Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
WENN DIE LUST ENTLAMMT

WENN DIE LUST ENTLAMMT

Titel: WENN DIE LUST ENTLAMMT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAROLINE CROSS
Vom Netzwerk:
allein tun.
    Wie es also kam, dass er dann doch am Freitagabend zerknittert und müde vom Jetlag im leeren Flur vor Mallorys offener Bürotür stand, war ihm unbegreiflich.
    Wahrscheinlich hatte es etwas mit der unwiderstehlichen Vorfreude zu tun, die ihn stets erfasste, sobald er sie sah. Sie hatte seine Anwesenheit noch nicht bemerkt und starrte völlig konzentriert auf ihren Computerbildschirm. Obwohl es schon spät war, wirkte sie frisch und munter in ihrem blassgelben Wickelkleid, das die helleren Strähnen in ihrem lockigen Haar betonte.
    Am liebsten wäre er einfach hineingegangen, hätte sie in die Arme gerissen und …
    „Wirst du noch Hallo sagen?“, fragte sie plötzlich zu seiner Überraschung, die Augen immer noch auf den Bildschirm gerichtet. „Oder bleibst du da stehen und starrst mich nur an?“
    Er lachte leise. „Ich habe mich noch nicht entschieden.“ Ermachte einen Schritt. „Die Aussicht ist atemberaubend.“
    „Du bist ein solcher Schmeichler.“
    Sie hatte in lockerem Ton gesprochen, doch Gabriel sah, dass ihre Hände auf der Tastatur leicht zitterten.
    Im nächsten Moment war sie aufgestanden und um den Schreibtisch herumgekommen, aber dann hielt sie inne, als würde sie sich mit Gewalt zügeln müssen. „Wie war deine Reise?“
    „Lang.“ Seit sein Bruder Jake auf dem College war, hatte er es genossen, dass Reisen rund um den Globus zu seinem Beruf gehörten. Er wurde es nicht müde, verschiedene Länder zu sehen, andere Kulturen kennenzulernen und all seine Kräfte für das Wohl seiner Klienten einzusetzen. Jedes Mal, wenn er Denver für einen Auftrag hinter sich ließ, konzentrierte er sich vollkommen auf sein Ziel, und das blieb so, bis das Problem zu seiner Zufriedenheit aus der Welt geschafft war.
    Bis jetzt. In Belgrad hatte er sich fast übermenschliche Mühe gegeben, um Mallory aus seinen Gedanken zu verbannen, aber es war ihm nicht gelungen.
    Sie verschränkte die Hände, und löste sie einen Augenblick später wieder voneinander. „Seit wann bist du wieder zurück?“
    Er befahl sich, geduldig zu sein und ihr Zeit zu lassen, sich an seine Gegenwart zu gewöhnen, obwohl es ihm schwerer fiel, als er für möglich gehalten hätte. „Seit etwa einer Stunde. Wir hatten Glück und konnten einen früheren Flug organisieren.“
    „Du bist noch gar nicht zu Hause gewesen?“
    „Nein. Da war noch etwas, was ich vorher erledigen wollte.“
    Sie sah ihn mit einem räselhaften Ausdruck in den Augen an. „Und das wäre?“
    „Was glaubst du denn?“ Plötzlich hatte er genug. Geduldwar ja ganz nett, aber … Mit ein paar Schritten war er bei ihr und nahm sie in die Arme. Und die Anspannung in ihm ließ in dem Moment nach, als Mallory die Arme um seine Taille schlang und ihr ein leiser Laut entfuhr, der eine Mischung aus Erleichterung und Zufriedenheit zu sein schien.
    Er war nicht sicher, wie lange sie so dastanden und sich einfach nur in den Armen hielten. Er hatte sein Gesicht an ihr Haar geschmiegt, und Mallorys Wange lag an seinem Hals. Auf einmal wurde ihm bewusst, dass er geglaubt hatte, ihm fehle vor allem der Sex mit ihr, dass aber diese schlichte Umarmung ein genauso starkes Bedürfnis in ihm befriedigte. Irgendwie verunsicherte ihn das.
    „Wie geht es dir?“, fragte er, als er sie schließlich losließ.
    Sie drückte ihn ein letztes Mal, lehnte sich zurück und lächelte. „Danke, mir geht’s fantastisch.“
    „Pass auf, sonst denke ich noch, ich habe dir gefehlt“, meinte er trocken.
    „Vielleicht hast du das auch ein bisschen.“
    Das gefiel ihm sehr. Wahrscheinlich sogar mehr, als für seinen Seelenfrieden gut war.
    Mallory spielte mit dem offenen Kragen seines dunkelgrauen Hemds. „Und woher wusstest du, dass ich hier bin, und nicht in meiner Wohnung?“
    Er zuckte die Achseln. „Als ich dich nicht auf deinem Handy erreichen konnte, habe ich Stan angerufen.“
    „Wer ist Stan?“
    „Er arbeitet nachts als Wachmann in diesem Gebäude. Er und Rich, der die Tagesschicht hat, arbeiten manchmal für mich, wenn ich für einen Auftrag zusätzliche Kräfte brauche. Ich bat ihn, mal nachzusehen, und er bestätigte mir, dass du noch hier bist.“
    „Und hat dich dann auch reingelassen.“
    Er nickte. „Weil er weiß, dass ich vertrauenswürdig bin.“
    „Wenn er sich da mal nicht täuscht …“
    Ein Lächeln spielte um Gabriels Lippen. „Heißt das, ich kann dich nicht dazu überreden, mit mir nach Haus zu kommen?“ Das hatte er eigentlich nicht geplant, da er

Weitere Kostenlose Bücher