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Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Titel: Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita R. Naumann
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David, der jetzt gut vier Monate alt war, saß in seinem Wagen. Vor Kurzem war er in der Kirche getauft worden. Er trug einen kleinen süßen Jeansanzug mit passender Mütze, den er zu seiner Taufe bekommen hatte, und lächelte alles und jeden an. Ein süßeres Baby kann man sich nicht vorstellen.
    Es wurden kindische Spiele gespielt. Zwei Mannschaften wurden gebildet. Man musste zwanzig Runden drehen, einen Pfahl umrunden und möglichst als Erster das Ziel erreichen. Die Jungs tranken Bier aus langen Schläuchen und warfen mit der Axt auf eine Zielscheibe. Aus den Lautsprechern dröhnten alte Hits. Ich war glücklich!
    Die Frauen hatten sich an einem Ende des Tischs versammelt, plapperten, scherzten und lachten und zogen über ihre Männer her, die natürlich viel zu wenig im Haushalt halfen. Dieses eine Mal hatte ich das Gefühl, wir wären eine ganz normale Familie, die sich mit ihren Freunden trifft und den Sommer genießt. Ich trank keinen Alkohol, weil ich wusste, dass ich mich um David kümmern musste, aber es machte mir nichts aus. Ich hatte trotzdem eine schöne Zeit. Dafür trank Mati für uns beide, aber ich redete mir ein, dass nichts passieren konnte, weil ja so viele Freunde um uns herum waren und er es nicht wagen würde, mich vor aller Augen anzugreifen. Die Stunden vergingen, und mit dem Sonnenuntergang kam der Abend. Es wurde lauter, die Leute wurden immer betrunkener, also dachte ich, dass es das Beste wäre, mit David nach Hause zu gehen.
    Dass Mati noch blieb, war mir nur recht. Ich freute mich, wenn er Kontakt zu befreundeten Paaren hatte, weil er dann sehen konnte, wie liebevoll andere miteinander umgingen.
    Ich stand auf und packte die Sachen zusammen, die wir für David dabeihatten. Rocky, unser Hund, sprang fröhlich in der Gegend herum. Ich fragte Mati, ob er Rocky später mit nach Hause nehmen könne. Mati, der schon ziemlich betrunken war, fragte, wo Rocky sei, und ich antwortete, dass er Stöckchen holte, die andere für ihn warfen.
    „Passt du etwa nicht auf ihn auf?“, fragte er.
    Mein Magen zog sich zusammen, als ich sah, wie Matis Augen bedrohlich dunkel wurden und sich seine Kiefermuskeln anspannten.
    „Ich habe mich um David gekümmert“, antwortete ich leise.
    Innerhalb weniger Sekunden hatte er die Hundeleine aus dem Netz des Kinderwagens genommen. Er trat rasch einen Schritt zurück und schlug mir damit, als wäre sie eine Peitsche, mit voller Kraft auf die Schul tern und den Brustkorb. Ich weiß nicht, was um mich herum geschah, doch schien es mir so, als wäre die Musik plötzlich verstummt. Alles, was ich mit meinem Tunnelblick sah, war die Hundeleine. Im Stillen fragte ich mich, ob er mich ein weiteres Mal damit schlagen wollte. Eines war jedoch sicher, diejenigen, die um uns herumstanden, blickten zu Boden, denn wenn es jemand gab, mit dem sich niemand anlegen wollte, dann war es Mati. Ich schämte mich und fühlte mich erniedrigt. Ich wollte nichts als nach Hause, packte den Wagen und lief los, um Schutz in unserer Wohnung zu suchen. Ich hoffte darauf, dass Mati sich abreagiert hatte und bald reumütig nach Hause kommen würde. Fünf Minuten später kam er tatsächlich, doch von Reue oder Gewissensbissen konnte keine Rede sein. Wie eine unaufhaltsame Dampfwalze stürmte er in den Flur. Ich stand mit David auf dem Arm in der Küche und kochte einen Brei für ihn. Mati stellte sich neben mich und brüllte mir etwas ins Ohr. Ich kann mich nicht mehr genau an die Worte erinnern, doch mein Herz hämmerte so wild, dass ich glaubte, ich müsse mich übergeben. Jetzt wollte ich nur noch zu meiner Mutter. Ich wich in Richtung Küchentisch zurück und presste David so hart an mich, dass ich Angst hatte, ich würde ihn verletzen, dabei wollte ich ihn beschützen. Doch konnte ich ihn nicht trösten, konnte ihm nicht sagen, dass alles gut werden würde, denn ich hatte vor Angst einen Riesenkloß im Hals und brachte kein Wort heraus. Ich hatte mich selbst in eine Ecke der Küche hineinmanövriert, aus der ich nicht mehr herauskam. Ich hatte kein Gefühl mehr für Zeit und Raum, spürte nur noch, wie er mir David aus den Armen riss. Gleichzeitig schrie er mich an und versetzte mir einen so harten Kopfstoß gegen die Stirn, dass mir schwarz vor Augen wurde.
    Wie lange ich auf dem Boden gelegen habe, kann ich nicht sagen. Ich weiß auch nicht mehr, wo David sich befand, als ich wieder zu mir kam, ob er in seinem Wagen oder im Kinderbettchen lag. Doch kann ich mich sehr genau daran

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