Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Ganoven ab, wenn er dich zu einem größeren Ganoven führen kann. Wenn jemand mit ein wenig Dreck am Stecken dich um Hilfe bittet, bekommt er diese Hilfe nicht, es sei denn, er gibt dir irgendeine Information, die du gebrauchen kannst. Und ich bin mir sicher, nicht viele Cops in dieser Stadt zahlen für eine Mahlzeit, wenn sie im Dienst sind.«
    »Was ich tue, ist etwas anderes und bewegt sich in akzeptablen Grenzen«, meinte sie. »Dir klebt Blut an den Händen, Jason, Blut an den Händen.«
    »Du würdest staunen, was man mit Wasser und Seife erreichen kann«, gab ich zurück.
    Sie stellte ihren Kaffeebecher auf dem Sitz ab. »Also, hör mir mal zu, hör mir gut zu. Ich will gar nicht wissen, was du in Kalifornien getan hast, oder wen du verletzt hast oder was auch immer. Ich will lediglich von dir, dass du das dort im Westen zurücklässt. Wage es ja nicht, solche Nummern in meiner Stadt oder in meinem Staat abzuziehen.«
    Jetzt wurde ein Schuh draus. »Das ist also der Sinn und Zweck dieser kleinen gemeinsamen Fahrt heute Nacht. Keine Verstärkung der geschwisterlichen Bande. Nicht Angeberei mit dem, was du tust. Nur eine Warnung, richtig?«
    Sie weigerte sich, mich anzusehen. »Mir geht es gut, zum ersten Mal in meinem Leben. Ich stehe auf eigenen Füßen, und mir geht es gut bei der Polizei, und wenn alles gut läuft, dann kann ich nächstes Jahr zur Kripo kommen. Dann ist mein Weg frei, und ich kann keine Hindernisse vor mir gebrauchen.«
    »Man hat mich schon manches geheißen, aber noch nie ein Hindernis.«
    »Nun, gewöhn dich dran. Ich habe eine gute Zukunft vor mir, und ich will nicht, dass mir das schwarze Schaf der Familie alles verdirbt.«
    An dem Punkt war ich drauf und dran, aus dem Streifenwagen auszusteigen, zu Fuß zum Revier zurückzulaufen und von dort heimzufahren, aber dann wurde das Funkgerät lebendig und brachte eine Nachricht über einen Polizisten, der bei einer Kneipenrauferei Unterstützung brauchte, und wir verließen so schnell den Parkplatz, dass Lynns Kaffee über den Sitz schwappte.
    Die Kneipe war ein Rasthaus genau auf der anderen Seite der Stadt, und bald hielt ich mich am Türgriff fest und stemmte meine Beine gegen das Fußblech des Wagens, um im Sitz zu bleiben, während wir mit Blaulicht und Sirene dorthin rasten. Ich schaute einmal kurz auf den Tacho und sah, dass wir 170 km/h fuhren, und dann sah ich nicht mehr hin. Ich war schon in vielen unheimlichen Situationen gewesen, aber damals hatte ich wenigstens die Kontrolle und konnte selbst etwas tun. Hier konnte ich nichts tun. Ich war bloß ein Beifahrer.
    Anstatt verblüfft auf den Tacho zu starren, schaute ich also zu Lynn hinüber, und sie sah aus wie eine Besessene, angespannt und anscheinend eins mit dem Wagen. Mit winzigen Bewegungen ihres Handgelenks wichen wir Autos und Lieferwagen aus, die rechts an den Fahrbahnrand fuhren.
    Wir flitzten die Route I entlang, und ich konnte tatsächlich spüren, wie der Streifenwagen sich von der Fahrbahn abhob, als wir durch Kurven glitten. Ich wollte etwas sagen, hielt aber dann doch meinen Mund. Erstens wäre es nicht höflich, und zweitens war sie bei der Arbeit. Und drittens hatte ich Todesängste, dass ein Wort von meiner Seite sie ablenken könnte, der Streifenwagen von der Straße fliegen und sich um einen Baum wickeln würde.
    Genau genommen würden wir uns allerdings bei solch einer Geschwindigkeit nicht um einen Baum wickeln. Wir würden in einige Stücke zerschmettert, die alle etwa die Größe eines Koffers hätten.
    Dann trat Lynn sanft pumpend ein paarmal auf die Bremsen, als die Route I durch ein Geschäfts- und Wohnviertel mit Wohnhäusern, Läden und kleinen Alleen führte, und dann bremste sie stärker und bog nach rechts ein, in eine Straße, an der ein Einbahnstraßenschild mit ›Einfahrt verboten‹ stand. Wir fuhren entgegen der Fahrtrichtung hinein, etwa einen halben Block weit. Zwei weitere Streifenwagen waren da, und ungefähr fünfzig oder sechzig Leute waren auf der Straße und auf den Gehsteigen.
    Sie stieß den Automatikhebel in die Parkposition und sprang aus dem Wagen; ich folgte ihr, und meine Hände fühlten sich kribbelig an, als ob sie das beruhigende Gewicht irgendeiner Waffe vermissten. Die Bar befand sich in einem zweigeschossigen Gebäude mit Büros und Geschäften und nannte sich ›The Aaron Room‹, und an der Kleidung und dem Verhalten der Leute sah ich, dass die Bar eine für die gegenwärtige, junge Generation war – oder wie immer

Weitere Kostenlose Bücher