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Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mal, wenn sie ein Treffen haben, bringt Grists Frau Flugblätter her und legt sie auf unserem Informationstisch aus.«
    »Hatte Amanda Familie?«
    »In New York, glaube ich. Sie wurde benachrichtigt.«
    Sie sah ihm ins Gesicht und kam zu dem Schluss, dass sie ihm trauen konnte. »Könnten Sie mich wissen lassen, wenn irgendetwas in ihren Sachen hier in der Bibliothek auftaucht? Besonders, wenn es etwas ist, das meinen Bruder betrifft? Hier, ich schreibe Ihnen meine private Telefonnummer auf.«
    Mit einem Lächeln nahm er den Zettel entgegen. »Ich bin sicher, er taucht wieder auf, aber wenn ich irgendetwas höre, lasse ich es Sie wissen.«
    In den darauf folgenden Tagen war es, als hätten die Ereignisse um die Haggard Society nie stattgefunden. Jean dachte ständig darüber nach und starrte das Foto ihres Bruders an, wenn sie das ausgeliehene Exemplar von She zur Hand nahm und ein paar Seiten las. Im Telefonbuch gab es keinen Eintrag für die Gesellschaft, und wenn sie die Nummer des einzigen Martin Grist, der aufgeführt war, wählte, nahm nie jemand ab.
    Eines Tages war sie wieder in der Bibliothek, und Mark Jessup half ihr, die Computerdatenbank nach irgendeiner Erwähnung der Haggard-Gruppe zu durchsuchen. »Absolut nichts, außer den Daten ihrer Treffen«, sagte Jessup und schwenkte den Monitor zu ihr herüber, damit sie selbst die Einträge sehen konnte.
    »Wie steht's mit Fenley Hall?«, schlug sie vor. »Irgendjemandem muss sie doch gehören. Sie müssen sie für ihre Versammlungen mieten.«
    »Gute Idee«, meinte er lächelnd. »Ich werde das nachprüfen.«
    Aber als sie am folgenden Tag in ihrer Mittagspause kam, gab es nur magere Neuigkeiten. »Der Eigentümer von Fenley Hall befindet sich in New York«, erklärte Mark. »Er weiß nichts über die Gesellschaft, außer dass es eine literarische Gruppe ist. Sie mieten den Saal für den dritten Mittwoch jedes Monats und zahlen im Voraus. Gelegentlich ruft jemand an, um eine zusätzliche Versammlung zu organisieren.«
    Sie war von der Nachricht entmutigt – wieder eine Sackgasse –, und das war vielleicht der Grund dafür, dass er sie an dem Abend zum Essen einlud. Die Vorstellung heiterte sie auf, und erst als sie in einem kleinen italienischen Restaurant neben der Bibliothek ihren Nachtisch bekamen, rief sie plötzlich aus: »Das ist ja wie ein Rendezvous!«
    Mark grinste sie über den Tisch hinweg an. »Klar. Was gibt es daran auszusetzen?«
    Zum ersten Mal schaute sie ihn wirklich an. Er trug sein sandfarbenes Haar etwas lang, und wenn er lächelte, hatte er winzige Grübchen in den Wangen. Sie schätzte ihn auf Ende Zwanzig, etwa ihr Alter. Er war von mittlerer Statur, groß, aber nicht athletisch. »Wie sind Sie denn Bibliothekar geworden?«, fragte sie in dem Versuch, das Gespräch vom Thema Rendezvous abzulenken.
    »Gleich nach dem College wurde ich von der Longyear Corporation angeworben. Sie hatten eine ziemlich gute Firmenbibliothek und wollten, dass ich sie leite. Ich hatte schon immer Bücher gemocht, also ließ ich sie mein Bibliothekarsstudium bezahlen. Unmittelbar nach meinem Abschluss verkleinerte sich die Firma, und ich stand auf der Straße. Ich war ein Bibliothekar ohne Bibliothek, also fing ich an, für die Stadt zu arbeiten.«
    »Und da lernten Sie Amanda kennen?«
    Er nickte. »Ein prima Mädchen. Wenn sie absichtlich getötet wurde …«
    »Was ist mit meinem Bruder? Sie sagten, sie habe seinen Namen erwähnt, aber Sie lernten ihn nie kennen.«
    »Ich glaube, er brachte Flugblätter für die Stammbesucher herein, wie Mrs. Grist das auch tut. So hat Amanda ihn kennen gelernt.«
    Nach dem Essen begleitete Mark sie die paar Häuserblocks weit bis zu ihrer Wohnung, nahm aber die Einladung, mit hochzukommen, nicht an. Später, als sie allein war, dachte sie über den Abend nach und kam zu dem Schluss, dass sie ihn mochte. Als er sie am nächsten Tag im Sender anrief, freute sie sich. »Wie gehen die Geschäfte heute in der Bibliothek?«, fragte sie.
    »Gut. Ich habe Neuigkeiten für Sie. Ich dachte, es würde Sie interessieren, dass Mrs. Grist einen Stoß von Ankündigungszetteln brachte. Am Donnerstag hält die Haggard Society ein besonderes Treffen ab, und Ihr Bruder wird als Sprecher aufgeführt.«
    »Mein Gott! Ich muss hingehen!«
    »Das ist noch nicht alles. Ich war am Informationsschalter, als sie eintraf, und ich sagte ihr, wir hätten neue Vorschriften. Jeder, der Informationsmaterial bei der Bibliothek abgibt, müsse uns die

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