Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)
Gesprächspartner gefunden zu haben und begann zu berichten.
Plötzlich, mitten im Gespräch, sagte Ari etwas auf Estnisch zu Sandra. Sie schaute ihn verdutzt an und sagte lachend: „Was ist das für eine Sprache, die habe ich noch nie gehört!“
„Estnisch!“, erwiderte Ari trocken. „Die haben Sie sehr wohl gehört. Ich höre an Ihrem deutschen Akzent, dass Sie aus Estland kommen! Also, was wollen Sie von uns?“
Mati sah das Flackern in ihren Augen und er wusste, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
„Sind Sie mit meinem Bruder in Verbindung? Hat er Ihnen den Auftrag gegeben, uns ausfindig zu machen oder warum belästigen Sie Luisa?“
Ari hatte sehr forsch gesprochen und ich wunderte mich ein wenig über die Art, die Ari jetzt an den Tag legte. Sonst war er immer so sanft und leise und jetzt?
Sandra erhob sich und wollte verschwinden, aber Ari hielt sie am Arm fest.
„Hier geblieben!“, sagte er barsch. „Entweder Sie sagen, was Sie wollen oder ich rufe die Polizei!“
Er zog sein Handy aus der Jackentasche und wählte eine Nummer.
„Nun?“, fragte Ari. „Ich höre!“
„Er bringt mich um, wenn ich es sage“, antwortete sie leise und senkte den Kopf.
„Mati sitzt im Knast!“, sagte Ari wütend.
„Aber seine Kumpel, seine Freunde, die werden mich töten!“
„Kann sein, also nun raus mit der Wahrheit!“, forderte Ari sie erneut auf. Aber Sandra schwieg. Sie fing an zu weinen und schüttelte den Kopf.
Kurzerhand rief Ari die Polizei an, die auch verhältnismäßig schnell erschien. Sie prüften Sandras Personalien und nahmen sie mit. Auf der Polizei packte sie dann aus. Mati Tamm war in einer internationalen terroristischen Gruppe involviert. Die Gruppe war über ganz Europa verteilt und niemand wusste genau, wie viele Anhänger sie hatte. Auf dem Konto der Gruppe gingen mehrere Morde, Vergewaltigungen und Raubüberfälle. Jetzt hatte die Polizei das, was sie wollte!
Ich war zutiefst erschreckt und ich fragte mich, wie Matis Kumpel an die Adresse von Ari und mir herangekommen waren.
Vierzehntes Kapitel
Am Nachmittag rief Mona bei uns an. Sie vereinbarte einen Termin am Abend in unserer Wohnung. Dann saß sie mit uns am Tisch. David schlief schon. Ari hatte Kaffee gekocht und ein paar Sandwiches gemacht.
Mona freute sich über die Gastfreundschaft.
„Das ist nett, Ari, ich habe seit heute Früh nichts gegessen.“
Wir ließen sie essen und bemühten uns, heiter zu erscheinen. Nach dem letzten Bissen sagte Mona:
„Die Lage ist sehr ernst, Luisa. Du musst mir also gut zuhören!“
Ich schwieg. Während ich ihr zuhörte, redete ich mir ein, dass ich träumte. Das ist nur ein Traum, Luisa, ein Albtraum. Ich kniff mich in den Arm, spürte jedoch nichts. Ich war wie gelähmt.
„Luisa, wir wissen, dass verschiedene Leute auf dich angesetzt sind. In Motorradrockerkreisen wird intensiv nach dir gefahndet, und wir glauben, dass inzwischen auch andere kriminelle Gruppen beauftragt sind, dich zu töten. Du bist in akuter Gefahr! Mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen. Hast du mit irgendjemand gesprochen? Gibt es jemand, der weiß, wo du bist?“
Ich schluckte und versuchte nachzudenken. Doch mein Gehirn funktionierte nicht mehr. Ich brachte keinen einzigen Ton heraus.
„Du bist nicht die Einzige, die in Gefahr ist, Luisa“, fuhr Mona fort.
„Sie sind auch hinter deiner Mutter her. Wer ihr ein Ohr und einen Finger abschneidet, bekommt zur Belohnung zehntausend Euro und eine Maschinenpistole. Auf deinen Kopf sind fünfzigtausend Euro und eine Waffe ausgesetzt. Du bist in allergrößter Gefahr! Ich hoffe, du verstehst jetzt, warum ich dich frage, wer über deinen Aufenthaltsort Bescheid weiß.“
Ich konnte Mona nicht antworten, weil ich vollkommen unter Schock stand.
Die Polizei war zu Hause bei meiner Mutter und ließ sie nicht aus den Augen. Sie hatte einen kleinen Sender bekommen, mit dem sie jederzeit einen Alarm auslösen konnte. Mona sagte, dass sie in meinem Fall gezwungen sei, jetzt andere Stellen einzuschalten, damit ich Personenschutz bekäme.
Der Schock wollte einfach nicht nachlassen. Ich saß auf dem Bett, drückte David an mich und schaukelte hin und her, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können.
Mit meinem Vater in Österreich stand ich in sporadischem Kontakt. Wir schrieben uns Briefe und telefonierten ab und zu miteinander. Außer Albert wusste nur Gabriel, wo ich mich befand, sonst niemand.
In dieser Nacht bekam ich kein Auge zu. Ich
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