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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Die höfliche Maske, die er so oft trug, war verschwunden, ersetzt durch nacktes Verlangen, das ihr den Atem raubte.
    Sie konnte beinahe fühlen, wie sich seine Lippen um ihren Daumen schlossen. Wie sein Mund zärtlich den Schmerz linderte, bis da keine Pein mehr war, nur Lust. Ihr Herz schien langsamer zu werden, mit jedem Pulsschlag schwerer und voller, bis sie den primitiven Rhythmus tief in ihrem Unterleib spürte.
    Kane hob langsam seinen Blick von ihren Lippen zu ihren Augen. Statt den Bann zu brechen, wurde er dadurch nur stärker.
    Komm. Komm zu mir.
    Sie hörte die Worte so klar und deutlich, als hätte er sie laut ausgesprochen. Beides, Befehl und Bitte, machte es ihr schier unmöglich, der hypnotischen Kraft seines Willens zu widerstehen. Einen schrecklichen, aber doch aufregenden Moment lang dachte Caroline, sie würde jetzt aufstehen, den Raum vor aller Augen durchqueren und sich in seine Arme werfen. Sie konnte sich fast sehen, wie sie sich auf seinem Schoß zurechtsetzte, mit den Händen durch sein seidig schimmerndes Haar fuhr, ihm ihren Mund bot und alles, was er sonst noch wollte. Ihre unsterbliche Seele eingeschlossen.
    Sie stand abrupt auf und ließ dabei ihre Stickerei zu Boden fallen. Larkin stellte seine Teetasse ab und erhob sich höflich, um sie aufzuheben. Als er sie ihr reichte, ruhte sein besorgter Blick auf ihrem Gesicht. Sie umklammerte das verdorbene Stoffstück fest und hoffte so, das heftige Zittern ihrer Hände zu verbergen.
    »Himmel, danke, Konstabler Larkin. Wenn Sie mich entschuldigen wollen, werde ich mich, glaube ich, am besten für die Nacht zurückziehen.« Sie mied bewusst Kanes Augen und begann, zur Tür zu gehen, wobei sie beinahe ein Beistelltischchen umgeworfen hätte. »Bitte, halten Sie mich nicht für unhöflich, aber ich bin im Grunde meines Herzens ein Mädchen vom Land und habe mich einfach noch nicht daran gewöhnt, bis in die frühen Morgenstunden auf zu sein.«
    »Schlafen Sie gut, Miss Cabot«, rief ihr Larkin hinterher, als sie sich umdrehte und fast fluchtartig den Raum verließ.
    Obwohl sie ihm über die Schulter ein beruhigendes Lächeln zuwarf, war sich Caroline nicht sicher, ob sie überhaupt je wieder schlafen würde.
    Caroline schritt unruhig im mondhellen Turmzimmer auf und ab, die Bewegungen passten perfekt zu dem Aufruhr ihrer Gedanken. Das herrlich eingerichtete Zimmer wirkte auf sie nicht länger wie ein sicherer Zufluchtshafen, sondern wie ein Käfig. Wenn sie den vergoldeten Gitterstäben nicht bald entkam, fürchtete sie, würde es ihr nie gelingen. Selbst wenn sie ihre Sachen packte, ihre Schwestern nahm und heute Nacht noch flüchtete, so würde vermutlich ihr Herz trotzdem hier zurückbleiben, gefangen von einem Mann, der trotz all seiner Stärke sein Verlangen nach ihr nicht verbergen konnte.
    Aber was genau konnte ein Mann wie Kane von ihr nur wollen? War es der Anblick ihres Blutes gewesen, der den Hunger in seinem Blick hatte aufflammen lassen? Oder etwas noch Undenkbareres?
    Sie hatte einen Blick wie diesen schon zuvor gesehen. Auf dem Gesicht des mittelalterlichen Kriegers in der Gemäldegalerie. Des Kriegers, von dem Kane behauptete, er sei nur ein entfernter Vorfahr, obwohl sie beinahe identisch aussahen, sogar dasselbe zum Küssen einladende Mal über der linken Augenbraue hatten.
    Wenn der Mann sie begehrt hätte, hätte er sie genommen, und keine Macht der Welt hätte ihn aufhalten können.
    Caroline schlang die Arme um sich, zitterte in ihrem dünnen Nachthemd vor Kälte, aber auch vor Angst. Sie fühlte sich, als würde ihr Körper von einem schrecklichen Feuer verzehrt — die eine Minute brannte sie, in der anderen fror sie bis ins Mark. Ihr gewöhnlich klarer, logisch arbeitender Verstand schien sie im Stich gelassen zu haben. Was, wenn Kane bei den Bildern log? Was, wenn Portia die ganze Zeit Recht gehabt hatte, und er tatsächlich eine Art unsterbliches Wesen war, das seit dem Anbeginn der Zeit existierte?
    Sie wollte nicht glauben, dass es auf der Erde Ungeheuer gab. Aber wie konnte ein normaler Mann ihre Phantasie und ihr Herz so gnadenlos mit Beschlag belegen? Wenn er ein ganz normaler Mann war, wie konnte er sie dann mit nicht mehr als einem verlangenden Blick so sehr in Versuchung führen, das Vertrauen ihrer Schwester zu verraten?
    Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine Bewegung, als sei ein geflügelter Schatten über den Mond geflogen. Erschreckt blickte sie zu den französischen Türen.
    Von jetzt an sollten Sie

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