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Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Titel: Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)
Autoren: Marita R. Naumann
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lockige Haare, die von einer großen Sonnenbrille, die ihm auf der Stirn saß, zurückgeschoben wurden. An seinen Fingern steckten mehrere protzige Silberringe. Er lächelte mich an und prostete mir mit seinem Bier zu.
    „Dorle, da ist Martin Eberle, du weißt schon, der Musiker, und glotzt mich an! Was soll ich tun?“
    „Na, zurückglotzen, natürlich. Wann hast du zum letzten Mal mit jemand geflirtet?“
    Ich warf Ari einen Blick zu, aber der beobachtete gerade ein Pärchen, das an einem Tisch Platz nahm.
    „Entschuldigt mich einen Moment“, sagte er und ging auf den Tisch der beiden zu.
    „Der Kerl strahlt mich immer noch an, was soll ich machen? Komm, lass uns auf die Toilette verschwinden.“
    Mit diesen Worten lief ich auch schon los. Wir hatten zwei, drei Drinks intus und kicherten pausenlos. Keine von uns beiden hatte etwas gegessen, und der Alkohol tat bereits seine Wirkung.
    „Was meinst du, Luisa, wollen wir weiterziehen? In Schwabing ist freitags immer was los.“
    „Ach, ich weiß nicht, Dorle. Wir können Ari doch nicht einfach so versetzen. Außerdem war Mati sehr oft in Schwabing. Er kennt so viele Leute in der Gegend. Ich habe Angst, dass ich jemand von seiner Clique über den Weg laufe, und mit dir zusammen ist die Gefahr, erkannt zu werden, natürlich doppelt so groß.“
    „Da gibt's doch mehrere Türsteher. Wenn wir uns in der Nähe von denen aufhalten, kann eigentlich nichts passieren. Komm, schon“, sagte sie mit großen Hundeaugen, „wir müssen ja nicht lange bleiben.“
    „Lass uns wenigstens Ari Bescheid sagen.“
    „Na gut“, sagte Dorle. Sie nahm einen Zettel aus ihrer Handtasche und schrieb etwas drauf. Dann reichte sie den Zettel einem Bodyguard weiter, der den Zettel an den Tisch vierzehn bringen sollte.
    Als wir ins Cafe Ritch kamen, dröhnte laute Musik aus den Lautsprechern. Der Zigarettenrauch lag wie ein dichter Nebel über dem Lokal, in dem ein unglaubliches Gedränge herrschte.
    „Wart mal kurz!“, sagte Dorle. „Ich kenne einen der Barkeeper. Ich hole zwei Drinks für uns.“
    „Okay, ich warte hier!“, schrie ich zurück, weil die lärmende Musik fast jede Unterhaltung unmöglich machte.
    Ich stand etwas verloren in der Gegend herum und wusste nicht richtig, was ich mit meinen Händen anfangen sollte. Also tat ich so, als suchte ich etwas in meiner Handtasche. Dann lehnte ich mich lässig an das Geländer und versuchte, so cool und selbstsicher wie nur möglich zu wirken. Wahrscheinlich machst du dich total lächerlich, ging mir in diesem Moment durch den Kopf. Da klopfte mir plötzlich jemand auf die Schulter.
    „Hallo, ich bin Martin. Wie heißt du?“
    Oh, mein Gott! Es war Martin Eberle, der langhaarige Typ von der Filmparty. Was machte der denn hier? Vielleicht suchte er nach Dorle.
    „Äh ... ich heiße Luisa. Dorle kommt gleich“, fugte ich nach kurzer Pause hinzu. Sie holt nur zwei Drinks für uns ... ich, meine, für sie und mich.“
    „Ich wollte eigentlich mir dir reden. Ich hab dich hier noch nie gesehen. Vielleicht gehen wir mal zusammen einen Kaffee trinken.“

    Ich war so verwirrt, dass ich irgendein konfuses Zeug über Kaffee und Zimtschnecken brabbelte und dass ich meine Telefonnummer nie fremden Leuten geben würde. Ich schaute mich unruhig nach Dorle um. So langsam nahm ich es ihr übel, dass sie mich einfach stehen gelassen hatte.
    „Äh ... Entschuldigung, aber ich muss jetzt gehen“, sagte ich zu ihm. Ich machte auf dem Absatz kehrt und schlängelte mich in Richtung Bar. Da spürte ich ein erneutes Klopfen auf der Schulter. Ich wagte es kaum, mich umzudrehen.
    „Du, Luisa“, sagte er. „Ich will dich nicht länger belästigen und lass dich auch bestimmt in Ruhe, wenn du keinen Kaffee mit mir trinken willst. Aber wenn du mir ganz schnell deine Handynummer sagst und ich sie bei all dem Krach auch noch verstehe, könntest du dir dann vorstellen, wenn ich rein zufällig mal bei dir anrufen sollte, eine Tasse heiße Schokolade mit mir zu trinken?“
    Ich gebe zu, dass ich neugierig geworden war. Ich stand zehn Meter von der Bar entfernt, und die Diskomusik dröhnte immer noch aus den Lautsprechern. Sollte ich oder sollte ich nicht? Ich konnte ja die Telefonnummer meiner Mutter runter leiern. Er würde sie sowieso nicht im Kopf behalten! Ich sah ihm in die Augen und rief ihm rasch die Zahlen entgegen.
    „Schön, dich kennengelernt zu haben“, fügte ich hinzu und stellte mich an die Bar. Als ich mich umdrehte, war er
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