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Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Titel: Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Beer
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Kopf. Das sollten sie wirklich nicht, auch wenn sie ahnte, dass Svea in Wahrheit viel mehr daran lag, die Sache möglichst schnell hinter sich zu bringen. »Nein, wir fangen besser gleich an.« Sie wandte sich an Charlotte. »Können wir uns irgendwo nebeneinander hinlegen?«
    Charlotte nickte eifrig. »Mein Bett ist breit genug. Das sollte kein Problem sein, denke ich. Wenn es euch nichts ausmacht, dass es nicht frisch bezogen ist. Und mein Zimmer ist auch ein bisschen unordentlich…«, fügte sie mit einem Seitenblick auf Svea hinzu, während sie bereits in Richtung einer schmalen Holztreppe voranging.
    Nele hörte ihr schon gar nicht mehr richtig zu. Wie frisch Charlottes Bett war, war nun wirklich ihre geringste Sorge. Vielmehr war sie sich weitaus unsicherer, als ihr lieb war, ob es auch wirklich funktionieren würde. Ob sie es auch ohne Seths Hilfe schaffen konnte, einen fremden Traum zu betreten. Und was noch viel schlimmer war: Sie konnte nicht einmal mit voller Überzeugung darauf hoffen. Natürlich musste sie alles tun, was sie konnte, um Jari zu helfen, daran gab es nichts zu rütteln. Aber wenn es wirklich klappte, dann würde sie mit großer Wahrscheinlichkeit das Spiegellabyrinth betreten müssen. Allein der Gedanke daran ließ kalte Furcht ihren Nacken hinaufkriechen, bis sie sich innerlich wie gelähmt fühlte.
    Charlottes Zimmer war tatsächlich mehr als nur ein bisschen chaotisch. Man hätte meinen können, jemand sei mit Gewalt dort eingedrungen, um den Raum völlig auf den Kopf zu stellen– sei es auf der verzweifelten Suche nach etwas oder in blinder Zerstörungswut. CD -Hüllen, benutztes Geschirr, Papier und Zeichenstifte lagen auf dem Boden verteilt, in den Ecken und auf dem Schreibtischstuhl stapelte sich Wäsche, von der Nele nicht hätte sagen können, ob sie benutzt oder frisch gewaschen war. Der Schreibtisch war unter einem beachtlichen Berg achtlos hingeworfenen Krimskrams, Schulbüchern und Heften kaum noch zu sehen, und das Bett… das Bett sah aus wie ein explodiertes Vogelnest, unter dem verstaubte Kisten und eine lädierte Puppe hervorschauten. Über allem lag ein muffiger Geruch, und das schwefelgelbe Licht von draußen tauchte alles in dramatische Weltuntergangsstimmung.
    »Uhh.« Svea war mitten im Zimmer stehen geblieben und sah sich mit gerümpfter Nase um.
    Aylin setzte sich inzwischen auf das Bett, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Vermutlich war sie öfter hier zu Besuch und empfand diesen Zustand als ganz normal.
    Charlotte schubste einen Stapel Wäsche vom Schreibtischstuhl auf den Boden und hockte sich dann auf die Kante der Sitzfläche. Ihre Ohren waren krebsrot. »Das wird wohl gehen, oder?«
    Nele nickte. Jetzt war wirklich nicht die Zeit, um über den Zustand von Charlottes Zimmer zu diskutieren.
    »Wir könnten vorher noch lüften«, bemerkte Svea.
    Die Röte breitete sich von Charlottes Ohren auf ihre Wangen aus, und obwohl man ihr deutlich ansah, wie sehr sie sich ärgerte, sprang sie auf, um das Fenster aufzureißen. Dann scheuchte sie Aylin mit einer Handbewegung zur Seite und machte sich daran, zumindest die Bettdecke aufzuschütteln und halbwegs ordentlich zusammenzulegen, sodass das Bett nun wirklich den Eindruck erweckte, es könnten zwei Personen nebeneinander darauf liegen.
    »So recht, Prinzessin?«
    Svea hob die Schultern. »Muss wohl.«
    »Das ist völlig in Ordnung«, sagte Nele schnell, ehe die beiden ihren Streit vertiefen konnten, und setzte sich demonstrativ mitten auf die gefaltete Decke. »Genug Platz ist hier jedenfalls.«
    Svea seufzte leise. Dann ließ sie sich langsam auf die Bettkante sinken. »Also schön. Was muss ich tun?«
    Ein bisschen hatte Nele nun schon das Gefühl, dass die Nervosität ihr die Kehle zuschnürte. Aber das ließ sie sich nicht anmerken. Sie hatte ihre Freundinnen zu dieser Aktion angestiftet, jetzt musste sie das auch mit aller Selbstsicherheit durchziehen, die sie aufbringen konnte.
    »Gar nicht viel«, erklärte sie. »Du musst nur dicht neben mir liegen. Den Rest mache ich.«
    Zumindest hoffte sie, dass es so war. Sie hatte ja keine Ahnung, was Seth sonst getan hatte, wenn sie auf eine Reise in Jaris Traumwelt gegangen war. Seth… Sie schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln. Wie es ihm wohl ging? Hoffentlich hatte sie ihm nicht zu sehr wehgetan– falls das alles wirklich ein Missverständnis war. Und dass es eines war, das hoffte sie sehr. Aber das würde sie vielleicht nie erfahren. Mit einem

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