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Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie fort: »Haben Sie morgen Abend Zeit? Rachel und ich möchten, dass Sie zu mir zum Dinner kommen, um ein wenig Ihre bevorstehende Hochzeit zu feiern. Ich habe es bereits Ihrer entzückenden Christa erzählt, und sie kommt auch. Bringen Sie den Topf mit, den Sie mir schenken möchten, als Andenken an unsere wachsende Freundschaft, Harry. Wissen Sie, ich denke so viel an Sie, mein Lieber. Unser Dorf ist in allen wesentlichen Eigenschaften reicher geworden, seitdem Sie gekommen sind, um unter uns zu leben.«
    Harry setzte sich abrupt hin und schien deprimiert zu sein.
    Sie ging zur Tür. »Und halb sieben wäre perfekt, eine herrliche Tageszeit im Mai.«
    Als Harry am nächsten Abend in der ›Hexenlichtung‹ vorfuhr, war er bestürzt, als er entdeckte, dass, obwohl er so früh dran war, Christa mit ihren zwei kleinen Töchtern, Rachel und ein älterer Mann bereits dort waren und in alten Liegestühlen aus Aluminium auf dem samtigen Rasen vor dem Hexenhäuschen saßen. Die kleinen Mädchen kamen angelaufen, packten seine Beine und schoben ihn zu einem Stuhl. Christa setzte sich zufrieden neben ihm ins Gras. Obwohl es offensichtlich war, wie sehr ihn alle liebten, versank er in tiefem Trübsinn.
    »Sie kennen bereits die meisten der Anwesenden«, sagte Mrs. Risk lächelnd und ignorierte seine Trübsal. Sie reichte ihm ein Glas Rotwein und bekam aus seinen zitternden Händen ihr Geschenk – den Blumentopf, den sie gestern Abend als erstes ausgesucht hatte, obwohl der dekorative Stöpsel im Boden fehlte. Das kleinere Mädchen kletterte auf seinen Schoß und kuschelte sich an ihn.
    »Vielen Dank, Harry. Wie großzügig von Ihnen, mir genau den Topf zu schenken, den ich mir ausgesucht hatte. Ich werde ihn hegen.«
    Tränen traten in Harrys Augen. »Ich habe den Stöpsel herausgenommen, aber ich will alles erklären …«
    Mrs. Risk drehte ihm den Rücken zu. »Wer möchte noch Wein?« Sie reichte geschäftig die Flasche herum. »Harry, mein Lieber, ich möchte Ihnen einen alten Freund von mir vorstellen, einen pensionierten Industriellen, Aisa Garrett. Ihm gehört unter anderem die North Shore Industries Corporation, die einen Teil der Bucht im Dorf einnimmt. Ich bin sicher, Sie sind damit vertraut.«
    Harry nickte höflich, aber nicht interessiert.
    Mrs. Risk tätschelte seinen Handrücken und fuhr fort: »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus – normalerweise mische ich mich nicht in das Leben anderer Leute ein …«
    Bei dieser Bemerkung brachen Rachel und Aisa in wildes Gelächter aus. Christa lächelte, schien aber verwirrt zu sein. Harry sah sich bestürzt um.
    Als sie sich wieder beruhigt hatten, sagte Aisa: »Sie meint, Harry, ohne sich im geringsten in mein oder Ihr Leben einzumischen, hat sie beschlossen, dass meine Handelsgesellschaft in einen kleinen Nebenzweig investieren sollte, mit einem Partner, der sich auskennt – damit sind Sie gemeint.«
    Harry runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht …«
    Christa sagte bestimmt: »Hör einfach Aisa zu, Harry.«
    Harry blinzelte sie erstaunt an.
    »Der Deal sieht folgendermaßen aus«, begann Aisa, und dann skizzierte er ein Angebot zur Teilhaberschaft an einem Münzen- und Briefmarkengeschäft mit großzügigen Bedingungen für Harry, die am Ende in Harrys alleinige Inhaberschaft des Geschäfts münden sollte.
    Nach einer verblüfften Pause keuchte Harry: »Warum?«
    »Auch wenn Sie mich schlagen, ich weiß es nicht«, gab Aisa zu.
    »Sind Sie an Münzen und Marken interessiert? Sind Sie Sammler?«
    »Überhaupt nicht, ich fische.«
    Rachel strahlte. »Was bedeutet, dass du die alleinige Verfügungsgewalt hast, Harry.« Sie hob ein Tablett mit Vorspeisen hoch und reichte es herum. »Das Essen wird bald fertig sein. Noch Limonade, Mädels?«
    In der kleinen Lichtung nahm das Geplapper zu. Die Eichen, die alle überragten und die mit neuen Blättern ausstaffiert waren, rauschten und schimmerten in dem Lufthauch, der vom nahen Long Island Sound herüberwehte. Die untergehende Sonne beleuchtete das Häuschen hinter ihnen in sanftem Gold. Harry lehnte sich in seinem Stuhl zurück, hielt das Kind mit einem Arm umfangen und trank seinen Wein. Er sah angespannter und unglücklicher aus, als irgendjemand aussehen sollte, der von lieben Freunden umgeben war.
    Schließlich stellte er sein Glas auf den glatt gehobelten Baumstumpf, der als Tisch fungierte, griff hinter dem kleinen Mädchen herum und in seine Jackentasche und zog einen weichen Beutel heraus, der

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