Wenn Die Nacht Beginnt
eines Feuers Geld zu verdienen, dann kamen sie vor oder nach dem Vortrag nach vorn und nahmen von Mrs. Grist ein Buch entgegen. Fremde bekamen echte Bücher, Mitverschwörer bekamen ausgehöhlte Exemplare, die einen Zündstoff, die Adresse des Ziels, die beste Zeit für die Tat und die nötige Bezahlung enthielten.«
»Sie wurden bezahlt, bevor sie den Auftrag ausführten?«
»Ach, sie führten es zu Ende, wenn sie jemals wieder einen Auftrag bekommen wollten. Es war wirklich perfekt eingefädelt. Die Eigentümer der Immobilien, oder wer auch immer für die Brandstiftung bezahlte, besorgten das Alibi. Sie wussten nie, wer es getan hat, und der tatsächliche Feuerleger wusste nicht, wer den Auftrag gegeben hatte. Du weißt, dass sie Erfolg hatten, wenn du an die vielen Brände denkst, die diese Stadt in letzter Zeit heimsuchten.«
Jean erinnerte sich an die Fernsehberichte und den roten Nachthimmel. Sie erinnerte sich sogar an Mrs. Grist, wie sie vor jedem Treffen eine Kerze anzündete; es drehte sich alles um Feuer. »Warum hast du vor zwei Wochen deinen Vortrag abgesagt?«
»Ich hatte vor, mit dem Vortrag den Verschwörern eine Falle zu stellen, so wie heute Abend, und so viele wie möglich mit den ausgehöhlten Büchern zu erwischen. In letzter Minute fehlte noch irgendein Laborergebnis, und wir waren noch nicht so weit, Verhaftungen vornehmen zu können. Anstatt den Vortrag zu halten, verschob ich ihn auf ein paar Wochen später, damit wir den ursprünglichen Plan ausführen konnten. Wir hatten ein Dutzend Männer im Publikum verteilt und uniformierte Beamte draußen.«
Er ging mit ihnen nach draußen und blieb einen Moment mit Jean stehen. »Mark scheint ein netter Kerl zu sein.«
»Das ist er.« Es gab noch etwas, was sie Eugene fragen musste. »Diese verdeckte Ermittlungsarbeit – das alles hast du getan wegen der Sache, die mit unserem Vater passierte, nicht wahr?«
»Ich nehme es an. Als ich aufwuchs, mochte ich ihn nicht sehr, aber er starb bei einem Feuer. Für mich war Feuer immer der Feind.«
»Die Grists waren der Feind.« Sie umarmte ihn. »Es ist gut, dich wieder zu haben.«
LOREN D. ESTLEMAN Etwas Geborgtes,
etwas Schwarzes …
»Ich bin wieder da.«
Und noch ehe er die Tür hinter sich schließen konnte, fiel sie schon küssend über ihn her. Er ließ die Los Angeles Times auf den Boden fallen, um freie Hände zu haben.
Danach schlief er, während sie den Zimmerservice kommen ließ und den höflichen jungen mexikanischen Zimmerkellner mit einem großzügigen Trinkgeld zusätzlich zu den garantierten fünfzehn Prozent entließ. Dann bereitete sie das Frühstück vor. Es entzückte sie, mit Geld um sich zu werfen. Bevor sie Peter kennen lernte, war sie immer knapp bei Kasse gewesen. Es hatte viel für sich, einen Mann zu heiraten, der mit seinem eigenen Fotogeschäft genug verdient hatte, um sich in den Vierzigern komfortabel zur Ruhe setzen zu können. Es würde keine Debatten übers Geld geben, und er würde nicht noch spät in den Abend hinein arbeiten müssen, wenn sie ein Candlelight-Dinner für zwei genießen wollte.
Zumindest nahm sie das an, denn eigentlich wusste sie sehr wenig über ihren Mann, mit dem sie gerade vierundzwanzig – nein, fünfundzwanzig Stunden verheiratet war. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt zu frühstücken pflegte oder was er gerne aß. Aber er schlief so friedlich und gab so niedliche, kleine Geräusche von sich, wenn er einatmete, dass sie ihn nicht hatte stören wollen.
Er war ein sehr gut aussehender Mann – auf eine ruhige, dezente Art. Selbst sein an den Schläfen dünner werdendes, schwarzes Haar stand ihm. Er hielt sich gut in Form – kein praller Bizeps oder Waschbrettbauch, aber auch kein Schwimmreifen um die Hüften, und nur selten ging ihm die Luft aus –, und er kleidete sich zurückhaltend, aber mit gutem Geschmack, obwohl sie sich um diese konventionellen, weißen Hemden und einfallslosen Krawatten kümmern wollte. Ihre Freundinnen hatten ihn auf höfliche Weise als langweilig bezeichnet. Es stimmte, die Frauen drehten sich nicht nach ihm um, wenn er in einen bevölkerten Raum kam; anders bei ihrem Vater, auf ihn waren sie geflogen, und seine mangelnde Bereitschaft, das, was dann folgte, zu verhindern, hatte zur Scheidung ihrer Eltern geführt. Laurie hatte schon in jungen Jahren genug gehabt von extravaganten Männern. Das Leben mit Peter versprach nur wenige Abenteuer, und das erhöhte seinen Reiz.
Sie weckte ihn
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