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Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
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die anscheinend nur aus Ellbogen und Knien bestand.
    »Dann mal los«, sagte sie, während sie zum Armaturenbrett hinübergriff, um die Signalleuchten auf dem Dach einzuschalten.
    »Was meinst du?«
    »Siehst du den schwarzen Trans-Am da vorn?«, fragte sie. »Er hat gerade die gelbe Doppellinie überfahren.«
    Wir waren in einem Abschnitt von Porter, der eine Mischung aus alten Wohnhäusern, die in Apartment unterteilt waren, und kleinen Eckläden war. Der Trans-Am fuhr rechts rann, und Lynn nahm ihr Funkgerät und sprach leise und schnell hinein: »Zentrale, P-Fünf, mache gerade eine Verkehrskontrolle bei der Congress- und Ahern-Street.«
    »Zehn-vier, P-Fünf«, kam es knackend aus dem Funkgerät.
    Sie stellte den Automatikhebel auf Parken, und ich fragte: »Die gelbe Doppellinie überfahren?«
    »Ich hab einen Grund. Sag ich dir später.«
    Sie kletterte aus dem Streifenwagen und ging zu dem Trans-Am hinüber. Als sie sich dem Kofferraum des Autos näherte, berührte sie das glatte, schwarze Metall und stellte sich dann neben die Fahrertür. Sie stand an der hinteren Seite der Tür und zwang so den Fahrer, seinen Kopf nach hinten zu verrenken. Gute Arbeit. Sie war ziemlich auf Draht.
    Der Fahrer reichte ihr seinen Führerschein und Fahrzeugschein, und nachdem sie einige Worte gewechselt hatten, gab sie ihm seine Papiere zurück und kam wieder zum Streifenwagen. Lynn nahm das Funkmikrofon und verkündete: »P-Fünf ist in Ordnung.« Als der Trans-Am sich in den fließenden Verkehr einreihte, fuhr Lynn auch los, und wir waren wieder auf Streife.
    »Also«, fragte ich, »warum hast du ihn angehalten?«
    Sie tippte ein paar Mal auf das Lenkrad. »Weil er da war, und weil ich eine Zielscheibe brauchte.«
    »Eine Zielscheibe?«
    »Klar«, meinte sie. »Schau, Behaglichkeit ist in jedem anderen Job in Ordnung. Du kannst an deinem Schreibtisch dösen oder auf dem Firmencomputer Solitär spielen, und du kannst trotzdem am Ende des Tages heimgehen. Hier draußen auf den Straßen kann dich Gleichgültigkeit umbringen. Und du musst deine Schicht mit einer Kleinigkeit anfangen, die deine Säfte zum Fließen bringt.«
    Ich nickte. »Also, eine Verkehrskontrolle, egal, wie unbedeutend, bringt dich in die richtige Verfassung für deine Arbeit.«
    »Genau, großer Bruder.«
    Sie bog scharf nach links ab, gab Gas und sauste die Monroe Street hinunter, und ich war drauf und dran, einen Witz zu machen über Geschwindigkeitsbegrenzungen, die für jeden anderen galten, außer für Polizisten, ließ es aber doch lieber bleiben.
    Stattdessen fragte ich: »Was war das andere, was du dort gemacht hast?«
    »Wie, das andere?«
    »Als du den Kofferraum des Wagens berührt hast. Es sah aus, als ob du irgendetwas prüftest. War es das?«
    »Nein«, sagte sie, »ich ließ etwas zurück.«
    »Und was war das?«
    »Meine Fingerabdrücke«, verriet sie.
    »Wie bitte?«
    Ihre Stimme wurde plötzlich müde und geduldig und klang viel älter als die meiner jüngeren Schwester. »Sollte ich jemals bei einer Verkehrskontrolle niedergeschossen werden und sie schnappen den Fahrer später, dann kann er nicht behaupten, er sei nicht am Tatort gewesen, wenn meine Fingerabdrücke auf dem Auto sind. Stimmt's?«
    Meine Güte. Meine kleine Schwester.
    »Stimmt«, sagte ich.
    Später führten wir noch zwei Verkehrskontrollen durch, und sie schrieb eine Beanstandung für jemanden mit einem kaputten Rücklicht – »Ich hätte sie mit lediglich einer Verwarnung fahren lassen, aber sie musste unbedingt kratzbürstig sein«, hatte sie erklärt –, und dann parkten wir hinter einem Brückenpfeiler, drunten beim Hafen. Es war jetzt dunkel, und da die Scheinwerfer des Streifenwagens ausgeschaltet waren, kam die einzige Beleuchtung von den blinkenden roten Lämpchen auf dem Funkgerät. Draußen im Hafen markierten schwache, rote und grüne Lichter die Lage von vertäuten Booten.
    »Es ist Zeit, unsere fröhlichen Autofahrer etwas auszubremsen«, meinte sie, als sie begann, mit dem Radargerät zu hantieren, das auf dem Armaturenbrett montiert war. Sie drehte an ein paar Knöpfen herum, bis zwei Anzeigen aufglühten. Die linke zeigte ›00‹ an, die rechte ›70‹.
    »Siehst du die beiden Zahlen?«, fragte Lynn. »Die linke zeigt die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs an, das vorbeifährt. Die andere ist der Alarmgrenzwert. Wenn jemand schneller als siebzig fährt, springt ein munterer kleiner Alarm an.«
    »Und wie schnell darf man hier fahren?«
    »Sechzig. Es ist

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