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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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vorbereitet.
    »Woher weißt du, daß Wetten abgeschlossen worden sind, Wilda?« fragte sie.
    »Unten wird über nichts anderes gesprochen, Mylady.« Das Mädchen zuckte die Achseln und grinste dann. »Alle haben gehört, wie laut er nach Ihnen gerufen hat, Mylady. Und daher fragen sie sich jetzt, was geschehen ist, nachdem er Sie gefunden hat.«
    »Ich kann einfach nicht glauben, daß die Leute denken, bloß weil er zuviel Lärm gemacht hat, hätte er jemanden umgebracht.«
    »Das liegt an diesem letzten entsetzlichen Gebrüll, obwohl das nicht alle gehört haben, weil der Herr zu dem Zeitpunkt schon hier oben war. Die es gehört haben, schwören, er hätte einen Mord begangen.«
    »Jetzt reicht es aber!« fauchte Leonie. »Er hat zuviel getrunken, das ist alles. Und er hat keine Schwierigkeiten gemacht, Wilda, mir nicht und sonst niemandem.«
    Wilda warf einen hoffnungsvollen Seitenblick auf ihre Herrin. Sie wünschte sich inbrünstig, daß sich die Dinge zwischen Leonie und ihrem Mann ins reine bringen ließen, denn sonst sah sie vor ihrer Herrin nur Jahre des Unglücks liegen. Sie hatte Leonie wirklich gern.
    »Mildred hat gesagt, er hätte Sie ins Zimmer getragen«, wagte sie sich vor.
    »Sei nicht so ungehörig, Wilda! Mildred redet zuviel.«
    »War er genauso gebieterisch wie … ?«
    »Jetzt hör aber auf, Wilda!« Leonie fiel es schwer, nicht zu lachen. Das Mädchen war unverbesserlich, aber Leonie wußte, daß Wilda nur eine Bestätigung dafür haben wollte, daß ihre Ehe in Ordnung war.
    Sie stand auf, damit Wilda ihr beim Ankleiden helfen konnte, und in dem Moment ging die Tür auf, und Rolfe kam herein. Er überraschte die Frauen mit seinem Erscheinen. Unter dem Arm hatte er eine lange, schmale Kiste, und in der Hand hielt er einen kleineren Kasten. Er war ebenso überrascht wie die Frauen, denn Leonie trug nur ihr ärmelloses, kurzes Unterhemd. Er blieb abrupt stehen, drehte sich mit finsterer Miene um und rief: »Richard! Mach die Augen zu!«
    Der Ritter folgte Rolfe auf dem Fuß und mühte sich mit einer großen Truhe ab. »Zieh dir etwas über«, sagte Rolfe »damit mein Freund seine Last abstellen kann.«
    Errötend kam Leonie seiner Anordnung eilig nach. Sie war gereizt über Rolfes Benehmen, das ganz und gar nicht ritterlich war. Wie konnte er es wagen, ohne Ankündigung in ihr Zimmer zu stürmen und sie dann finster anzusehen, weil sie noch nicht angekleidet war?
    Sie sagte nichts, während sie ihren Morgenmantel überzog, doch als sie sich wieder zu ihm umdrehte, stand ein silberner Glanz in ihren Augen, der Bände sprach. Sie stellte fest, daß Rolfe verlegen lächelte, und Sir Richard grinste, als er die schwere Truhe abstellte, sich förmlich verbeugte und dann das Zimmer verließ.
    Rolfe drohte ihr im Scherz mit dem Finger. »Komm her, und sieh dir an, was ich für dich gekauft habe.«
    Leonie trat zögernd näher und war auf der Hut, als Rolfe die Truhe öffnete. Erstaunt kniete sie sich hin und betastete mit den Fingerspitzen die edelste graue Seide, die sie je gesehen hatte. Sie war mit soviel Metallfäden durchwebt, daß sie wie flüssiges Silber schillerte. Sie hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen.
    Aber das war nur die erste von vielen Überraschungen. Es gab zehn lange Stoffbahnen, die zusammengefaltet in der Truhe lagen. Darunter waren schwere rosefarbene Seidenstoffe, die mit Gold durchwirkt waren, violetter Taft und ein schwerer grüner und blauer Damast. Noch schöner waren drei Ballen Samt in leuchtenden Farben. Samt kam nur selten so hoch in den Norden, und daher war er in England so kostspielig, daß sie ihn bisher nur an Königen und sehr reichen Lehnsherren gesehen hatte. Sie hätte nie geglaubt, daß sie je Samt besitzen würde und war überwältigt.
    »Wo … wo hast du das bloß gefunden?« fragte sie ehrfürchtig.
    »Heinrich hat mir seine Lager geöffnet«, sagte Rolfe beiläufig, obwohl er strahlte, weil sie soviel Freude daran hatte. »Er hat dir diese Stoffe geschenkt?«
    »Geschenkt?« knurrte Rolfe. »Was für ein Gedanke! Heinrich verschenkt nie etwas, wenn er keine Gegenleistung dafür erwartet. Nein, ich habe ihm gesagt, wonach ich suche, und er hat vorgeschlagen, ich hätte die größte Auswahl, wenn ich die Sachen aus seinen Lagern kaufe. Er bekommt Schiffsladungen aus dem Fernen Osten, von denen Londoner Kaufleute nur träumen können.«
    »Aber … aber diese Stoffe sind ja ein Vermögen wert.« Leonie schüttelte langsam den Kopf und war zutiefst

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