Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)
jedes Mal davor, wenn sie wieder wegging und mich mit ihm allein ließen. Meiner Mutter und Gabriel gegenüber konnte ich meine Verzweiflung nicht länger verbergen. Doch bat ich sie, Mati nicht darauf anzusprechen oder ihn gar zur Rede zu stellen. Denn dafür hätte ich hinter geschlossenen Türen wieder büßen müssen.
Zu jener Zeit begannen Mama und Gabriel wohl, einen Fluchtplan für mich und David zu schmieden. Doch wussten sie natürlich, dass ich den Entschluss letztlich selbst fassen müsste. So sehr ich meine Nächsten für all ihre Zuneigung und Fürsorge liebte, so sehr erschreckte es mich immer, wenn Mati sich darüber ausließ, dass es ein Kinderspiel wäre, sie hinzurichten. Ich hätte niemals mit dem Wissen weiterleben können, dass ihnen wegen mir etwas zugestoßen war.
Ich lebte wie eine Gefangene. Meine Eltern besuchten mich täglich, und ich bat sie inständig darum, sich ganz normal zu verhalten und nichts anmerken zu lassen. Was wir brauchten, war ein sorgfältig durchdachter Plan. Ich überlegte, ob ich nicht selbst irgendwelche skrupellosen Ganoven kannte, die in der Lage wären, dem Grauen mit einem Baseballschläger ein Ende zu bereiten, wenn Mati mit dem Hund im Wald spazieren ging. Ich weiß nicht, wie oft ich daran gedacht habe, ihn im Schlaf zu erschlagen.
Doch wusste ich auch, dass er vollgestopft mit Drogen war und vermutlich einfach aufgestanden wäre und mir den Kopf abgerissen hätte. Ich war machtlos.
Schließlich kam es so weit, dass ich nicht mal mehr bei David am Sandkasten sitzen durfte, weil Mati behauptete, ich würde mit den Vätern der anderen Kinder flirten. Wenn ich morgens duschte und mir saubere Kleidung anzog, dann machte ich mich seiner Meinung nach für meine Liebhaber zurecht. Manchmal riss er mir dann die Kleider vom Leib, und ich musste nackt auf dem Balkon sitzen, während er mit David in der Wohnung spielte und höhnische Gesten durch das Fenster machte. Oft sprach er davon, David nach Estland mitzunehmen. Er sagte, dass meine Tage gezählt seien und er mich zwingen würde, ein Papier zu unterschreiben, in dem ich ihm das alleinige Sorgerecht überließ. Wenn ich weinte, fügte er hinzu: „Du kannst heulen, soviel du willst, mit einer Pistole am Kopf wirst du schon unterschreiben.“
Wenn David zu uns ins Bett hüpfte, wie Kinder es eben machen, setzte sich Mati auf die Bettkante und fragte ihn, ob Mamas Liebhaber auf dieselbe Art zu ihr ins Bett hüpften, wenn Papa nicht da sei. David, der viel zu klein war, um zu verstehen, was er meinte, begann zu lachen und stieß gurgelnde Laute aus, die Mati natürlich als Bestätigung nahm.
An einem Morgen wurde ich ruckartig wach. Wir schliefen fast nie mehr zusammen, vor allem, weil er so gut wie gar nicht mehr schlief. Doch in regelmäßigen Abständen kam er zu mir und wollte befriedigt werden.
Wenn er meinen Kopf mit eisernem Griff festhielt, dachte ich, was für ein Vergnügen es wäre, ihm den Schwanz abzubeißen.
Doch an diesem Morgen war es anders. Ich warf einen schlaftrunkenen Blick auf den Wecker, der auf 06.30 Uhr stand. Mati beugte sich über das Bett und schrie: „Steh auf, Nutte! Ich brauche ein Magenmittel, und zwar schnell!“ Ich eilte in die Küche und betete zu Gott, dass wir dieses Medikament, das zur Beruhigung des Magens diente, im Haus hatten. Er lief mir hinterher, nass geschwitzt und wegen des Schlafmangels mit schwarzen Ringen unter den Augen. In der Hand hielt er eine Shorts aus Baumwolle, die ich letzten Sommer gekauft hatte. Er fragte, wem sie gehöre. Dass es meine war, wollte er mir nicht glauben. Er schrie, dass sie meinem Liebhaber gehöre, mit dem ich verdammte Hure in unserem Ehebett ficken würde, wenn er nicht da sei. Er warf mir die Shorts ins Gesicht, und ich musste sie anziehen.
Ich hatte so stark abgenommen, dass alles an meinem knochigen Körper herabhing, egal, was ich anzog und diese Shorts machte da keine Ausnahme. Er schrie erneut, dass sie meinem Lover gehöre. Widerspruch war zwecklos, denn auf diesem Ohr war er taub. „Raus mit dir!“, brüllte er, packte mich an den Haaren und schleifte mich auf den Flur. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten, weil mir die Shorts in die Kniekehlen gerutscht waren. David war durch den Lärm aufgewacht, stand plötzlich im Flur und schrie:
„Maaaaama!“
Während er mich immer noch an den Haaren festhielt, schloss Mati mit einer Hand die Tür auf und schleuderte mich ins Treppenhaus. Während ich zitternd am
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