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Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
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war), und aus dem Internet. Was sie fand, war faszinierend und erklärte ausführlich, warum ihr weltkluger Chefredakteur das Thema überhaupt berichtenswert gefunden hatte. Es würde eine Geschichte über ein sich veränderndes Amerika werden, sagte sie insgeheim voraus, über Landbewohner, die in die Städte abwanderten, und über die Städte, die sie verließen und die wieder zu Präriestaub wurden.
    Diese ›Geister‹ würden sie nicht ängstigen, da war sie sich sicher.
    Sie mochten traurig sein, aber nicht erschreckend, zumindest nicht für sie persönlich. Und mit etwas Glück konnte sie ihre Nachforschungen bei Tageslicht durchführen und sich jeden Abend in die gut beleuchtete Geborgenheit ihres Hotelzimmers zurückziehen. ›Bed &Breakfast‹, erinnerte sie sich, während die Randgebiete einer mittleren Großstadt unter dem Flugzeug erschienen. Amelia hatte noch nie in einer B&B-Pension übernachtet. Sie fragte sich, was sie ihr auf einer ›Farm für exotische Tiere‹ zum Essen servieren würden. Hafer? Heu? »Für mich ist das alles Getreide«, gluckste sie in sich hinein, als sie landeten.
    Sie wusste allmählich zu würdigen, wie köstlich bizarr dieser Auftrag sich noch entwickeln könnte. Giraffen und Geister, in Kansas. Meine Güte, sie würde sich zu Hause noch wochenlang mit dieser Geschichte zum Essen einladen lassen können. Ihre New Yorker Freunde würden lachen, bis sie sie schließlich anflehen würden, aufzuhören.
    Obwohl sie ihre Papiere weggesteckt hatte, ließ Amelia die Leselampe über ihrem Kopf brennen. Sie flogen gerade durch eine Wolkendecke, die die Passagierkabine verdunkelt hatte. Amelia hatte nicht speziell vor dem Sturm oder einer rauen Landung Angst, ihr gefiel nur einfach der Kreis der Geborgenheit, den die kleine Lampe um sie warf.
    Das erste Anzeichen dafür, dass sie sich ihrem Ziel näherte, war ein Kamel, das seinen Kopf über einen Zaun hängen ließ. Hinter dem Kamel standen mehrere Zebras mit einem entzückenden Fohlen, das um seine Eltern herumrannte. Amelia fuhr in ihrem Leihwagen noch an einer anderen Weide vorbei, wo riesige Strauße ihre schönen Schwingen hoben. Wie Dorothy im Zauberer von Oz war sie versucht zu glauben, dass sie ›nicht mehr in Kansas‹ war. Aber ein großes Schild verkündete: ›Willkommen in der Serengeti‹, und darunter: ›Bed-&-Breakfast-Pension‹. Und weiter unten stand in graziöser Handschrift: ›Exotische Tiere‹. Besucher wurden gewarnt: ›Keine Touren ohne Erlaubnis‹.
    Amelia bog auf eine Kiesstraße ein.
    An einem Zaun hielt sie an, um die Strauße zu betrachten, die gemächlich herüberkamen und sie anstarrten. Als sie ihr mit ihren weißen Augenlidern zuzwinkerten, brach sie fast in Tränen aus, und das schockierte sie. Vor langer Zeit hatte sie einmal davon geträumt, ein ›Tierdoktor‹ zu sein, und das nicht nur für Hunde und Katzen – nein, sie hatte Großtiere behandeln wollen. »Ihr seid sicherlich groß genug«, sagte Amelia mit belegter Stimme zu den Straußen, »aber ich hatte dabei nicht gerade euch im Kopf!«
    Pferde, Kühe, sogar Schafe.
    Eine Praxis im Hinterland von New York, wo sie mit ihren Großeltern die Sommer verbracht hatte. Farmland, Milchland.
    Das alles hatte jedoch in einem fürchterlichen Chaos geendet, und sie hatte sich davongeschlichen und auf die Journalistenschule verzogen. Inzwischen war ihr egal gewesen, was für einen akademischen Grad sie bekam oder was für eine Arbeitsstelle sie sich angelte oder gar, was ihre eigene Zukunft bringen würde. Eigentlich hatte sie jede Vorstellung von ›Zukunft‹ verloren. Die Zeit teilte sich in ›damals‹ und ›jetzt‹ auf, und es gab kein ›morgen‹.
    Plötzlich ungeduldig mit sich selbst geworden (ihre Großmutter hatte niemals geduldet, was sie ›im Selbstmitleid wälzen‹ nannte), schniefte Amelia, blinzelte und eilte weiter auf ein weißes Haus im Ranchstil zu, das am Ende der Zufahrt wartete. Sie sah ein gewöhnlich aussehendes, langes weißes Motelgebäude auf der rechten Seite stehen und Gehege und Tore aus Metall und eine Reihe zusammenhängender hölzerner Scheunen. Fast alles war weiß gestrichen und mit rotem Rand versehen. Es sah wie eine ganz normale, gepflegte Ranch aus. Mit Ausnahme des Gasthauses – und der Zebras.
    Auf einer Weide hinter den Scheunen entdeckte Amelia eine Giraffe.
    Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie diesen Ort gutheißen würde – warum waren diese wilden Geschöpfe nicht in Afrika, wo die

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