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Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Titel: Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)
Autoren: Marita R. Naumann
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verschwunden.
    Ein paar Tage später war ich mit David bei meiner Mutter. Wir tranken gerade Kaffee, als ihr Handy klingelte.
    „Ja, bitte“, meldete sie sich am Handy.
    „Ist für dich, Luisa“, sagte sie, nachdem sie eine Weile zugehört hatte.
    „Ein Mann will dich sprechen. Wer ist das?“
    „Keine Ahnung«, antwortete ich und nahm das Handy.
    „Hallo, hier ist Luisa. Mit wem spreche ich?“
    „Mit dem langhaarigen Kerl, der so ein fantastisches Gedächtnis hat. Du hast bestimmt geglaubt, dass ich die Nummer vergesse, oder? Tja, und eigentlich hattest du mir ja versprochen, eine Tasse heiße Schokolade mit mir zu trinken.“
    Ich war sprachlos. Wie in aller Welt konnte er sich nur an die Nummer erinnern, die ich bei all dem Krach heruntergerasselt hatte? Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    „Hallo, bist du noch dran?“
    „Ja, ja, ich bin noch dran“, antwortete ich. „Ich hab mich tatsächlich gewundert, dass du dich an die Nummer erinnerst.“
    „Wollen wir uns nächste Woche irgendwann treffen?“
    „Ich bin nur zu Besuch in München und fahre morgen Abend nach Hause zurück.“
    „Ach, wie schade, aber ich gebe dir meine Nummer. Ich bin gerade auf Tournee und sowieso ziemlich viel unterwegs. Wäre schön, wenn du dich mal melden würdest. Ich hab ja deine Handynummer, falls ich mal wieder in München sein sollte.“
    „Ja, das wäre schön.“
    Ich nahm mir einen Stift, um seine Nummer zu notieren. Verdammt! Er schrieb nicht. Ich fluchte innerlich und suchte hektisch nach einem anderen. Ich fand einen alten, halb eingetrockneten Leuchtstift und schrieb die Nummer auf eine Werbebroschüre.
    „Okay, dann hören wir vielleicht voneinander. Schön, dass du angerufen hast.“
    Ich spürte Mamas Nähe im Flur, als ich das Handy weglegte.
    „Wer war das denn?“, fragte sie mit allzu neugieriger Stimme.
    „Ach, niemand Besonderes“, antwortete ich. „Zieh bloß keine falschen Schlüsse. Im Moment gibt es nur einen Mann in meinem Leben, und das ist David.“
    „Und Ari Tamm?“
    „Der ist nur ein Freund und Berater.“
    „Das ist auch gut so, Luisa. Als alte, erfahrene Mutter will ich dir nämlich einen Rat geben. Ich finde, du solltest erst wieder zu dir selbst finden und ein neues Leben aufbauen, bevor du auf Partnersuche gehst. Du machst gerade eine enorm schwierige persönliche Entwicklung durch. Du hast schreckliche Dinge erlebt und musst erst wieder zu innerer Stärke finden. Ich will nicht, dass du dich jemand aus falschen Gründen an den Hals wirfst oder dich ausnutzen lässt. Was du jetzt vor allem brauchst, ist das Gefühl, geliebt zu werden, und wir lieben dich wirklich über alles und sind immer für dich da. Aber du musst auch lernen, dich selbst zu lieben, bevor du jemand anderen lieben kannst. Ich mache mir nur Sorgen um dich, mein liebes Mädchen.“
    „Danke, Mama, du hast bestimmt recht mit dem, was du sagst. Aber ich bin überhaupt nicht auf Partnersuche. Können wir das Thema damit beenden?“
    Ich kehrte nach Garching zurück. Arbeiten tat ich meist abends, wenn David schlief. Am Tag saß ich mit David stundenlang auf dem Spielplatz, spielte mit seinen kleinen Autos und baute Sandburgen. Angelika besuchte mich in regelmäßigen Abständen. Wenn Mati David sehen wollte, fuhren wir nach L. zur Strafvollzugsanstalt. Aber ich ging nie mehr mit hinein. Gabriel und David gingen alleine zu Mati. Gabriel hatte den Kontakt zu Mati vertieft. Mati hatte Gabriel versichert, dass er allen seinen Kumpeln gesagt habe, dass sie mich in Ruhe lassen sollten. Aber ich traute Mati nicht über den Weg, sondern rechnete eher mit dem Gnadenstoß. Ständig erwartete ich, dass die Polizei anrief und sagte: „Was haben wir Ihnen gesagt? Jetzt sind Ihre gutgläubigen Eltern tot, und das ist Ihre Schuld!“ Insgeheim war ich noch immer darauf eingestellt, dass wir nur in Sicherheit gewiegt werden sollten, bevor man meine Eltern tötete oder mich zufällig an einem Zebrastreifen überfuhr.

    Doch im Zusammenhang mit Dorles Besuchen war mir ein bestimmter Gedanke gekommen, ein Gedanke, den ich zwar noch nicht auszusprechen wagte, der mir aber ununterbrochen durch den Kopf ging.
    Zwar konnte ich nicht so gut singen wie sie, aber ich konnte gut dichten und schreiben. Ich schrieb einige Songtexte für sie, die sie dann in Musik umsetzen sollte.
    Eines Tages rief mich Dorle an und schrie geradezu ins Telefon:
    „Du wirst deinen Ohren nicht trauen, Luisa! Mein Manager ist von deinen Texten
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