Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)
hindurch, dass ich vollkommen ruhig wurde.
Die Rettung war jetzt zum Greifen nah, doch Mati schien irgendwie zu spüren, dass etwas in der Luft lag. Vielleicht sah er auch einen Anflug von Hoffnung in meinen Augen. Als ich um vier Uhr herum in die Wohnung zurückkam, begriff ich sofort den Ernst der Situation. Mein Magen krampfte sich zusammen, und die Freude, die ich kurz zuvor noch empfunden hatte, war wie weggeblasen. Mit David auf der Hüfte ging ich leise in Richtung Küche. Auf dem Küchentisch lagen ausgerissene Seiten, zerknüllte Zettel, mehrere Visitenkarten und unser Telefonbuch.
Mati stand am Fenster, hatte uns den Rücken zugekehrt und starrte hinaus. Dann drehte er sich langsam um und sagte mit heiserer Stimme, dass ich mich hinsetzen und ihm jede einzelne Telefonnummer erklären solle. Er sagte, seine Geduld sei am Ende. Er würde es nicht länger akzeptieren, dass ich tagsüber zu Hause herumsitze und wie ein billiges Flittchen meine Liebhaber anrufe. Noch dazu hätte ich die Frechheit besessen, die Telefonnummern meiner Liebhaber zwischen den Nummern in seinem eigenen Notizbuch zu verstecken. Er zitterte vor Wut. Seine Augen flackerten, die Mundwinkel zuckten. Es lief mir kalt den Rücken hinunter. Dabei war die Rettung doch so nah. Vielleicht war es genau das, was er spürte, und im selben Moment begriff ich, dass er mich umbringen würde.
Mit zitternden Händen langte ich nach einem zerknüllten Zettel. Ich wusste, dass er nur auf den kleinsten Fehler von mir wartete. Doch Gott schien an diesem Nachmittag an meiner Seite zu stehen und mir die richtigen Antworten einzuflüstern. Dass es mir glückte, ihm den entsprechenden Namen zu der Telefonnummer zu nennen, machte Mati nur noch wütender. Wie von Sinnen schrie er, dass ich nicht so billig davonkommen würde, während ihm Speicheltropfen aus dem Mund flogen. Plötzlich gab er mir eine so heftige Ohrfeige, dass ich nach Luft schnappte und zu weinen begann. Doch er blickte mich nur ausdruckslos an und fragte, wie ich es wagen könne, ihn so zum Narren zu halten. Er war offenbar völlig durchgedreht. Mit einem Mal schüttelte er mich so heftig, dass ich dachte, der Stuhl, auf dem ich saß, müsse entzweibrechen. Er brüllte, dass er mir endlich auf die Schliche gekommen sei. Dann schnappte er sich den erstbesten Zettel, griff mit der anderen Hand nach dem Telefonhörer und brachte die Ziffern irgendwie in eine neue Reihenfolge. Er tippte den geknackten Code sofort auf der Telefontastatur und schrie, dass er mich überführt hätte. Doch am anderen Ende war natürlich ein Unbekannter, der sich völlig überrumpelt fühlte. Mati fragte ihn nach seinem Namen, und ich glaube, der antwortete mit Mustafa. Der Arme hatte natürlich nicht die geringste Ahnung, was ihm vorgeworfen wurde.
Mochte Mati in diesem Moment auch nicht so brutal vorgehen wie sonst, doch etwas an seinem Benehmen und in seinen Augen überzeugte mich davon, dass er einen unabwendbaren Entschluss gefasst hatte. Ich schwebte eindeutig in Lebensgefahr. Er riss einen weiteren Zettel an sich, auf dem er selbst eine Nummer notiert hatte. Mit sanfter und einschmeichelnder Stimme sagte er, dass er die Schrift am Montag analysieren lassen würde, obwohl ihm längst klar sei, dass es meine sei.
Dass mein Geburtstag unmittelbar bevorstand, finde er sehr passend, denn als Geburtstagsgeschenk wolle er mir mit dem Bügeleisen den Schädel einschlagen, während David zusehe.
„Warts nur ab, du verdammte Hure!“, schrie er. „Es wird mir ein Vergnügen sein, dich zu töten! Ja, lach nur über mich, aber ich wandere gern wegen Mord ins Gefängnis. Nachdem ich dich umgebracht habe, kann ich David jedenfalls erzählen, was für eine Nutte seine Mama war.“ Er hob eine Hand, formte die Finger zu einer Pistole und drückte ab, bevor er den Raum verließ.
In diesem Moment dachte ich, dass dies das Ende sei. Er wählte irgendeine Nummer auf dem Telefon und rief mir über die Schulter zu, dass ich gar nicht erst versuchen solle, jemand anzurufen. Anhand der Wahlwiederholungstaste könne er das nachher überprüfen. Dann ging er aus der Wohnung und schloss die Tür hinter sich ab. Die Gedanken rasten durch meinen Kopf, und ich hatte solche Todesangst, dass ich nicht einmal weinen konnte. Ich dachte, dass er vielleicht hinter der Haustür lauern und auf verdächtige Geräusche aus der Wohnung warten würde. Wenn ich also auf den Balkon ging und um Hilfe rief, würde er schon nach wenigen Sekunden bei
Weitere Kostenlose Bücher