß, daß viele Barbiere etwas vom Heilen verstehen und sich als Ärzte betätigen, aber Odo ist ein Dummkopf. Er läßt einen Menschen lieber sterben, als zuzugeben, daß er ihm nicht helfen kann. Sie erinnern sich doch an Odo, Mylady. Er ist der, den sie ausgescholten haben, als er meine Mutter beinah sterben ließ.«
    Leonie sah Mildred lange an und wandte sich dann ab. Hatte sie Rolfes Blick falsch gedeutet, oder glaubte er wirklich, sie hätte etwas damit zu tun, daß er verwundet worden war?
    Im oberen Stockwerk fand sie einen Wächter im Vorzimmer, der ihr den Zutritt versperrte. Sie wollte an ihm vorbeigehen, aber er verstellte ihr den Weg.
    »Es tut mir leid, Mylady«, war alles, was er sagte.
    »Hat mein Mann befohlen, mich von ihm fernzuhalten?« fragte sie.
    Er sah wortlos zu Boden. Das war eine ausreichende Antwort.
    »Ist der Arzt gerade bei ihm?« fragte Leonie.
    »Ich …«
    Ein lauter Fluch und ein Klirren hinter der geschlossenen Tür schnitten ihm das Wort ab. Leonie wurde aschfahl, dann schoß die Farbe wieder in ihre Wangen.
    »Ich hätte ihm diesen Schmerz ersparen können!« Ihre Blicke durchbohrten den Wächter in ihrer Wut. »Lassen Sie mich jetzt durch, ehe er noch mehr leiden muß!«
    »Es tut mir leid, Mylady, aber Sie dürfen nicht …«
    »Sie haben genausoviel Verstand wie dieser Dummkopf da drinnen, der es wagt, sich als Arzt zu bezeichnen. Hörst du mich, Odo?« schrie sie durch die Tür. »Wenn du ihn mit deiner groben Unwissenheit verletzt oder verstümmelst, sorge ich dafür, daß du an den Daumen aufgehängt wirst, bis sie dir abfallen! Und wenn er stirbt, wirst du dir tausendfach wünschen, du seist an seiner Stelle gestorben!« Dann wirbelte sie zu dem Wächter herum, der sie jetzt mit weitaufgerissenen Augen anstarrte. »Und Sie auch!«
    Odo hatte Leonie deutlich durch die Tür gehört. Er zögerte, ehe er die klaffende Wunde, aus der er den Pfeil gerissen hatte, verband. Aber jetzt war es still, und solange der Herr bewußtlos war, konnte er ihn bequem verbinden.
    Leonie war auch unter der Treppe gehört worden, und sie wurde von vielen Blicken begrüßt, als sie in den Saal zurückkehrte. Sie lief zornig und trostlos vor dem kalten Kamin auf und ab. Niemand wagte es, sie anzusprechen.
    Sir Evarard war nicht bereit, sich Rolfes Befehlen zu widersetzen und sie in das Zimmer zu lassen, obwohl ihm der Zutritt erlaubt war. Schließlich schickte Leonie einen Boten zu Thorpe de la Mare, weil sie hoffte, daß Rolfes Freund, der älter und weiser war, diesem Unsinn ein Ende setzen würde.
    Sir Thorpe kam am frühen Abend und schloß sich mit Rolfe ein. Er kam erst spät nachts wieder aus dem Zimmer. Leonie erwartete ihn im Saal und stürzte sich in dem Moment auf ihn, in dem er die Treppe herunterkam.
    »Wie geht es ihm?«
    Thorpe musterte sie kühl. »Er schläft.«
    »Und die Wunde?«
    »Sie wird heilen – aber das hat er nicht Ihnen zu verdanken.«
    »Ihnen etwa?« zischte sie. Sie wußte, daß sie zu wütend war, um sich zusammenzureißen, und daher wandte sie sich ab, starrte die Decke an und faßte sich einen Moment lang. Dann wandte sie sich wieder an ihn. »Sir Thorpe, ganz gleich, was Sie denken – ganz gleich, was er denkt – ich bin nicht für das verantwortlich, was passiert ist. Meine Leute würden ihn jetzt auch nicht mehr angreifen. Warum glauben Sie, daß ich es veranlaßt haben könnte?«
    Thorpe setzte sich auf einen Stuhl und rief einen Dienstboten, der ihm etwas zu essen bringen sollte. Erst, als ihm das Essen und der Wein vorgesetzt worden waren, durchbohrte er sie mit seinen dunklen Augen … Augen, die denen von Rolfe so sehr ähnelten. »Er hat gesehen, daß der Mann, der den Pfeil abgeschossen hat, durch den Wald nach Pershwick verschwunden ist. Evarard sagt, daß Sie schon in Pershwick waren, seit Sie hier leben.«
    »Das stimmt. Meine Tante Beatrix lebt weiterhin dort. Es ist mein gutes Recht, sie zu besuchen. Was ist daran zu verurteilen?«
    »Sie hatten Zeit, den Tod Ihres Mannes zu planen, solange Sie hier waren. Es ist allgemein bekannt, daß Sie ihn nicht heiraten wollten und sich immer noch nicht mit dieser Ehe abgefunden haben. Ebenso ist bekannt, daß Sie

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