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Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Titel: Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)
Autoren: Marita R. Naumann
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vertrauensvolle Beziehung zu Mati aufzubauen, war für Gabriel ein riskantes Unterfangen. Nach all dem, was wir durchgemacht hatten, hätte es sicher nur sehr wenige Menschen gegeben, die sich für diesen Weg entschieden. Doch meine Liebsten lebten ganz nach ihren Überzeugungen, und ihre Maxime lautete: „Wenn dein Feind Hunger hat, so gib ihm zu essen, wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken; tust du das, dann sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt. Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute.“ So steht es in Paulus' Brief an die Römer, 12, 20-21.
    Gabriel und meine Mama waren beide überzeugt davon, dass jeder Mensch das Recht auf eine neue Chance hat.
    Dass Mati seine Killer von mir abgezogen hatte, zeugte ihrer Meinung nach davon, dass sich unter all seinen Muskeln ein gutes Herz und der verwirrte Geist eines Jungen befanden, der nun vielleicht bereit war, sich helfen zu lassen. Gabriel war fest entschlossen, eine tragfähige Beziehung zu Mati aufzubauen. Diese Beziehung sollte auch eine wichtige Voraussetzung dafür sein, dass sie später in Fragen des Umgangs mit David zwischen Mati und mir vermitteln konnten.
    Da niemand von uns wusste, was die Zukunft bringen würde, nahmen wir jeden Tag so, wie er kam. Ich hatte wieder Heimarbeit gefunden und war bemüht, genug Geld für David und mich zu verdienen. Um den Kontakt mit Mati kümmerten sich ausschließlich Mama und Gabriel. Warum sollte man schlafende Hunde wecken? Matis psychischer Zustand war immer noch gewissen Schwankungen unterworfen. Gabriel besuchte ihn jeden Monat einmal, mehr Besuche durfte Mati nicht erhalten.
    Ari war inzwischen in seiner Firma befördert worden und nahm einen ziemlich verantwortungsvollen Posten ein. Ich merkte, dass er mich mochte und dass er gewünscht hätte, dass es mehr zwischen uns gab, als nur Freundschaft, aber ich liebte ihn nicht.
    Dorle hatte es mit ihrer Musikband weit gebracht und war viel auf Tournee. Eines Tages kam sie auch nach München. Sie rief mich an und bot mir Freikarten an. Ich wollte zwei Karten haben für Ari und mich.
    Wir freuten uns auf die Vorstellung und ich machte mich schön. Inzwischen hatte ich wieder zugenommen und sah wieder runder und gesünder aus.
    Nach der Veranstaltung sollten wir zur After-Show-Party mitgehen. Das Fest fand draußen bei lauen Temperaturen statt. Ich war so aufgeregt, dass ich krampfhaft Aris Hand festhielt. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, und der eingezäunte Partybereich war von Security-Leuten umgeben.
    Dann kam Dorle auf uns zu.
    „Kommt, meine Süßen! Zeigen wir uns den Leuten“, sagte Dorle. Dorle sagte einem Mann unsere Namen, als wir über den roten Teppich schritten. Im selben Moment klickten unzählige Kameras und flammten Blitze auf.
    „Hier, Dorle, schau hierher!“
    „Bitte ein Lächeln, Luisa!“
    „Ari, bitte freundlicher schauen!“
    Dorle lächelte in die Kameras, deutete einen Knicks an und nahm unsere Hände. Im nächsten Moment hatten wir die groß gewachsenen Bodyguards auch schon hinter uns gelassen. Dorle tauschte Luftküsse mit einem dunkelhaarigen Mann aus, der die Gäste am Eingang begrüßte.
    „Das ist meine Freundin Luisa und ihr Freund Ari“, sagte sie und zog uns an ihre Seite.
    „Hallo“, sagte ich. „Vielen Dank, dass ich mitkommen durfte.“
    „Kommt lasst uns an die Bar gehen. Hier ist alles gratis!“
    Etwas Ähnliches hatte ich noch nie erlebt. Hübsche Mädchen in hochhackigen Schuhen lachten laut und affektiert. Es waren so viele Prominente da, dass es mir schier den Atem verschlug. Die Musik hatte eine angenehme Lautstärke. Die dröhnenden Bässe verhallten in der sternklaren Sommernacht. Wir stellten uns in eine Ecke. Dorle war wohl genauso nervös wie ich und grüßte ständig irgendwelche Leute, die an uns vorbeigingen.
    „Hallo, Dorle!“
    „Hallo, Jörg!“
    Jörg Albrecht von RTL und und meine Freundin Dorle busselten sich ab.
    „Danke noch mal für das Interview, Dorle. Das war großartig! Wir sehen uns später.“
    „Sag mal, kennst du den etwa persönlich?“, fragte ich.
    „Ach, nein, nicht so richtig. Er hat nur neulich eine Sendung moderiert, in der ich dabei war. Ein Supertyp!“
    Ich nippte an meinem Drink. Es war schön, dem Treiben der Leute um uns herum zuzuschauen. Plötzlich nahm ich wahr, wie mich jemand von der Seite beobachtete. Ich drehte mich diskret ein wenig in Richtung Bar, um zu sehen, um wen es sich handelte. Er hatte lange, braune,
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