Wenn die Mandelblueten bluehen
liebenswerter Junge, dachte Daisy nun, als sie am Fenster stand, und plötzlich überkam sie ein beunruhigendes Gefühl, das sie jedoch nicht näher bestimmen konnte. Irgendwie schien ihr Unterbewusstsein sie vor etwas warnen zu wollen, aber wovor? Gereizt zuckte sie die Schultern.
Nein, es war alles bestens hier, und sie konnte den Job jederzeit aufgeben, wenn es sein müsste.
Im Pool verbrachten Daisy und Francesco eine herrliche Zeit.
Inzwischen waren sie zu richtigem Schwimmunterricht übergegangen, und der Kleine machte erstaunliche Fortschritte.
Sie hatte ihm gerade versprochen, er dürfte am nächsten Tag ohne Schwimmflügel ins Wasser, da sah sie vom Haus her einen großen dunkelhaarigen Mann über den Rasen zum Pool kommen.
Ihr stockte der Atem, ihr Herz pochte wie wild, und unabsichtlich schluckte sie etwas Wasser, was sie zum Husten brachte. Francesco jubelte laut beim Anblick seines Vaters.
"Ja, was ist denn das?" Slade lächelte, und seine dunklen Augen blickten freundlich, als er am Beckenrand stehen blieb.
Der Junge kletterte die Stufen hinauf und warf sich seinem Vater förmlich in die Arme, der ihn - ungeachtet seines teuren Anzugs - an sich drückte.
"Ich kann schwimmen. Ich kann's!" Francesco war außer sich vor Begeisterung. "Daisy sagt, morgen darf ich es ohne Schwimmflügel versuchen. Ich fürchte mich nicht mehr vor dem Wasser, Papa."
"Das ist großartig, Francesco. Bravo!"
Daisy konnte den Blick nicht von seinem muskulösen Körper und seinem attraktiven Gesicht abwenden, und als Slade sie über Francescos Kopf hinweg betrachtete, wurde ihr bewusst, dass sie nur einen Badeanzug trug.
Sicher, es war ein dezent geschnittener dunkelblauer Einteiler, aber trotzdem ein Badeanzug, und Slade war vollständig bekleidet. Normalerweise hätte es ihr nichts ausgemacht, denn sie war nicht prüde, doch unter seinem Blick fühlte sie sich nackt. Es war ihr peinlich, dass sich ihre Brustspitzen unter dem dünnen Material deutlich abzeichneten.
Slade machte keinen Hehl daraus, dass er sie betrachtete, und sie wurde verlegen. Mit zittrigen Knien ging sie zu dem Stuhl, auf den sie ihren Bademantel gelegt hatte, und erst als sie ihn angezogen hatte, fand sie den Mut, sich Slade zuzuwenden und ihn zu begrüßen.
"Hallo, Daisy", erwiderte er rau.
Daisy zog den Bademantel enger um sich und rang sich ein Lächeln ab.
"Ich kann das alles hier kaum glauben." Er wies mit der freien Hand auf den Pool, im anderen Arm hielt er weiterhin Francesco. "War das Ihre Idee?"
Sie nickte nur. Isabella hatte ihr anvertraut, dass Slade unzählige frustrierende Stunden damit verbracht hatte, den Jungen von seiner Wasserscheu zu kurieren, und sie war sich nicht klar, wie er jetzt darauf reagieren würde, dass sie erfolgreich gewesen war, wo er versagt hatte.
"Ich kann Ihnen gar nicht genug danken", sagte Slade, und er meinte es offensichtlich ehrlich.
Nun wünschte sie sich verrückterweise, er wäre pikiert, und ihre Reaktion schockierte sie. Zugleich erkannte Daisy, dass sie gern eine Charakterschwäche an ihm entdeckt hätte, zum Beispiel Kleinlichkeit.
Ihr fehlte der Mut, sich zu fragen, warum sie es dachte - vor allem da Slade vor ihr stand und seine sinnliche Ausstrahlung ihr fast den Atem raubte. Dann sagte Daisy sich, dass sie nur deshalb verwirrt war, weil sie jahrelang mit einem Mann zusammengelebt hatte, der in einer ähnlichen Situation gekränkt und schlecht gelaunt reagiert hätte.
"Du schwimmst inzwischen also wie ein Fisch?" fragte Slade den begeistert zappelnden Jungen, dann drückte er ihn noch einmal kurz an sich und setzte ihn ab. "Zeig mir doch mal, wie gut du es kannst."
"Kommst du auch ins Wasser, Papa? Bitte!"
Sie hatte es erwartet, denn es war ja nahe liegend. Doch als Slade zustimmte und meinte, er müsse sich zuerst umziehen, wurde ihr seltsam heiß, und das lag nicht am strahlenden Sonnenschein.
Slade lächelte sie freundlich an, dann wandte er sich um und ging zum Haus zurück. Dass ihr Herz wie rasend pochte und ihr die Kehle wie zugeschnürt war, kam Daisy lächerlich vor.
Francesco ergriff ihre Hand.
"Komm, Daisy, wir spielen noch ein bisschen, bis Papa kommt und ich ihm zeige, wie gut ich schwimme!"
Du bist eine erwachsene Frau von vierundzwanzig Jahren und wirst es schaffen, dich auch wie eine zu benehmen, ermahnte Daisy sich. Was war schon dabei, mit ihrem Boss, der sich auf seinen Sohn konzentrieren würde, gemeinsam im Pool zu sein? Nichts! Trotzdem war sie durcheinander,
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