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Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Titel: Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)
Autoren: Marita R. Naumann
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Sohn. In unserer Familie ist es nicht üblich, die Frau an den Bruder weiterzugeben.“
    Ich wurde rot vor Ärger und plötzlich platzte ich heraus:
    „Wenn ich mit Ari zusammenkomme, ist das meine Angelegenheit. Wir beide sind geschiedene Leute und ich kann machen, was ich will.“
    „Du kannst dir einen Lover suchen, meinetwegen auch mehrere, aber Ari steht für dich nicht zur Verfügung, Luisa!“
    „Das werden wir ja sehen“, sagte Ari wütend. Seine Augen funkelten böse. So hatte ich Ari noch nie erlebt und zum ersten Mal fiel mir auf, dass die Brüder in gewisser Hinsicht viel Ähnlichkeit hatten.
    „Reg dich nicht auf, Mati. Ari und ich sind nur gute Freunde. Er hat mir viel geholfen, als ich in Not war. Und falls du dich weiter in meine Angelegenheiten mischt, wirst du David nie wieder sehen. Schließlich habe ich das alleinige Sorgerecht übertragen bekommen. Ich entscheide, ob und wann du David siehst.“
    Mati sprang auf und ballte die Fäuste. Aber als er merkte, dass der Wachtmeister in der Ecke aufmerksam wurde, beruhigte er sich rasch.
    Er setzte sich wieder und sagte leise: „In Ordnung, ihr könnt machen, was ihr wollt!“
    Gott sei Dank war die Sprechzeit um und wir konnten den Raum verlassen.
    Als wir wieder im Auto saßen, sagte David:
    „Mama, ich mag den Mann nicht. Er hat böse Augen und ist noch schlimmer als ein Räuber. Lass uns nie wieder hierher fahren!“
    Ari und ich warfen uns einen Blick zu. Dann fuhren wir los.
    Aber wir fuhren nicht gleich nach Hause. Wir fuhren in die nächstgelegene Stadt und besuchten einen Rummel, auf dem sich David köstlich amüsierte.

    Zwanzigstes Kapitel

    Das Telefon klingelte. Es war Mama.
    „Wo bist du gewesen, Luisa? Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht. Warum hast du nicht angerufen? Gott sei Dank haben wir mit deiner Nachbarin Rebecca sprechen können. Die hat uns kurz erzählt, was passiert ist. Aber Mona haben wir nicht erreicht. Bei der Polizei sagen sie nur, sie hätte jetzt eine andere Stelle und sei nicht mehr zu sprechen.“
    „Ich hab ihn getroffen, Mama!“, schluchzte ich. „Ari, David und ich waren in Matis Strafvollzugsanstalt und haben ihn besucht.
    „Und, was sagt er?“
    „Ich weiß, dass es verrückt war, aber ich hatte keine andere Wahl. Er hat mir versprochen, uns in Ruhe zu lassen.“
    Ich hoffte wirklich, dass Mati sein Versprechen halten würde, wenn er im Gegenzug seinen Sohn sehen durfte. Im Grunde wusste ich sehr wohl, dass ich noch einen langen Weg vor mir hatte. Ich war noch lange nicht in Sicherheit, sondern befand mich immer noch als einsames Kalb unter hungrigen Wölfen. Doch den steilsten und gefährlichsten Teil der Serpentinen hatte ich hinter mir gelassen. Wenn ich weiter tapfer vorwärtsging, musste ich irgendwann an eine Weggabelung kommen, an der sich mein weiteres Schicksal entschied.
    Es war wie ein Traum, wieder mit meinen Freunden vereint zu sein. Wir lachten und weinten zugleich und lagen uns in den Armen. Melanie und Hannes hatten geheiratet und waren nach Heidelberg gezogen. Meine neue Adresse hatte ich Mati nicht verraten. Die Sache war noch längst nicht ausgestanden, denn Mati war ein unberechenbarer Mensch.
    Dass ich unter dem Schutz des ehemaligen Anführers einer Motorradrockerbande stand, beruhigte mich ein wenig. Ich hatte mich oft gefragt, wer mein persönlicher Schutzengel sein mochte und wie er aussah. Doch in der jetzigen Situation wollte ich keine unnötigen Risiken eingehen. Ich hatte weiterhin meine Wohnung in Garching, in der ich jederzeit Zuflucht suchen konnte. Niemand wusste, wo ich wohnte. Ich war immer noch zu paranoid, um für längere Zeit an einem Ort zu bleiben. In Garching hatte David seine Fische, sein kleines Zimmer und Angelika, die er inniglich liebte.
    Endgültig in unsere Eigentumswohnung zurückzukehren würde viel Zeit erfordern, und wenn wir es taten, dann sollte sich David langsam daran gewöhnen können. Vieles war neu für ihn. Wieder lernte er eine neue Umgebung kennen und wurde mit ungewohnten Eindrücken geradezu bombardiert. Dabei hatte ich auf alle Fälle vermeiden wollen, dass wieder Unruhe und Unsicherheit in sein Leben kamen.
    Gabriel hatte Kontakt zu Mati aufgenommen und besuchte ihn regelmäßig im Gefängnis. Mein Stiefvater hatte viel Erfahrung als Seelsorger und war es gewohnt, mit Menschen zu sprechen, die sich in einer persönlichen Krise befanden oder jemand brauchten, der ihnen zuhörte und gute Ratschläge gab. Der Versuch, eine
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