Wenn die Mandelblueten bluehen
sie angestrengt nachdenken, und der Junge beobachtete sie gespannt. "... mindestens fünf Punkte bekommen. Und wenn du hundert Punkte gesammelt hast, bekommst du einen Preis."
"Einen Preis?" wiederholte er begeistert und trat aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. "Was denn?"
"Das muss ich mir noch überlegen. Aber ich warne dich. Es wird nicht einfach, die Punkte zu sammeln! Ich bin nämlich eine strenge Erzieherin. Das könnten dir die Kinder bestätigen, um die ich mich bisher gekümmert habe."
"Hast du bei denen auch gewohnt?" erkundigte er sich nach kurzem Zögern. Es klang eifersüchtig.
"Nein", erwiderte Daisy ernst, obwohl ihr zum Lachen zu Mute war. "Es ist für mich das erste Mal, dass ich eine richtige Nanny bin, und ich hoffe, wir beide verbringen eine schöne Zeit zusammen."
"Bestimmt!" versicherte er energisch, dann zog er sie ungeduldig zur Tür. "Komm jetzt! Ich zeige dir alles, aber zuerst mein Zimmer. Ich habe eine Spielkonsole und so."
"So einfach geht das also", meinte Slade trocken. "Ich habe mich wirklich nicht in Ihnen geirrt, Daisy Summers."
Errötend verließ sie das Zimmer. Sie musste verrückt gewesen sein, den Job zu akzeptieren, doch sie hatte es nun mal getan und würde die Probezeit durchstehen, egal, was noch kam!
Schwierigkeiten war sie immer direkt angegangen, und auch diesmal würde sie keinen Rückzieher machen.
Daisy atmete tief durch und lauschte nur mit halbem Ohr Francescos munterem Geplauder, während sie an die
kommenden Monate dachte. Es würde bestimmt ein
denkwürdiger Sommer werden.
4. KAPITEL
Eine Stunde später saß Daisy allein in ihrem Apartment, völlig überwältigt von dem luxuriösen Ambiente und dem Gefühl, sich auf mehr eingelassen zu haben, als sie womöglich bewältigen konnte.
Francesco hatte ihr das weitläufige Haus gezeigt und den ausgedehnten Garten, in dem es einen riesigen Swimmingpool und sogar einen Tennisplatz gab.
Als sie den Rundgang beendet hatten, war Daisy erschöpft gewesen, und alles hatte ihr wehgetan, aber daran lag es nicht, dass sie jetzt abgespannt dasaß und sich fasziniert umsah.
Sie hatte ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer mit Doppelbett und begehbarem Schrank und dazu ein Bad zur Verfügung, in dem es sogar einen Whirlpool gab. Und ich bin nur eine Angestellte, dachte sie benommen.
Das Apartment war in verschiedenen Blau-, Violett-und Rosatönen gehalten und sehr komfortabel eingerichtet. Auf dem Bett lag eine wunderschöne alte Patchworkdecke, und überall, sogar im Bad, standen Vasen mit frischen Blumen, deren Duft die Räume erfüllte.
Die anderen Zimmer im Haus waren sogar noch großartiger, von den besten Innenarchitekten Italiens mit kostbaren Antiquitäten und einer ausgeklügelten Farbzusammenstellung eingerichtet.
Francescos Zimmer gleich nebenan war einzigartig. Vor allem das Bett in Form eines Rennautos mit funktionierenden Scheinwerfern hatte Daisy fasziniert. Der Junge besaß alles, was das Herz begehrte - an materiellen Dingen. Und trotzdem ... Er ist nicht glücklich, überlegte sie, sondern wirkt irgendwie verstört. Kein Wunder, wenn die Großmutter ihn hemmungslos verwöhnte und der Vater ihn mit eiserner Hand zu disziplinieren versuchte.
Daisy seufzte, als ihr Herz beim Gedanken an Slade unvermittelt rascher zu pochen begann. Nein, sie würde nicht an den Kuss denken, nicht eine Sekunde lang! Sie war unglaublich dumm gewesen, sich darauf einzulassen, doch von nun an würde sie auf der Hut sein. Sollte Slade noch einmal einen Annäherungsversuch wagen, würde sie sofort ihre Koffer packen und nach England zurückkehren. Ein Kindermädchen ist keine Mätresse, auch wenn es im Italienischen vielleicht nur ein Wort für beide Berufe gibt, ging es ihr durch den Kopf.
Nachdem sie die Tabletten genommen hatte, die der Arzt ihr gegen die Schmerzen verschrieben hatte, legte sie sich aufs Bett, um sich kurz auszuruhen, bevor sie ein Bad nahm.
Anscheinend war sie erschöpfter gewesen, als sie
angenommen hatte, denn als sie die Augen wieder öffnete, schien die tief stehende Sonne durch die Fenster. Isabella neigte sich freundlich lächelnd über sie und schüttelte sie sanft.
Rasch setzte Daisy sich auf. "Oh, tut mir Leid, ich bin anscheinend eingeschlafen."
"Kein Problem, Signorina. Signor Eastwood denken, Sie möchten Tee haben, ja?" Die rundliche, schwarz gekleidete Haushälterin wies auf ein Tablett auf dem Nachttisch, auf dem sich alles befand, was zu einer echt englischen Teestunde gehörte.
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