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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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mit ihren Stäben, an denen sie die Länge der Fische maßen, und jede Art von Kaufleuten. Die Themse war unter dem Gedränge von Kähnen und Flußschiffern kaum noch zu sehen. Und all dieser Lärm und Trubel spielte sich innerhalb der Mauern von London ab, wogegen direkt vor diesen Mauern gepflügte Felder und ausgedehnte Wälder lagen.
    Sobald ihr Blick auf den Tower fiel, erinnerte sich Leonie wieder daran, welche Menschenmengen sich am Hof drängten. Als sie dort gewesen war, hatte es von Dienstboten nur so gewimmelt, von feinen Herren und Damen und den Parasiten, die immer dort herumlungerten, wo sich die Macht ballte, von Tänzern, Spielern, Quacksalbern, Marktschreiern, Jongleuren und sogar von Prostituierten und Zuhältern, die alle dem König folgten, wohin er auch ging.
    Sie betete, daß der größte Teil des Hofstaats bei Heinrich in Westminster sein würde und sie im Stadtpalast ihr Zimmer nicht mit anderen teilen mußte.
    Was sie im königlichen Palast erwartete, war nicht halb so schlimm wie das, was sie befürchtet hatte. Rolfe blieb nicht da, um zu warten, bis sie sich eingerichtet hatte, aber sie hatte vorher gewußt, daß er gehen mußte. Er ließ Sir Piers und die Hälfte seiner zwanzig Krieger bei ihr zurück. Richard Amyas und die zehn anderen Männer begleiteten Rolfe. Sir Piers und Sir Richard waren die einzigen Ritter, die sie nach London begleitet hatten, Sir Piers, weil Rolfe wollte, daß er Leonie bewachte, wenn er nicht bei ihr war, und Sir Richard, weil sich der junge Mann für das höfische Leben begeisterte.
    Sir Thorpe war zurückgeblieben, um die Belagerung der Burg Warling anzuführen, und Leonie stellte fest, daß sie ihn vermißte. Sie kam mit dem jungen Richard gut aus, aber Piers konnte sie überhaupt nicht leiden. Der alte Mann war unbeugsam. Sie spürte, daß er sie nicht mochte und nur um Rolfes willen duldete. Dennoch erfüllte er korrekt seine Pflichten und sah jeden finster an, der auch nur in Leonies Richtung sah, als sie den großen Saal des königlichen Palastes durchquerten.
    Leonie bekam ein kleines Turmzimmer zugewiesen, das sie mit Wilda und Mildred teilen sollte. Rolfe und Damian würden, wenn sie zurückkamen, im selben Raum schlafen müssen. Aber zumindest brauchten sie sich das Zimmer nicht mit Fremden zu teilen, sagte sich Leonie erleichtert.
    Es war schon sehr spät, als Rolfe aus Westminster zurückkam. Leonie lag im Bett, und eine Kerze brannte, während sie dalag und sich Mildreds aufgeregtes Plappern anhörte. Das Mädchen hatte einen großen Teil des Schlosses gesehen und einen attraktiven Wächter kennengelernt, den sie später, wenn sein Dienst beendet war, treffen wollte. Wilda entschied sich, nicht in das Turmzimmer zurückzukehren, sondern bei einem gutaussehenden Ritter zu bleiben, den sie an diesem Nachmittag kennengelernt hatte.
    Leonie schalt beide Mädchen aus und war sehr schockiert, aber sie konnte sich nicht entscheiden, ihnen ihr Vergnügen zu untersagen.
    Als Leonie Rolfes Stimme hörte, die aus einer größeren Entfernung nach ihr rief, zog sie eilig ihren Morgenmantel über. Mildred fürchtete sich vor Rolfe, und Leonie wollte sie nicht zu ihm schicken. »Was kann passiert sein, Mylady? Seine … seine Stimme kling nicht so wie sonst.«
    Leonie runzelte die Stirn, als sie Rolfe wieder brüllen hörte. »Er wird noch das ganze Schloß aufwecken!«
    Sie eilte aus dem Zimmer und auf den Treppenabsatz. Ein Kerzenhalter an der Wand warf nur düstere Schatten auf die Stufen. Sie hörte ihren Mann, ehe sie ihn am unteren Ende der Treppe sehen konnte. Richard Amyas stützte ihn. Beide Männer wankten und hielten sich aneinander fest.
    Rolfes Stimme erhob sich wieder dröhnend und hallte mit gespenstischer Lautstärke von den Steinwänden wider. »Leonie!« Zu Richard sagte er: »Wenn sie nicht da ist, nehme ich dieses Haus auseinander und …«
    »Hier bin ich, Mylord«, rief Leonie.
    Sie blickten zu ihr auf. Richard grinste einfältig, Rolfe strahlte. Leonie erinnerte sich wieder an das einzige Mal, als sie ihren Mann betrunken gesehen hatte, an dem Tag, an dem er gehört hatte, daß sie geschlagen worden war. Die Vorstellung, daß dieses Wissen ihn dazu veranlaßt hatte, sich zu betrinken, hatte ihr wohlgetan.
    »Kannst du mir sagen, warum du um diese Tageszeit derart lärmen mußt?« fragte Leonie, und Rolfe hob eine Hand, um Schweigen zu gebieten, und sagte zu Richard: »Such dein Zimmer, mein Freund. Meine Frau wird sich jetzt um mich

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