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Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Titel: Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita R. Naumann
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konnte.
    Natürlich wusste ich auch, dass meine Eltern sehr knapp bei Kasse und kaum in der Lage waren, ihre eigenen Rechnungen zu bezahlen.
    Wenn meine Mutter also jetzt einen kurzfristigen Kredit zu vollkommen überhöhten Zinsen aufnahm, brachte sie das an den Rand des privaten Konkurses.
    Bisher hatte Mona noch nichts in Erfahrung bringen können, was darauf hindeutete, dass mein Aufenthaltsort im kriminellen Milieu bekannt war. Also war es das Klügste, wenn ich vorerst in Taufkirchen blieb und mich dort weiter versteckt hielt. Aber Johannes fand, es sei eine gute Idee, bei der Familie K. Unterschlupf zu suchen, denn wenn tatsächlich eine Prämie auf mich ausgesetzt sei, dann wäre auch Aris Wohnung kein geeigneter Ort mehr für mich. Niemand käme auf die Idee, in einer Reihenhausgegend nach mir zu suchen. Die Familie Kupfer bestand aus Angelika, einer resoluten, alleinerziehenden Frau um die fünfzig, und ihrer vierzehnjährigen Tochter Annamaria sowie zwei Katzen. Angelika war Vorsitzende einer christlichen Frauenorganisation und hatte meine Mutter während einer Auslandsreise kennengelernt. Sie hatte zwei wohlgeratene erwachsene Söhne, Andreas und Rainer, die beide bei EON arbeiteten und ihre Freizeit in der Kirche verbrachten.
    Ein weiteres Mal packte ich meine Sachen zusammen. Von nun an, dachte ich, würde ich unsere Kleider gar nicht erst in irgendwelche Schränke einräumen, sondern einfach in den Reisetaschen lassen. Wir warteten im Wohnzimmer von Aris Wohnung auf Johannes. Ich hatte mehrere SMS an Ari geschrieben und auch auf seine Box gesprochen, aber er meldete sich nicht. Aber ich konnte ihm auch keinen Zettel mit der neuen Adresse dalassen. Das wäre viel zu gefährlich. Man wusste ja nicht, ob sich jemand nach meinem Weggang Zugang zu der Wohnung verschaffen würde.
    „Ich hab Angst, dass irgendetwas mit Ari passiert ist, Mona“, sagte ich nervös. „Immerhin ist er Matis Bruder, und wenn es um ihre Haut geht, schrecken Matis Kumpel vor nichts zurück.“
    „Du hast doch bestimmt die Telefonnummer von seiner Arbeitsstellte“, erwiderte Mona. „Gib sie mir mal.“
    Ich gab sie ihr und Mona telefonierte. Sie hatte einen Abteilungsleiter am Apparat, der ihr mitteilte, dass Ari kurzfristig auf Dienstreise ins Ausland musste. Er würde in vierzehn Tagen wieder kommen.
    Mona nickte und schaute mich an. Jetzt war ich etwas beruhigt aber ich fand es trotzdem irgendwie komisch, Ari hatte nicht mal seinen Koffer mitgenommen und Sachen hatte er auch keine dabei.
    Johannes wollte uns gegen Mittag abholen. Ich war nervös und hatte Angst, über die offene Straße zu gehen. Auch auf dem Rücksitz eines Privatautos durch München zu fahren, war keine angenehme Vorstellung. Furchtbare Gedanken begannen wieder, durch meinen Kopf zu spuken. Vielleicht würde uns jemand unauffällig folgen, in der Nähe des Reihenhauses warten, bis es dunkel war, und mich dann in seine Gewalt bringen. Oder noch schlimmer, uns von der Straße drängen und mich vor Davids Augen mit einer Maschinenpistole erschießen.
    Um Punkt zwölf klingelte es an der Tür. Das musste Johannes sein. Mona vergewisserte sich, dass er es tatsächlich war und allein kam. Er begrüßte uns ein wenig zerstreut und sagte, es wäre das Beste, wenn wir keine weitere Zeit verlören und uns sofort auf den Weg machten. Johannes verstaute unsere Taschen im dunkelblauen Ford-Kombi und warf die Heckklappe zu. Dann lief er ein Stück die Straße hinauf, um sich zu vergewissern, dass nichts Verdächtiges zu bemerken war. Ich sah, wie sein Blick an den Fenstern entlangwanderte, die zur Straße hinausgingen. Dann winkte er uns hastig zum Auto. Ich sah, wie nervös er war. Seine Haut war blass, und Schweißperlen standen ihm auf der Stirn.
    Ich winkte Mona wehmütig zu und rief: „Danke für alles, wir sehen uns bald wieder!“ Johannes knallte die Autotür zu und flog um den Wagen herum. Seine Füße schienen kaum den Boden zu berühren.
    Er warf sich hinter das Lenkrad und legte im nächsten Moment einen Schnellstart hin. In rasender Fahrt jagten wir durch die Straßen. Die Reifen quietschten, worauf es im Auto nach verbranntem Gummi roch.
    Dann rollten wir plötzlich durch eine kleine Einbahnstraße. Er ließ hörbar die Luft entweichen und brachte den Wagen zum Stehen.
    „Scheint niemand hinter uns her zu sein“, sagte er seufzend.
    Um ehrlich zu sein, fürchtete ich in diesem Moment vor allem, dass uns etliche Streifenwagen auf den Fersen sein

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