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Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
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nächtliche Mailuft fühlte sich gut an, und ich ging schnell über die Straße und in die Eingangshalle des Mietshauses. Bei den meisten guten Apartmenthäusern braucht man einen Schlüssel, um durch die Eingangstür zu kommen. Aber dies hier war kein gutes Haus. Ich ging hinein und dann hinauf, wich Mülleimern, Kinderspielzeug und einem Fahrrad aus, das zerlegt worden war und nur noch aus einem rostigen, blauen Rahmen bestand.
    Im dritten Stock bückte ich mich und zog die Ausrüstung zum Öffnen von Schlössern aus meiner Jackentasche. Ich wusste, was ich tat. Adam Cruishank wusste es nicht, aber ich war tags zuvor in seiner Wohnung gewesen, als er unterwegs war, um mit ein paar Kumpels etwas zu trinken, und hatte mich mit den Örtlichkeiten vertraut gemacht. In den Annalen des Verbrechens rangiert ganz oben die Dummheit, mitten in der Nacht in eine Wohnung einzubrechen, in der jemand schläft und man nicht weiß, welcher Flur zum Wohnzimmer führt und welcher das Heim eines Dobermanns ist.
    Die Tür öffnete sich. Geschafft. Kein Dobermann, nichts außer Adam und das Geräusch des Fernsehers. Ich ging hinein, schloss hinter mir die Tür und legte leise die Zeitung auf den Küchentisch. Der Grundriss der Wohnung war einfach. Rechts Küche und Bad; durch die Küche durch, Wohnzimmer auf der linken Seite, Schlafzimmer auf der rechten. Ich schlich vorwärts, die Pistole in beiden Händen. Die Küche war leer. In Ordnung. Ich ging nach rechts. Das Schlafzimmer, das aus einem Federrahmen mit Matratze am Boden und einem Wirrwarr aus Decken und Leintüchern bestand, leer. Okay.
    Rüber ins Wohnzimmer, wo ein später Schwarzweißfilm lief, etwas über einen Flug zum Mond. Sofa, zwei Sessel, alles leer. Ich ließ die Pistole sinken.
    Mist.
    Und dann hörte ich die Klospülung, und ein junger und schläfriger und nackter Adam Cruishank kam ins Wohnzimmer. Er sah mich und war schnell hellwach, und er begann, in seinem erschreckten Zustand etwas zu sagen, aber ich ließ es nicht dazu kommen, nützte seine Situation aus und trat ihm fest zwischen die Beine, wo es zählte.
    Er brach auf dem Boden zusammen, und ich sprang hinter ihn, packte sein langes, braunes Haar – zum Pferdeschwanz gebunden, wie praktisch – und zerrte ihn hoch auf die Knie. Ich setzte den Schalldämpfer der Pistole an seinen Nacken.
    »Halt den Mund, Adam«, sagte ich und ließ meine Stimme so bedrohlich wie möglich klingen. »Du weißt, worum es hier geht, stimmt's?«
    Er zitterte. »Es geht um letzte Woche, Mann, genau …«
    »Sehr gut«, sagte ich.
    Seine Stimme wurde weinerlich und flehend. »Aber es ist nicht meine Schuld! Es war Tonys Idee!«
    »Das ist komisch«, meinte ich, bevor ich abdrückte. »Ich hab ihn vor ein paar Stunden gesehen, und er sagte das Gleiche von dir.«
    Vor einer Woche war ich oben im Norden, im nächsten Staat, in der Stadt Porter, und saß nervös in der örtlichen Polizeidienststelle. Ich schätze ihre Arbeit und was sie tun, aber ich habe mich auf einem Polizeirevier noch nie wohl gefühlt. Die Beamten hier hatten versucht, das Vorzimmer warm und freundlich aussehen zu lassen, mit Bildern von Softballteams und Wohltätigkeitsveranstaltungen für Kinder an der Wand, aber vor mir, hinter schusssicherem Glas, saß der Empfangsbeamte in Uniform und starrte mich an. Er wusste, warum ich hier war, wusste, dass es etwas Einfaches und Ungefährliches war, aber er kontrollierte mich weiterhin alle paar Minuten.
    Ich wusste, warum. Auf die Art und Weise, in der ein hochtrainierter Jagdhund eine gefährliche Beute wittert, wusste er, dass ich eine Bedrohung war, jemand, mit dem er vorsichtig umgehen musste. Und obwohl ich es selbst auch wusste, hatte ich keine Möglichkeit, es zu verbergen. Ich bin einfach so.
    Die Tür, die ins eigentliche Revier führte, ging summend auf, und eine Polizeibeamtin mit einem Klemmbrett in der Hand kam heraus. Sie war mehrere Zentimeter kleiner als ich, und wir hatten beide blaue Augen und helles, sandfarbenes Haar. Meines ist kurz geschnitten, während ihres zu einem kleinen Knoten zurückgekämmt war. Auf ihrem Namensschild stand L. S ULLIVAN , und ich wusste, dass das ›L‹ für Lynn stand.
    »Bist du bereit, Jason?«, fragte sie.
    »Das bin ich«, antwortete ich und stand von dem harten Kunststoffstuhl auf. Ich ging zu ihrem Schalter, und sie gab mir das Klemmbrett. »Lies es und unterschreibe es«, bat sie mich mit einem leichten Lächeln. »Wenn du nicht zu viel Angst dazu hast.«
    »Es

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