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Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Titel: Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)
Autoren: Marita R. Naumann
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Worte. Einem Kind geht es nicht gleich schlecht, wenn es seine Mama ein paar Stunden vermisst. Dadurch lernt es, was Sehnsucht ist, und wenn es das gelernt hat, dann weiß es auch Dinge zu schätzen.“
    „Ja, ja, Mama ... jetzt hör auf zu predigen. Ich tu schon, wie du mir gesagt hast.“
    Dorle wohnte zu dieser Zeit bei ihrer Bandkollegin Katja in der Innenstadt. Wir beschlossen, uns dort zu treffen und gemeinsam zurechtzumachen. Dorle und ich waren dabei, uns ein bestimmtes Image aufzubauen. Wenn man genauer hinsieht, sind wir eigentlich ziemlich verschieden, doch um dem Auge gewissermaßen einen Streich zu spielen, zogen wir uns an diesem Abend im Partnerlook an. Schließlich war Fasching, und vielleicht gelang es uns ja wirklich, irgendjemand weiszumachen, er sähe doppelt.
    Zu dritt nahmen wir ein Taxi nach Schwabing. Wir wollten zuerst in einer Disko vorbeischauen und später auf eine Privatparty im Englischen Garten gehen, einem der angesagtesten Klubs in jener Zeit. Wir grüßten den Türsteher, und schon waren wir drin.
    Es war bereits ziemlich spät und die Stimmung auf dem Siedepunkt. Die Leute tranken Sekt und tanzten auf den Tischen. Da die meisten verkleidet waren, tobten jede Menge Vampire und Gespenster durch den schummrigen Nachtklub. Dorle und ich hatten uns gegenseitig versprochen, nie so zu werden wie die billigen Flittchen, die alle Bars und Nachtklubs dieser Gegend abgrasten, um irgendwelche reichen Typen aufzureißen. Sie tanzten so lasziv und herausfordernd, dass sie die Blicke aller Männer auf sich zogen, und ließen sich gern an Tische bitten, auf denen die großen Champagnerkübel standen. Dorle und ich scherzten immer, dass wir irgendwann so reich wären, dass wir unseren eigenen Tisch mit Champagnerkübel und jeder Menge hübscher Jungs haben würden, die für uns tanzten. Natürlich wurden auch wir manchmal eingeladen, aber wir ließen uns meist nur mit Leuten ein, die wir gut kannten.
    Wir stellten uns an die Bar und betrachteten amüsiert all die merkwürdigen Kostüme um uns herum.
    Da blieb mein Blick plötzlich an einem Mann hängen, der am Eingang stand. Es war, als hätte Moses die Menschenmenge geteilt wie einst das Meer, ja, als wären alle plötzlich unsichtbar geworden, und nur dieser eine blieb im Licht des Eingangs zurück. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden, ich war wie paralysiert.
    „Dorle, wer ist das?“, fragte ich.
    „Wer?“
    „Na, der Typ da vorne, der mit einem der Türsteher spricht und die Hände in den Taschen hat. Sieht der nicht großartig aus?“
    Er war eine imposante, athletische Erscheinung, strahlte zugleich aber eine große Lebenserfahrung aus. Ich hatte noch nie jemand gesehen, der eine solche Aura hatte. Allein seine Körpersprache verschaffte ihm Respekt und weckte meine Neugier.
    Er war braun gebrannt und hatte lange, sonnengebleichte Haare, die er sich mit einer lässigen Bewegung aus dem Gesicht wischte. Er mochte Mitte vierzig sein und hatte markante, doch auch geheimnisvolle Züge, die ich sehr sexy fand.
    „Dorle, der Mann sieht unglaublich gut aus. Wer ist das?“
    „Das ist der ehemalige Chef der Motorradrockerbande. Er heißt Mike Angler und ist Deutschamerikaner! Er hat dafür gesorgt, dass David und du sicher nach Hause kommen konnten. Und er hat dafür gesorgt, dass ihr heute noch lebt!“
    Endlich hatte ich den Mann gesehen, der für mich immer ein rätselhafter Unbekannter gewesen war und dem ich so viel zu verdanken hatte.

    Zweiundzwanzigstes Kapitel

    Die Zeit verging. Ich arbeitete an meinen Texten und verdiente damit nach und nach immer mehr Geld. Die Arbeit machte mir Spaß, sie war kreativ, außerdem konnte ich zu Hause arbeiten. David ging nur einen halben Tag in den Kindergarten, dann holte ich ihn ab und wir unternahmen irgendetwas Schönes.
    Jetzt hatte ich auch keine Angst mehr, mich auf der Straße frei zu bewegen. Mati hatte Wort gehalten. Keiner von seinen Kumpeln belästigte mich mehr.
    Hin und wieder besuchte uns Ari an den Wochenenden und wir fuhren dann hinaus aufs Land. Es waren immer schöne Tage gewesen und manchmal fragte ich mich, warum ich Ari nicht lieben konnte.
    Oft, wenn ich einen Liebestext schrieb, musste ich unwillkürlich an Maik denken. Ich fragte mich, wie er so im Privatleben war. Ich dachte auch an den langhaarigen Musiker, den ich nie angerufen hatte. Wenn das Schicksal wollte, dass ich ihn treffen sollte, dann trag ich ihn auch irgendwann.
    An einem regnerischen Tag hatte ich
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