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Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich, ob es eine Organisation kranker Leute sein könnte. Konnte ihr Bruder vielleicht AIDS haben? Sie überlegte, ob sie ihre Mutter in Florida anrufen sollte, kam aber zu dem Schluss, dass das überhaupt nichts bringen würde. Als erstes würde sie zu dem Treffen gehen und sich vergewissern, ob er es wirklich war.
    Fenley Hall war ursprünglich als das Labor Lyceum bekannt gewesen, ein Treffpunkt für Gewerkschaftsmitglieder während der Dreißiger- und der Nachkriegsjahre. Die Gegend hatte sich in den Sechzigern verändert, und es wurde für Gewerkschaften günstiger, ein Parteihaus zu mieten, wenn sie eine Versammlung oder eine Abstimmung abhalten mussten. Das Labor Lyceum wurde einfach nach irgendeinem vergessenen Politiker Fenley Hall benannt. Sie wurde jetzt für Hochzeitsfeiern, politische Versammlungen und verschiedene örtliche Vortragsreihen gemietet.
    Als Jean Forsyth kurz vor acht Uhr dort ankam, sah sie als erstes ein Bild ihres Bruders draußen auf einem Poster, das für die Veranstaltung warb: Die Haggard Society präsentiert einen Vortrag von Eugene Forsyth mit anschließender Diskussion. Eintritt frei! Mit Brille und Schnurrbart sah er älter aus, aber es war eindeutig Eugene. Die Halle selbst war etwa halb voll – mehr als hundert Leute saßen auf den Klappstühlen, die für den Anlass bereitgestellt worden waren. Ein oder zwei schienen Leute von der Straße zu sein, die lediglich nach einem Platz zum Schlafen suchten, aber die meisten waren jung oder mittleren Alters und der Mittelklasse zugehörig. Einige gingen nach vorn, wo eine schlanke, schwarzhaarige Frau Bücher entgegennahm, die sie zurückbrachten. Fast hätte Jean einen Mann, der vor ihr saß, nach dem Zweck der Gesellschaft gefragt, aber sie kam zu dem Schluss, dass das so wirken könnte, als ob sie dumm sei oder flirten wollte. Außerdem würde sie es bald genug erfahren.
    Pünktlich um acht Uhr ging die schwarzhaarige Frau auf die Bühne und zündete neben dem Rednerpult eine einzelne Kerze an. Die Frau war recht dünn, und ihr Make-up schien für den Anlass zu streng zu sein. »Guten Abend, meine Damen und Herren, und willkommen zum Juli-Treffen der Haggard Society. Ich bin Antonia Grist. Wie die meisten von Ihnen wissen, versammeln wir uns monatlich hier, um unsere gemeinsamen Interessen zu diskutieren. Wir hatten gehofft, heute Abend von einem unserer neueren Mitglieder, Eugene Forsyth, zu hören, aber er ist verhindert. Wir haben vor, seinen Vortrag schon bald noch einmal anzusetzen. Stattdessen darf ich Ihnen den Vorsitzenden der Haggard Society, meinen Ehemann Martin Grist, ankündigen.«
    Die Zuhörer applaudierten höflich, und Jean erhob sich schon halb von ihrem Sitz, um zu gehen, doch dann besann sie sich plötzlich anders. Da sie nun schon so weit gekommen war, konnte sie auch gleich etwas über das Wesen der Gruppe erfahren, und möglicherweise auch etwas über die Beteiligung ihres Bruders.
    Grist war schlank wie seine Frau und hatte ein Gesicht mittleren Alters mit Falten sowie Geheimratsecken. Er ging mit zielsicheren Schritten zum Mikrofon hinüber. »Danke, Antonia«, sagte er mit überraschend tiefer Stimme. »Ich bin wohl kaum ein angemessener Ersatz für Mr. Forsyth, den wir hoffentlich bei einem der nächsten Treffen hier haben werden, aber ich werde mein Bestes geben. Ich entschuldige mich im Voraus bei denen von Ihnen, die meine Ansichten zu diesem Thema bereits gehört haben.«
    Er trank einen Schluck Wasser und fuhr dann fort. »Sie, der man gehorchen muss, ist H. Rider Haggards großartigste Schöpfung, eine Frau, die gleichzeitig schön, erotisch, eigensinnig und selbstsüchtig ist, grausam zu ihren Feinden und zart fühlend ihren Liebhabern gegenüber. Seit ihrem ersten Erscheinen in Haggards Roman She aus dem Jahre 1886 haben die Leser sie so unwiderstehlich wie tödlich gefunden. Ich entdeckte Haggards Schriften, als ich in meiner High-School-Bücherei auf ein zerlesenes Exemplar von King Solomon's Mines stieß …«
    Jean traute ihren Ohren nicht. Es war eine literarische Gesellschaft, die sich den Schriften eines britischen Autors aus dem letzten Jahrhundert widmete! Und ihr Bruder, der kaum jemals in seinem Leben ein Buch zu Ende gelesen hatte, hätte hier eigentlich sprechen sollen. Sie begann zu glauben, dass hier irgendein Irrtum vorlag. Sicherlich war dies ein anderer Eugene Forsyth, trotz des Fotos draußen.
    Martin Grist sprach etwa fünfunddreißig Minuten lang monoton und in höchst

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